Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 179 Apelern, Schloss Münchhausen, Mausoleum 1558

Beschreibung

Grabplatte für Johannes von Münchhausen. Stein. Die aus dem Stift Obernkirchen stammende1) Grabplatte ist im Inneren des Mausoleums in der südlichen Fensternische links des Fensters an der Wand aufgestellt. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgehauene Inschrift läuft um die Platte um. Kürzungsstriche und i-Punkte sind in Kontur auf der Rahmenleiste eingehauen. Im Innenfeld ein Vollwappen im Relief in einem rechteckigen vertieften Feld.

Maße: H.: 201 cm; B.: 120 cm; Bu.: 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno · d(omi)nj · 1558 · in · vigilia · / sancti · andree · ap(osto)li2) · ex · hac · vita · migrauit · nobilis · et · / strenuus · armiger Johannes / monichusen · cuius · a(n)i(m)a · requiescat · in · pacea) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1558 am Tag vor dem Fest des heiligen Apostels Andreas schied der edle und gestrenge Edelknecht Johannes von Münchhausen aus diesem Leben. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Münchhausen3)

Kommentar

Die Grabplatte stammt vermutlich aus der Werkstatt des Jasper Robin; sie zeigt die für ihn charakteristischen Schriftmerkmale (vgl. Einleitung Kap. 8.3.), insbesondere den Versal A und das runde s am Wortende ohne die für die gotische Minuskel charakteristischen Brechungen in strenuus. Die Grabplatte gleicht hinsichtlich der Buchstaben- und Ziffernformen und der Gestaltung des Innenfelds derjenigen für die Ehefrau des Verstorbenen, Adelheid von Langen, aus dem Jahr 1555 (Nr. 176). Davon abgesehen deckt sich das Formular der Inschrift mit dem auf der Grabplatte für Statius Post, wo es ebenfalls heißt Ex · hae [sic] · vita · / migravit · nobilis · Et · stre(n)nvvs · / armiger (Nr. 163).

Johannes von Münchhausen wurde als Sohn des Liborius von Münchhausen und einer Frau aus der Mindener Familie Vogt geboren. Er war Herr auf dem Rittergut Brummershop (= Sael). 1543 ist er als Drost zu Rodenberg nachgewiesen; er wird damals als etwa 50-jährig bezeichnet,4) wird also in den frühen 1490er-Jahren geboren sein. Johannes von Münchhausen übernahm häufiger Bürgschaften, so 1534 für Graf Adolf von Holstein-Schaumburg.5) Beleg dafür, dass er als Bürge auftrat, dürfte auch das Vorhandensein eines Scheltbriefs unbekannten Datums sein, auf dem er neben Barnward Barner und Joachim von Gladebeck am Galgen dargestellt ist. Darüber hinaus zeigt das Bild den aufs Rad geflochtenen Claus von Rottorp (Nr. 317).6) Derartige Schmähschriften wurden unter anderem von Gläubigern in Auftrag gegeben, wenn Schuldner und ihre Bürgen ihren Verpflichtungen nicht nachkamen. In diesem Fall dienten sie dazu, die Säumigen zu beschimpfen und in ehrenrühriger Weise darzustellen, etwa durch Hinrichtungsarten, die Adligen nicht würdig waren. Durch die Briefe sollte der Druck auf die Schuldner und Bürgen erhöht werden, die fälligen Leistungen zu erbringen, um damit der öffentlichen Verbreitung der Briefe zuvorzukommen.7)

Johannes von Münchhausen war verheiratet mit Adelheid von Langen (Nr. 176). Das Ehepaar hatte zehn Kinder, darunter Dietrich von Münchhausen (Nr. 230), Börries d. J. von Münchhausen (Nr. 411) und Maria von Münchhausen (Nr. 181).

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen pa und ce Spatium.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28 zu der Grabplatte der Adelheid von Langen (Nr. 176).
  2. 29. November.
  3. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  4. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 105, S. 54; vgl. Nr. 71, S. 41f.
  5. Zusammen mit Wilken Klencke (Nr. 145), Ludolf von Münchhausen (Nr. 210), Ludolf von Münchhausen zu Apelern, Dietrich von Münchhausen (Nr. 230) und anderen (Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 480,8ff.).
  6. Hupp, Scheltbriefe, S. 61f. Das Dokument befindet sich im Landesarchiv Detmold (Hupp, S. 61 ohne Angabe einer Signatur).
  7. Hupp, Scheltbriefe, S. 1–8.

Nachweise

  1. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174, ohne Blattzählung.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 179 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0017906.