Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 236 Meinsen (Bückeburg), Kirche 1572

Beschreibung

Gedenkstein für Sergius Sassenberg und Wobbeke Engelking. Der Stein ist außen an der Südseite des Turms eingemauert. Umgeben von einem Beschlagwerkrahmen verläuft die Inschrift A erhaben in einem querrechteckigen vertieften Feld. Oben ein Gesims, auf dem ein Totenschädel im Vollrelief liegt. Am unteren Rand auf das Beschlagwerk aufgesetzt ein Wappen, zu beiden Seiten die eingehauene Künstlersignatur B (M31).

Maße: H.: 94 cm; B.: 90 cm; Bu.: ca. 2,5 cm (A), ca. 2,8 cm (B).

Schriftart(en): Schägliegende Kapitalis mit Versalien (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    ANNO · D(OMI)NI · MD · LVI / SERGIVS SASSENBERG A VITA DISCESSIT. / DOGMATA QVI COLVIT SYNCERO PECTORE CHRISTI / HÎC CVBAT VT SVAVI PACE FRVATVR AVE. / EST FELIX QVICVNQ(VE) DEIa) PRAECEPTA SECVTVS / IN CHRISTI CLAVDIT FATA SVPREMA FIDE. / ANNO · D(OMI)NI · MD · LXXII / WOBBEKE SASSENBERG VITAM RELIQVIT. / ME MERITÔ RAPIDA DEPLORES MORTE IACE(N)TEM / AEMVLA SIC QVOSVISb) MORS RAPIT ATQ(VE) NECAT. / ERGO QVISQVIS ADES VANA HAEC LVDIBRIA MVNDI / GAVDIAQ(VE) EXEMPLO SPERNERE DISCE MEO.

  2. B

    A(REND) R(OBIN) // C C

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1556 schied Sergius Sassenberg aus dem Leben. Er, der der christlichen Lehre mit reinem Herzen folgte, ruht hier, auf dass er sich am süßen Frieden erfreuen kann; lebe wohl. Glücklich ist jeder, der die Gebote Gottes befolgt und im Glauben an Christus sein letztes Schicksal beschließt.

Im Jahr des Herrn 1572 verließ Wobbeke Sassenberg das Leben. Du magst mich, die ich vom plötzlichen Tod dahingerafft daliege, zu Recht beweinen: Denn so rafft der neidische Tod alle dahin und nimmt ihnen das Leben. Wer auch immer du also bist, der du hier stehst: Lerne durch mein Beispiel, diesen wertlosen Tand und diese Freuden der Welt zu verachten. (A)

Versmaß: Elegische Distichen (A, Z. 3–6 u. 9–12).

Wappen:
Sassenberg1)

Kommentar

Die schrägliegende Kapitalis weist die für Arend Robin typischen Schriftmerkmale auf (vgl. Einleitung Kap. 8.4.); die Kapitalis auf der vorliegenden Tafel kommt der Kapitalis, die auf dem Epitaph für Graf Otto IV. verwendet wurde, sehr nahe (Nr. 284). Die Tafel ist sowohl hinsichtlich ihrer künstlerischen Gestaltung als auch ihres Textaufbaus genau so gestaltet wie der Gedenkstein für Petrus Pistorius und Johann Grisendyck an der Jetenburger Kirche (Nr. 217).

Sergius Sassenberg stand als Stallmeister in Diensten des Grafen Johann von Holstein-Schaumburg2) und kämpfte mit ihm während der Hildesheimer Stiftsfehde 1519 in einer Schlacht in der Soltorper Heide.3) Vermutlich wurde Sassenberg durch Graf Johann mit dem Krug in Meinsen belehnt. In einem Güterverzeichnis des Stifts Obernkirchen aus dem Jahr 1553 wird er als „Achtsmann“ und Krüger bezeichnet.4)

Er war verheiratet mit Wobbeke Engelking.5) Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor,6) darunter Sergius Sassenberg d. J., der später Bürgermeister in Bückeburg wurde (Nr. 418), und Johannes Sassenberg, Amtmann in Bückeburg (Nr. 343). Sergius Sassenberg d. Ä. starb nach Angabe der Inschrift im Jahr 1556,7) seine Ehefrau im Jahr 1572.

Textkritischer Apparat

  1. DEI] DIE Sassenberg.
  2. QVOSVIS] QVISQVIS Sassenberg.

Anmerkungen

  1. Wappen Sassenberg (gestümmelter liegender Ast, daraus ein Eichenzweig mit Eichel hervorwachsend).
  2. Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C Ir.
  3. Eggers zufolge (Die Schaumburger Sassenbergs, S. 4) fand die Schlacht nordwestlich von Soltau (Heidekreis) statt.
  4. Eggers, Die Schaumburger Sassenbergs, S. 6f.
  5. Eggers (Die Schaumburger Sassenbergs, S. 6) konstruiert eine erste Ehe mit einer Frau aus der Familie Sobbe, weil sein Sohn Sergius Sassenberg d. J. 1597 als Vetter des Thomas Sobbe bezeichnet werde; allerdings heiratete 1560 eine Geseke Sassenberg, vermutlich eine Tochter Sergius’ d. Ä., einen Thomas Sobbe; vgl. NLA BU, L 1 Nr. 2661 (nach Findbuch). Vermutlich rührt die Verwandtschaftsbezeichnung „Vetter“, die in der Frühen Neuzeit terminologisch nicht so streng gebraucht wurde wie später, daher.
  6. Eggers, Die Schaumburger Sassenbergs, S. 8–10.
  7. In der Leichenpredigt auf seinen Sohn wird abweichend das Jahr 1553 als Todesjahr angegeben (Leichenpredigt für Sergius Sassenberg d. J., fol. C Iv).

Nachweise

  1. Eggers, Die Schaumburger Sassenbergs, S. 3.
  2. Sassenberg, Chronik der Familie Sassenberg, S. 30f. (mit Abb.) (A).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 236 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0023609.