Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 252 Bückeburg, Jetenburger Kirche 1575

Beschreibung

Grabplatte für Melchior Steven. Stein. Die hochrechteckige Platte, die stark abgetreten ist und Feuchtigkeitsschäden aufweist, ist von der westlichen Eingangstür aus gesehen an der vorletzten Stelle im Mittelgang der Kirche in den Fußboden eingelassen. Sie zeigt im Innenfeld zwei nebeneinander angeordnete Wappen. Inschrift A läuft um die Grabplatte um. Oberhalb der Wappen die Inschrift B auf einem zweifach eingefalteten Schriftband. Beide Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Maße: H.: 213 cm; B.: 104 cm; Bu.: 7 cm (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis mit Versal.

  1. A

    AN[(N)]O D(OMI)NI 1575 DEN 1[2 - - - ]a)/[S]b) IST DER ERBAR MELCHIOR STEVENS VOGET [ . . . . ]c) BVCKEN[ . ]V[ . . ]d) / [ - - - ]e) SELICHLICH / [ - - - ]f) GOT GEBE ALLE(N) CHRISTGLVBIGg) EIN GOTZELIGES ENDE · A(MEN)h)

  2. B

    VITA · MICHI // CHRISTVS · MO[R]S // [ - - - L]VCRVMi)1)

Übersetzung:

Christus ist für mich das Leben, Sterben ist […] Gewinn. (B)

Wappen:
Steven,2) ?3)

Kommentar

Leicht schrägliegende Kapitalis mit schmalen Buchstaben. G unten spitz mit nach oben verlängerter senkrechter Cauda. Spitzovales O. Der Bogen des R endet über der Mittellinie. S mit verstärktem Mittelteil. Z in Form einer 3. Ausgeprägte Sporen, bei C und S Serifen. I in CHRISTGLVBIG mit zwei Nodi. Die Grabplatte ähnelt in ihrer Gestaltung, der Ausführung ihrer Schrift und hinsichtlich des Formulars von Inschrift A (z. B. CHRISTGLVBIG) der Grabplatte für Adolf Steven (Nr. 295). Möglicherweise stammt sie aus der Werkstatt des Arend Robin (vgl. Einleitung Kap. 8.4).

Zu Melchior Steven s. Nr. 253.

Textkritischer Apparat

  1. Prinz erwägt eine Ergänzung zu 12 Januarii, doch ist dies nicht mit dem Befund der noch verbliebenen Buchstabenreste in Einklang zu bringen.
  2. [S]] fehlt Prinz, Tebbe.
  3. [ . . . . ]] thor Prinz, Tebbe.
  4. BVCKEN[ . ]V[ . . ]] Zu ergänzen zu BVCKENBVRG (vgl. Prinz).
  5. Bei Prinz hier keine Fehlstelle, sondern selig. Da jedoch am Ende der Zeile das Wort SELICHLICH erkennbar ist, dürfte am Beginn der Zeile ein anderer Text gestanden haben. Denkbar wäre in Gott dem Herrn.
  6. [ - - - ]] entslafen Prinz. Bei Prinz ist nach entslafen eine Fehlstelle angegeben; aus Platzgründen kann an dieser Stelle jedoch kein zusätzlicher Text gestanden haben.
  7. CHRISTGLVBIG] christglubigen Prinz, Tebbe.
  8. Befund: Breiter Kürzungsbalken mit Ausbuchtung.
  9. [ - - - L]VCRVM] mihi lucrum Prinz.

Anmerkungen

  1. Vgl. Phil 1,21: Mihi enim vivere Christus est et mori lucrum. Der Spruch ist in der Form Vita mihi Christus, mors mihi dulce lucrum (ein Pentameter) häufiger in Inschriften belegt; vgl. z. B. das Epitaph des Laurentius Hoffmann aus der Ulrichskirche in Halle a. d. Saale aus dem Jahr 1631 (dazu Jäger, Vorreformatorische Heiligenlegenden, S. 209 u. 218).
  2. Wappen Steven (Fisch).
  3. Wappen ? (Baum).

Nachweise

  1. Prinz, Grabdenkmäler, Nr. 7a, S. 18.
  2. Tebbe, Epitaphien, Nr. 76, S. 214 (nach Prinz).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 252 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0025203.