Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 329 Hülsede, Wasserschloss 1589

Beschreibung

Wappenstein. Der Stein ist im Innenhof über einem der Eingänge zum Treppenturm eingemauert. Er ist in die Nische einer Ädikula eingefügt und zeigt zwei Vollwappen, darunter die Inschrift erhaben in einem vertieften Feld. Die Inschrift ist in den ersten beiden Zeilen in zwei Kolumnen angeordnet, die Jahresangabe in der dritten Zeile ist durchgehend zu lesen.

Maße: H.: ca. 150 cm; B.: ca. 95 cm; Bu.: ca. 4,5 cm.

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. HERMAN VON · / MENGERSSEN // ILSE VON / · DEMa) BORN / ANNO · 1589b)

Wappen:
Mengersen,1) Borne2)

Kommentar

Gleichmäßig gestaltete schrägliegende Kapitalis mit deutlicher Linksschrägen- und Bogenverstärkung. Spitzovales O. Schaft des I mit Ausbuchtung. Beim R kleiner oberer Bogen; die Cauda geschwungen und einwärts gekrümmt. Die beiden Bögen der Doppelschlinge der 8 sind übereinandergelegt, so dass ein plastischer Effekt entsteht. Die Ziffernformen gleichen denen auf dem Kaminsturz Nr. A1 52. Das Stück gehört zu einer Gruppe von Werken, die aufgrund ihrer Buchstabenformen derselben Werkstatt zugeordnet werden können; vermutlich sind sie Johann Robin zuzuschreiben (s. Einleitung Kap. 8.4).

Hermann XI. von Mengersen (um 1520–1593) war der Sohn des Hermann VIII. von Mengersen und der Margarethe von Oeynhausen. Er war Drost zu Rodenberg und von 1571 bis zu seinem Tod Drost zu Sachsenhagen. Im Austausch für ein Darlehen, das er Graf Otto IV. von Holstein-Schaumburg gewährte, wurden ihm Schloss und Amt Sachsenhagen verpfändet. Nach dem Tod Ottos IV. wurde Hermann von Mengersen Mitglied der Ständeregierung, die bis 1582 die Grafschaft Schaumburg verwaltete,3) und unter Adolf XIV. Landdrost.4)

Mit den Gütern in Hülsede, die zuvor der Familie von Rottorp gehört hatten, wurde Hermann von Mengersen im Jahr 1585 belehnt. Die Anwartschaft auf die Rottorpschen Lehen hatte er bereits 1565 erworben.5)

Hermann von Mengersen war verheiratet mit Ilse von dem Borne, der Tochter des Alhard von dem Borne auf Herlinghausen und einer Frau von Sudholte.6) Das Wappen Hermann von Mengersens und das seiner Ehefrau finden sich zusammen mit der Jahreszahl 1589 auch an einem Kamin im Südflügel des Schlosses Hülsede (Nr. 330). Aus der Ehe gingen elf Söhne und fünf Töchter hervor, darunter Otto I. (Nr. 370) und Jobst I. (zu seiner Tochter Elisabeth Juliane von Mengersen vgl. Nr. 566).7)

Hermann von Mengersen starb 1593 und wurde in Bergkirchen bestattet. Eine Grabplatte wird in der älteren Literatur erwähnt, ist jedoch offenbar nicht mehr erhalten.8)

Textkritischer Apparat

  1. DEM] fehlt Parisius.
  2. 1589] 1586 Stölting/von Münchhausen.

Anmerkungen

  1. Wappen Mengersen (Flug, unten mit einem Ring); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 88 u. Bd. 2, Tafel 212.
  2. Wappen Borne (zwei Querbalken, über dem oberen vier, über dem unteren fünf Rauten); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 18 u. Tafel 43; hier abweichend: erste und fünfte Raute über dem unteren Balken nur halb.
  3. B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 107.
  4. Tebbe, Epitaphien, S. 187; vgl. Meyer, Geschichte des Geschlechts von Mengersen, S. 43–45.
  5. Meyer, Geschichte des Geschlechts von Mengersen, S. 17 u. 45.
  6. Meyer, Geschichte des Geschlechts von Mengersen, S. 46.
  7. Weitere Nachkommen verzeichnet Meyer, Geschichte des Geschlechts von Mengersen, Stammtafel II.
  8. Meyer, Geschichte des Geschlechts von Mengersen, S. 45; vgl. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 21.

Nachweise

  1. Mithoff, Fürstenthum Calenberg, S. 106.
  2. Parisius, Das vormalige Amt Lauenau, 1911, S. 131.
  3. Stölting/von Münchhausen, Rittergüter, S. 198.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 329 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0032906.