Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 163 Kastellaun, Evangelische Pfarrkirche 2. H. 16. Jh./1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Grabplatte eines Unbekannten. Zwei zusammengehörige (aber nicht zusammenpassende) Teile einer hochrechteckigen Platte aus weißgrauem Sandstein mit schmaler Randleiste, im Feld oben ein flachreliefiertes Wappen, darunter mehrzeilige Inschrift. Der obere Teil der Platte (A) mit Wappen und sechs Zeilen liegt links vor den Chorstufen im Boden der Kirche, der untere Teil (B) mit weiteren vier Zeilen ist plan in die Westwand des südlichen Seitenschiffs eingelassen. Der obere Teil der Platte ist verwittert und abgetreten, daher starker Schriftverlust; beim unteren fehlen etwa 20 cm der linken Seite.

Maße: H. 94 (A), 45 (B), B. 84 (A), 55 (B), Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A[- - - / - - -a) / ...K]ELLERS ◦ Z[V KA]STEL/[AVN S]OHNLEIN [..... / .....] GOTT [ ..... / - - -a)]B[- - - ]AFFEN [- - - / ...] ◦ TAG ◦ DA ◦ WIRD ◦ GOTT [... / ...] ◦ GRAB ◦ AVFDECKEN ◦ VND / [...] ZVR ◦ E(WIGEN) ◦ FREWDE ◦ ERWECHENb)

Wappen:
unkenntlich.

Kommentar

Die Kapitalis weist als Besonderheit I mit dreiecksförmigem Punkt sowie S-förmig nach unten geschwungene und oft nicht zur Grundlinie reichende Cauda des R auf. Bei B, K und R treffen die oberen und unteren Buchstabenelemente nicht am Schaft zusammen. Auffällig ist zudem die Bildung des Z in Form einer schlingenförmigen 4. Die markante dreiecksförmige Gestaltung der Buchstabenenden und die als Worttrenner eingesetzten kleinen Dreiecke unterstreichen den eher wuchtigen Charakter der Schrift.

Bei dem Text, der die weitgehend verlorenene Inschrift beschließt, scheint es sich um kein Bibelzitat, vielmehr um einen (vermutlich gereimten) Grabspruch zu handeln. Die vorgenommene Datierung orientiert sich an der Form der in der zweiten Hälfte des 16. Jh. aufkommenden Grabplatten mit zeilenweiser Inschrift1) und der noch nicht durchgeführten U/V-Schreibung.

Textkritischer Apparat

  1. Einzelne Buchstaben bzw. Buchstabenreste erkennbar.
  2. Sic! N auf der Leiste.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis 1) XLIV.

Nachweise

  1. Kern, Kastellaun 7.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 163 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0016305.