Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 163 Obernkirchen, Stift 1549

Beschreibung

Grabplatte für Statius Post. Stein. Die hochrechteckige Platte mit Reliefdarstellungen ist im Kreuzgang aufgerichtet. Das Innenfeld zeigt den Verstorbenen in Rüstung. Er kniet betend auf einem Hügel, zu seiner Rechten sein Schwert, zu seiner Linken sein Helm. Rechts von seinem Kopf beginnt ein leeres, verschlungenes Schriftband. In den Ecken des Innenfelds vier Wappenschilde. Die Inschrift läuft erhaben in vertiefter Zeile um die Grabplatte um.

Maße: H.: 203 cm; B.: 142 cm; Bu.: 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. Anno · domini · 1549a) · altera · die · / post · festv(m) · Jo(ann)is · ante · porta(m) · latina(m)b)1) · Ex · haec) · vita · / migravit · nobilis · Et · stre(n)nvvs · / armiger · Stati(vs)d) · post · c(vivs) · a(n)i(m)a · requiescat · i(n) · p(ace) a(men)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1549 am Tag nach dem Fest Johannis vor der lateinischen Pforte schied der edle und gestrenge Edelknecht Statius Post aus diesem Leben. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Post2)Bock4)
Warpe3)Lathusen5)

Kommentar

Die gotische Minuskel weist einige der typischen Schriftmerkmale der Werkstatt Jasper Robins auf wie kastenförmiges a und rundes Schluss-s in Jo(ann)is, nobilis und stre(n)nvvs; beim kapitalen E sind alle drei Balken gleich kurz (vgl. Einleitung Kap. 8.3.). Das r ist allerdings durchgängig als Schaft-r gestaltet. Der Versal A hat nicht die pseudounziale Form. Die 4 spiegelverkehrt. Für eine Zuschreibung an Jasper Robin sprechen jedoch auch stilkritische Merkmale der Personendarstellung, insbesondere der breite Bart und die Gestaltung der Rüstung.

Statius Post war der Sohn des Werner Post6) und einer Frau aus der Familie Bock; ob es sich tatsächlich um die in Willekes Genealogie angegebene Anna Bock von Northolz handelte,7) ist angesichts des Wappens zweifelhaft, da das Wappen der Familie Bock von Northolz zwei springende Böcke übereinander zeigt.8)

Statius Post war drei Mal verheiratet: in erster Ehe mit einer Tochter des Tönnies von Friesenhausen, in zweiter Ehe mit Ilse von Münchhausen, der Tochter des Liborius von Münchhausen,9) und in dritter Ehe mit Catharina von Bahr.10) Vermutlich ging aus dieser Ehe der Sohn Joachim Post (vgl. Nr. 278) hervor; Margarethe, eine Tochter aus dieser Ehe, heiratete Hinrick von Reden (Nr. 164).11) Die Familie Post war auf dem Gut Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont) ansässig. Im 15. Jahrhundert stammten zwei der Priorinnen des Stifts Obernkirchen aus dieser Familie.12)

Textkritischer Apparat

  1. 4 retrograd.
  2. Die Buchstabenfolge ti ähnelt dem voranstehenden kastenförmigen a, ebenso wie in Stativs.
  3. hae] fehlerhaft für hac; so Kdm., Mahrenholtz, Tebbe.
  4. Stati(vs)] Staties Mahrenholtz.

Anmerkungen

  1. 7. Mai. Das Fest nimmt auf das Martyrium des Apostels Johannes Bezug, der in Rom vor dem Stadttor, das Richtung Latium führte (porta Latina), in einem Kessel siedenden Öls gemartert wurde.
  2. Wappen Post (bekrönter Löwe); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 100 u. Bd. 2, Tafel 247; hier abweichend: Löwe nicht bekrönt.
  3. Wappen Warpe (Lanzenspitze); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 128 u. Bd. 2, Tafel 328.
  4. Wappen Bock (steigender Bock); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 15 u. Tafel 37.
  5. Wappen Lathusen (Schräglinksbalken mit drei Quasten besteckt). Üblicherweise enthält das Wappen Lathusen einen Balken, belegt mit drei Rosen.
  6. Von Arnswaldt, Grabinschriften der lutherischen Kirche in Rinteln, S. 36: Friedrich Post. Für Statius Post gibt er als Todesjahr 1535 an (vgl. auch die von Willeke, Die Geschichte der Ritter- und Freiherrenfamilie von Post, Nr. 132, S. 88 referierten Angaben). Unklar ist, ob es sich dabei um einen anderen Statius Post handelt. Dagegen spricht allerdings die Ahnenprobe auf dem Epitaph für Hilmer Post in Hess. Oldendorf (Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 93), den Enkel des Statius Post.
  7. Willeke, Die Geschichte der Ritter- und Freiherrenfamilie von Post, Tafel 5.
  8. Vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 91 u. Tafel 117; vgl. auch Nr. 278 mit Anm. 6.
  9. Ein Sohn aus dieser Ehe war Johann Post († 1568, begraben in Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont)); vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 93.
  10. Angaben nach Mahrenholtz, Grabsteine, S. 128. Vgl. von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, S. 54.
  11. Vgl. Willeke, Die Geschichte der Ritter- und Freiherrenfamilie von Post, Tafel 5.
  12. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 207.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87.
  2. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 18, S. 128 u. Abb. S. 131.
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 102, S. 225.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 163 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0016301.