Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 47 Stadthagen, ref. Kirche (ehem. Franziskanerkloster) 1486
Beschreibung
Weihwasserbecken. Stein. Das Becken aus dem ehemaligen Franziskanerkloster Stadthagen ist Eigentum des Museums Bückeburg und war dort zwischenzeitlich auch ausgestellt. Es wurde in jüngster Zeit als Dauerleihgabe wieder in der reformierten Kirche in Stadthagen aufgestellt. Auf sieben Seiten des achtseitigen Beckens läuft an der Wandung eine in breiter, rechteckiger Kerbe eingehauene Inschrift um; möglicherweise war sie ursprünglich mit einer Füllmasse verfüllt.
Maße: H.: 69 cm; Dm.: 64 cm; Bu.: 8 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien der gotischen Majuskel.
G(e)n(er)os(us)a) / comes · / Ericus / de sco(m)b(or)gb) / i(n)cepit h(o)cc) / mo(na)ster(iu)md) / 148o6e)
Übersetzung:
Der hochgeborene Graf Erich von Schaumburg begann dieses Kloster 1486.
Textkritischer Apparat
- Befund: r-Haken über dem o und us-Kürzel.
- g kleiner und hochgestellt.
- c kleiner und hochgestellt.
- Zweites m kleiner und hochgestellt.
- 148o6] anno 1486 Brosius; schlingenförmige 4. Oberhalb der 6 sind sieben Kerben zu erkennen, die jedoch nicht sinntragend sein dürften. Brosius überliefert die Inschrift des zweiten Weihwasserbeckens (Nr. 62) im unmittelbaren Anschluss an die vorliegende Inschrift, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich um zwei verschiedene Becken handelt.
Anmerkungen
- Dazu Einleitung Kap. 3.1.; vgl. Jobst, Franziskanerkloster, S. 37–53; Brosius, Stadthagen – Franziskaner, S. 1384–1387.
- Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 94, S. 118–120.
Nachweise
- Wehling, Franziskanerkirche, in: Die Heimat 4 (1933), Nr. 10, ohne Seitenzählung.
- Brosius, Stadthagen – Franziskaner, S. 1387.
- Jobst, Franziskanerkloster, S. 46.
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 47 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0004702.
Kommentar
r in Ericus als Bogen-r; der zu einem Schaft gebrochene Bogen ist unten verkürzt und läuft spitz aus; unterhalb davon, von einer schmalen Fuge getrennt, die zum Quadrangel reduzierte Cauda. Außergewöhnlich ist das s in Ericus, das in der Grundform dem runden (Schluss-)s entspricht und nicht die für die gotische Minuskel typischen Brechungen aufweist. Der obere Abschnitt des oberen Bogens ist abgeknickt, der Mittelteil durchgehend geschwungen, der untere Teil des unteren Bogens ist eng gekrümmt nach links geführt.
Die Inschrift nimmt Bezug auf die Gründung des Franziskanerklosters in Stadthagen im Jahr 1486.1) Graf Erich, der von 1464 bis 1474 Mitregent seines Bruders Adolf XII. gewesen war und anschließend bis 1492 die Landesherrschaft zusammen mit seinem Bruder Anton übernahm,2) trug wesentlich zum Bau des Klosters bei, das er auch als seine Grablege wählte. Auch seine Schwägerin Cordula von Gemen wurde in der Klosterkirche bestattet (Nr. 137). In der Kirche befindet sich noch ein zweites Weihwasserbecken aus dem Jahr 1500 (Nr. 62).