Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 276 Gut Wormsthal 1577

Beschreibung

Haus. Stein. An der südlichen Giebelseite des westlicheren der beiden Wirtschaftsgebäude ein heute vermauerter Torbogen, an dessen Schlussstein sich die erhaben in vertiefter Zeile gearbeitete Jahreszahl A befindet. Etwas oberhalb des Giebelfußes ist in der Mitte der Fassade ein Wappenstein eingemauert, der oben und seitlich gerahmt ist. Er zeigt zwei Vollwappen nebeneinander, darunter jeweils erhaben in vertieften Feldern die beiden Inschriften B1 und B2; die Jahreszahl in Inschrift B2 ist so auf die beiden Zeilen verteilt, dass die Jahrhundertangabe nach dem Vornamen, die Minderzahl nach dem Nachnamen steht. Zwischen den beiden Feldern das Steinmetzzeichen M32. Der dreieckige Abschlussstein an der Giebelspitze zeigt zwei vertiefte Felder untereinander; im oberen Feld die erhaben ausgehauene Jahreszahl C1, im unteren die ebenfalls erhaben ausgehauenen Initialen C2, zwischen ihnen das erhaben ausgehauene Steinmetzzeichen M22, das von einem Riss durchzogen wird.

Maße: H.: ca. 45 cm (A), ca. 50 cm (B), ca. 30 cm (C); B.: ca. 50 cm (A), ca. 70 cm (B), ca. 45 cm (C); Bu.: ca. 7–8 cm (A), ca. 4–5 cm (B), ca. 5 cm (C1), ca. 10 cm (C2).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis mit Versalien (B), Kapitalis (C2).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. A

    1·5·77 ·

  2. B1

    CHRISTOFF · VON · / LANDESBERG ·

  3. B2

    FREDEKE · / KLENCKE : // 15/77

  4. C1

    15·77

  5. C2

    I(AKOB) K(ÖLLING)

Wappen:
Landsberg,1) Klencke2)

Kommentar

I in Inschrift C2 mit i-Punkt. Das I zeigt die für Jakob Kölling charakteristischen balkenartigen Sporen (vgl. Nr. 225). Die Schrägschäfte des K sind wie stets bei Köllings Meistersignaturen verkürzt. Auch die Ziffern in Inschrift A und C1 weisen die für Jakob Kölling (vgl. Einleitung Kap. 8.4) typischen Formen auf: Die 1 endet oben in einem Quadrangel, unten läuft sie spitz zu. Die 5 besteht aus Deckbalken und Bogen; der Schrägschaft der verhältnismäßig spitzwinkligen 7 ist nach rechts durchgebogen und in Inschrift C1 weit nach links gezogen (vgl. Nr. A1 23, 208, 226, 228, 274 u. 273 und 286).

Von einem anderen Steinmetzen stammen die Inschriften B1 und B2 auf dem Wappenstein. Hier liegt eine gleichmäßig gearbeitete schrägliegende Kapitalis mit relativ breiten Schattenstrichen vor. Die Balkenenden sind keilförmig verbreitert. Beim R kleiner Bogen, der oberhalb der Mittellinie endet. Spitzovales O. Der untere Schrägbalken des K ist geschwungen. Der Sporn am oberen Bogenende des C ist gegabelt, ebenso wie das obere Schaftende des Versals L in LANDESBERG. Der Stein gehört zu einer Gruppe von Werken, die aufgrund ihrer Buchstabenformen derselben Werkstatt zugeordnet werden können; vermutlich ist Johann Robin als Urheber anzusprechen (s. Einleitung Kap. 8.4).

Mitglieder der Familie von Landsberg treten seit dem 15. Jahrhundert als Inhaber des Guts Wormsthal in den Quellen auf.3) Zu Christoph von Landsberg und seiner Ehefrau Fredeke Klencke vgl. Nr. 309 sowie 334.

Das Gut gehörte zum Kirchspiel Hattendorf, als dessen Kirchenpatrone die von Landsberg fungierten.4) Jakob Kölling, der Baumeister des vorliegenden und eines weiteren Wirtschaftsgebäudes auf Gut Wormsthal (Nr. 286), arbeitete zur gleichen Zeit auch an der Hattendorfer Kirche (vgl. Nr. 273 u. 274).

Anmerkungen

  1. Wappen Landsberg (geteilt: 1. Fuchs, 2. Schräggitter); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 78 u. Bd. 2, Tafel 190.
  2. Wappen Klencke (Kammrad); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 31 u. Tafel 77.
  3. Höing, Einleitung zum Findbuch zu NLA BU, Bestand Dep. 57.
  4. Husmeier, Ortsverzeichnis, S. 641.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 276 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0027603.