Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 181 Obernkirchen, Stift 1558

Beschreibung

Grabplatte für Maria von Münchhausen. Stein. Die aus Obernkirchen stammende hochrechteckige Grabplatte war zu Anfang des 20. Jahrhunderts in das Schloss Münchhausen in Apelern gebracht worden und wurde dann an dem ab 1914 errichteten Mausoleum im Schlosspark rechts neben der Eingangstür aufgestellt; seit 1977 befindet sie sich wieder in Obernkirchen.1) Sie ist im Kreuzgang aufgestellt. Das vertiefte Innenfeld zeigt eine Reliefdarstellung der Verstorbenen in Bethaltung unter einem Kruzifix. Sie kniet auf dem Golgatha-Hügel. Über dem Kopf der Figur zwei Vollwappen ebenfalls im Relief. Die Inschrift ist erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt und läuft um den Stein um. Am Ende ein paragraphzeichenförmiges Interpunktionszeichen. Die gesamte Platte ist von Teerspritzern überzogen.

Maße: H.: 222 cm; B.: 131 cm; Bu.: 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · 1558 · vigilia · s(an)cti · / ioannisa) · baptisteb)2) · ex · hac · vita · migrauitc) · honesta · d(omi)na · maria / de · monnichusen · quondam · / henrieid) de · ditforde · vxor · cuius · a(n)i(m)e · d(omi)n(u)s · sit · p(ro)picivse) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1558 schied am Tag vor dem Fest Johannes des Täufers die ehrenhafte Frau Maria von Münchhausen, ehemals Gattin des Heinrich von Ditfurth, aus diesem Leben. Der Herr sei ihrer Seele gnädig.

Wappen:
Münchhausen3)Langen4)

Kommentar

Die Buchstabenformen ähneln denen auf den Grabplatten für die Eltern der Maria von Münchhausen (Nr. 176 u. 179), insbesondere der Versal A am Beginn der Inschrift, das x und die 5. Ansonsten gilt das in der Einleitung (Kap. 8.3.) über die gotische Minuskel des Jasper Robin Gesagte; vermutlich stammt die Grabplatte aus seiner Werkstatt. Ferner gleicht das Formular der vorliegenden Inschrift (ex · hac · vita · migrauit · / honesta · d(omi)na · […] · / quondam · […] · vxor) demjenigen auf der Grabplatte für ihre Mutter Adelheid von Langen (Nr. 176).

Maria von Münchhausen war die Tochter des Johannes von Münchhausen (Nr. 179) und der Adelheid von Langen (Nr. 176). Maria von Münchhausen heiratete um 1540 Heinrich von Ditfurth (ca. 1510–1591), den Sohn des Hans von Ditfurth und der Ilse von Schuneberner.5) Er war Lehnsherr auf Wegeleben (Lkr. Harz, Sachsen-Anhalt) und quedlinburgischer Erbmarschall.6) Aus der Ehe gingen die Kinder Hans7), Liborius, Armgard und Anna hervor.8)

Maria von Münchhausen starb der Grabinschrift zufolge am 23. Juni 1558. Ihr verwitweter Ehemann Heinrich von Ditfurth heiratete 1560 in zweiter Ehe Anna von Rautenberg.

Für Marias Bruder Dietrich von Münchhausen ist ebenfalls eine Grabplatte im Stift Obernkirchen erhalten (Nr. 230); eine Grabplatte für ihren Bruder Börries, die ebenfalls aus Obernkirchen stammen dürfte, befindet sich in Apelern (Nr. 411).9) Die Familie von Münchhausen hatte im Jahr 1464 durch Güterschenkungen formell das Recht erworben, im Stift bestattet zu werden.10) Der Begriff Domina in der Grabinschrift ist hier nicht im Sinne von „Stiftsvorsteherin“ zu verstehen.

Textkritischer Apparat

  1. Schaft-s am Wortende.
  2. s(an)cti · / ioannis · baptiste] sanctae Mariae et Barbarae SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 167.
  3. ex · hac · vita] fehlt Mahrenholtz; ex hac vita migravit fehlt SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 167.
  4. henriei] statt henrici. Henrici Mahrenholtz.
  5. cuius · a(n)i(m)e · d(omi)n(u)s · sit · p(ro)picivs] fehlt SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 167; cuius anima sic propitius Mahrenholtz; cuius anima in pace requiescat Tebbe.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28 u. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 8, S. 119. Die Aufstellung am Mausoleum ist auf einer Fotografie (Postkarte mit Poststempel vom 17. Mai 1918) zu sehen (NLA BU, S2 P Nr. 30037).
  2. 23. Juni.
  3. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  4. Wappen Langen (Tuchschere); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 228 u. Tafel 278.
  5. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 105, S. 54 u. Nr. 151, S. 80; von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 73–81 u. Tafel III u. IV.
  6. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 151, S. 80.
  7. Zu ihm Nr. 415 u. 564, zu seiner Tochter Hedwig Elisabeth von Ditfurth vgl. Nr. 624.
  8. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, Tafel IV.
  9. Ihre Schwester Anna ist im Kloster Amelungsborn bestattet; die entsprechende Grabinschrift ist kopial überliefert (DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 111).
  10. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 113f.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28 (nur Name der Verstorbenen).
  2. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174, ohne Blattzählung.
  3. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 167, S. 105.
  4. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 8, S. 119.
  5. Tebbe, Epitaphien, Nr. 113, S. 228 (teilweise).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 181 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0018109.