Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 179 Mannebach, Katholische Kirche St. Martin 1669

Beschreibung

Grabplatte des Philipp Hartmann Boos von Waldeck zu Montfort. Innen im Boden der Kirche vor dem Altar. Große, nach unten hin leicht trapezförmig zulaufende Platte aus Basalt mit Umschrift zwischen profilierten Leisten, die sich im unteren Mittelfeld auf einer erhöhten Leiste fortsetzt. Im Mittelfeld reliefiertes Vollwappen im an einem Haken aufgehängten Lorbeerkranz, in den Ecken vier Ahnenwappen mit Kronen als Oberwappen1), oben in der Mitte eine Sanduhr. Wappen stark abgetreten, sonst gut erhalten.

Maße: H. 215, B. 99 (oben), 87 (unten), Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. ANNO ◦ 1669 ◦ DEN 15 / FEBRVARŸ ◦ STARB ◦ DER ◦ HOCHEDELGEBORNE ◦ HERR / PHILIPSa)HARDTMAN BOOS / VON ◦ WALDECK ◦ ZV ◦ MONDTFORT ◦ DER ◦ SEELENb) ◦ GOTT ◦ GNADT // SEINES ALTERS 48 / IAHRc)

Wappen:
Boos von Waldeck
Boos von WaldeckKronberg
Boos von WaldeckMudersbach.

Kommentar

Die gleichstrichig ausgeführte Kapitalis zeigt als Besonderheit etwas kleiner geschriebene O und R mit stark geschwungener Cauda. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke.

Philipp Hartmann war einer der zahlreichen Nachkommen aus der 1602 geschlossenen Ehe des in Meisenheim sitzenden Amtmannes Johann Philipp Boos von Waldeck zu Montfort2) und seiner Frau Anna Ursula, Tochter des Hartmann von Kronberg und Elisabeths von Mudersbach3). Mit seiner Ehefrau Anna Eva von Koppenstein begründete Philipp Hartmann, der erst 1659 das Erbe der Herrschaft Waldeck antrat, die Linie der späteren Reichsgrafen von Boos zu Waldeck und Montfort4), die erst 1979 im Mannesstamm ausstarben. Seine nach ihm verstorbene Schwester Catharina Margaretha5) wurde ebenfalls in Mannebach begraben.

Textkritischer Apparat

  1. I dem L klein eingestellt.
  2. E dem L klein eingestellt.
  3. 63 JAR Busley; Kdm.

Anmerkungen

  1. In der 2. Hälfte des 17. Jh. kommt auch bei freiherrlichen und anderen Niederadelsgeschlechtern allmählich der Brauch auf, vor allem bei Wappen in Ahnenproben anstelle der Helme Kronen auf die Schilde zu setzen. Beim Hochadel ist dies schon etwas früher zu beobachten, und die Herrscherfamilien machen damit wohl den Anfang. Um Rangkronen im späteren Sinn handelt es sich dabei aber – jedenfalls beim Niederadel – noch nicht; freundliche Mitteilung meines Kollegen Dr. Harald Drös, Schreiben vom 25. Juli 2009.
  2. Er verstarb 1632 und wurde in der dortigen Schlosskirche begraben; vgl. zu seiner erhaltenen Grabplatte DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 522.
  3. Die Familie saß zur damaligen Zeit auf Hof Iben bei Fürfeld; vgl. dazu DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 466.
  4. Vgl. dazu Pies, Waldeck im Hunsrück, Stammtafeln V/4 und V/5.
  5. Vgl. Nr. 187.

Nachweise

  1. BAT Abt. 122 Nr. 12 fol. 4r (erw.).
  2. Busley, Kunstdenkmäler Simmern 178.
  3. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 640.
  4. Pies, Geschichte 302 mit Umzeichnung S. 301.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 179 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0017904.