Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 272 Bückeburg, Jetenburger Kirche 1577

Beschreibung

Taufstein. An vier Seiten des achteckigen Postaments Reliefs mit Löwenköpfen. Am Schaft die vier teilweise beschädigten Evangelistensymbole im Relief. Der Übergang zum Becken ist mit einem reliefierten Blattkranz verziert. Am achtseitigen Becken im Relief die zwölf Apostel mit ihren Attributen und der auferstandene Christus; auf der der Christusdarstellung gegenüberliegenden Seite ein Putto, der zwei Wappenschilde hält. Die Inschriften A und B laufen um das Becken um, A oberhalb der Figurendarstellungen, B unterhalb als Beischriften. Inschrift C zu beiden Seiten der Christusdarstellung. A und B erhaben in vertiefter Zeile, C eingehauen; als Abkürzungszeichen zwei übereinandergesetzte Quadrangeln, die jedoch nicht ganz konsequent gesetzt sind. Die Inschriften A und B sind nur noch lückenhaft erhalten, da einige Stellen abgeschlagen sind und zum Teil durch neu eingesetzte Steinstücke ersetzt wurden; manche Buchstaben wurden in Zement erneuert.

Maße: H.: 105,5 cm (ohne Podest); Dm.: 72 cm; Bu.: 2,8 cm (A), 2,1 cm (B), 1,6 cm (C).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    DEO OPTI(MO) MAXI(MO) / QVI FVERIT / CREDENS [ . . ]TVS / B[A - - - ] / VNDA, ASCE[ . . . . / N]ITIDIa) TEC[ . . ] / SVDb)[ - - - ] / POLI ·c) /

  2. B

    ADOL(F) STEVENS · FIER(I) F[E](CIT)d) / S(ANCTVS) · SIMON · S(ANCTVS) · IACOB(VS) MI(NOR) / S(ANCTVS) · BART(HOLOMAEVS) S(ANCTVS) · PHILIP(PVS) / S(ANCTVS) · ANDRE(AS) · S(ANCTVS) · PETRVS / SALVATOR MVNDI / S(ANCTVS) IACOB(VS) · MA(IOR) · S(ANCTVS) · IOAN(NES) / S(ANCTVS) · THOM(AS) S(ANCTVS) · MATTHAE(VS) / S(ANCTVS) · IVD(AS) THA(DDAEVS) S(ANCTVS) · MATHIA(S) /

  3. C

    15//77

Übersetzung:

Dem besten und höchsten Gott. Wer, durch das Wasser der Taufe gewaschen, zum Gläubigen geworden ist, wird oben [?] in die Behausung, die der glänzende Himmel bietet, hinaufsteigen. (A)

Adolf Steven hat (dies) machen lassen. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon (A).

Wappen:
Steven,1) Mantels2)

Kommentar

Für den Taufstein ist aufgrund der Schriftmerkmale eine Urheberschaft des Bildhauers Arend Robin wahrscheinlich, der auch das Epitaph für Melchior Steven (Nr. 253), den Vater des Auftraggebers des Taufsteins, anfertigte. Insbesondere die schrägliegende Kapitalis der Inschrift A zeigt die für Robin typischen Buchstabenformen (vgl. Einleitung Kap. 8.4): Die Bogenverstärkungen sind sehr ausgeprägt, insbesondere beim spitzovalen O. Der Bogen des P ist weit herabgezogen. R mit kleinem Bogen und geschwungener Cauda. Der Schrägschaft der 7 ist nach rechts durchgebogen. Der Rechtsschrägschaft des X ist geschwungen. In Inschrift A meist Halbnodus am Schaft des I. Für die Urheberschaft Robins sprechen auch die etwas kurzen Beine der an der Wandung des Taufbeckens dargestellten Figuren (vgl. einige der männlichen Gestalten auf dem Kaminsturz Nr. 266).

Der Taufstein wurde, wie die Inschrift besagt, von Adolf Steven (zu ihm Nr. 296) gestiftet. Neben dem Wappen Stevens zeigt er auch das seiner Ehefrau Anna Mantels; die beiden Wappen sind auch auf der Grabplatte und dem Epitaph für Adolf Steven (Nr. 295 u. 296) zu sehen. Adolf Steven und sein Vater Melchior stifteten für die Jetenburger Kirche „Fenster und auch andere Stücke in dieser Kirchen“,3) wie sich aus der Leichenpredigt für Elisabeth von Syburg, die Enkelin Adolf Stevens, ergibt. Erhalten ist nur noch der Taufstein.

Textkritischer Apparat

  1. N]ITIDI] IVIDITI Kdm.
  2. SVD] SVR Kdm. Die Buchstaben VD scheinen in Zement erneuert zu sein.
  3. Der genaue Wortlaut der Inschrift ist nicht mehr rekonstruierbar, doch lässt sich anhand der vorhandenen Buchstabenreste der Sinn weitgehend erschließen (siehe die Übersetzung). Eine mögliche konjizierte Fassung wäre: Qui fuerit credens lotus baptismatis unda, / ascendet nitidi tecta superna poli.
  4. FIER(I) F[E](CIT)] fieri curavit Prinz.

Anmerkungen

  1. Wappen Steven (Fisch).
  2. Wappen Mantels (Sichel).
  3. Leichenpredigt für Elisabeth von Syburg, fol. E IIr.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 39f.
  2. Prinz, Grabdenkmäler, S. 23, Anm. 6 (B teilweise, C).
  3. Mathies, Taufbecken, S. 118 (A, B teilweise).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 272 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0027205.