Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 151(†) Roth, Evangelische Kirche 1621

Beschreibung

Grabplatte des Pfarrers Gordian Hasselbach. Die fragmentarisch erhaltene Platte aus grünlichem Sandstein wurde 1962 anlässlich der damaligen Renovierungsarbeiten außen in die Südwand der Kirche eingelassen1), wurde dann 1990 „mit finanzieller Unterstützung der Ortsgemeinde“ nicht etwa „gesichert und restauriert“2), vielmehr an der Oberfläche tief abgeschliffen und die Inschrift nach Vorbild der originalen vollkommen neu eingehauen. Die so behandelte Grabplatte befindet sich heute auf einem Sockel außen neben dem Westportal der Kirche. Von der originalen Inschrift hat sich lediglich ein kleiner Rest aus dem Mittelfeld erhalten3). Einem noch vor der „Restaurierung“ aufgenommenen Foto4) zufolge handelte es sich um eine überstrichene, schmucklose Grabplatte mit einem mittig platzierten, mit Initialen (D) bezeichneten Wappen. Die zeilenweise eingehauene Grabinschrift gliedert sich in eine siebenzeilige Sterbeinschrift (A), einen Grabspruch (B) und ein Bibelzitat (C), darunter ein Steinmetzzeichen (Nr. 5)5). In Inschrift (C) erheblicher Buchstabenverlust durch sich ablösende Steinschichten.

Nach Foto.

Maße: H. 173, B. 76, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Eberhard J. Nikitsch) [1/2]

  1. A

    ANNO ◦ 1621 ◦ DIE ◦ MARTII ◦ 27 ◦ PIE IN / CHRISTO MORIEBATVR REVEREND(VS) / ET DOCTISS(IMVS) VIR ◦ D(OMI)N(V)S M(AGISTER) GORDIANVS / HASSELBACHIVS ◦ ECCLESIAE ◦ HVIVS / PER / QVINQVE ◦ LVSTRA ◦ PASTOR ◦ / VIGILANTISS(IMVS) ◦ CVIVS ANIMA ◦ RE:/QVIESCAT ◦ IN ◦ PACE

  2. B

    PRAESENTIa) ◦ IN TVMOLO ◦ NOSTRI PA/TRISb) OSSA QVIESCVNTAT SVA ◦ MENSc) ◦ SVPERA ◦ NECTAR ◦ IN / ARCEd) BIBIT

  3. C

    [D]ANe) // ◦XII ◦ CAP(ITEL) ◦ / [DIE L]EHRE[R] // WERDEN ◦ LEV/[CHTEN WIE] // DES ◦ HIMMEL[S] / [GLANZ VND] // DIE ◦ SONELf) Z[VR / GERECHTIGK]EIT ◦ WEISEN ◦ WIE ◦ D[IE / STERNE IMM]ER ◦ VND ◦ EWIGL[ICH]6)g)

  4. D

    G(ORDIAN) H(ASSELBACH)

Übersetzung:

(A) Im Jahr 1621 am 27. Tag des März ist fromm in Christus verstorben der ehrwürdige und hochgelehrte Mann Herr Magister Gordian Hasselbach, 25 Jahre lang fürsorglichster Pfarrer dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe möge. – (B) Die Gebeine unseres Vaters ruhen in diesem Grabe, sein Geist jedoch trinkt in der Himmelsburg Nektar. Dessen Seele ruhe in Frieden.

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Wappen:
Gordian Hasselbach7).

Kommentar

Die gleichstrichig ausgeführte Kapitalis zeigt zum Teil ausgeprägte Sporen- und wenig stilisierte Buchstabenbildung auf. Das Q steht zwar im Schriftband, ist jedoch aus einem kleinen hochgestellten Kreisbogen mit winkelig schräglinks anhängender Cauda gebildet8). Als Worttrenner dienen kleine Quadrangel.

Der um 1565 in Alzey geborene Gordian Hasselbach9) besuchte zunächst die Schulen in Alzey und Speyer, war dann vier Jahre lang Zögling des Sapienzkollegs in Heidelberg10), bevor er an der Universität Straßburg Theologie studierte. Verheiratet mit der aus Trarbach an der Mosel stammenden Elisabetha Leyendecker, war er zunächst von 1589 bis 1595 als Schulmeister in Trarbach selbst, dann in Birkenfeld tätig. Aus dieser Ehe sind neun Kinder nachweisbar11). Ab 1596 amtierte Hasselbach als Pfarrer in Roth, das seit der Reformation der Hinteren Grafschaft Sponheim im Jahr 1557 zusammen mit dem Weiler Hollnich einen kleinen lutherischen Pfarrsprengel bildete. Das ihn charakterisierende Bibelzitat findet sich gelegentlich auch auf anderen Grabdenkmälern für Angehörige des geistlichen Standes12).

Textkritischer Apparat

  1. NTI im Original erhalten.
  2. TRI im Original erhalten.
  3. AT SVA ◦ ME im Original erhalten.
  4. A im Original erhalten.
  5. AN im Original erhalten.
  6. Sic! statt SOVIEL.
  7. Ergänzungen nach der Luther-Bibel.

Anmerkungen

  1. Freundliche Mitteilung von Herrn Schneider, Roth, vom 27. Juni 1996.
  2. So Schellack.
  3. Es wird verwahrt von Herrn Ewald König, Dorfstr. 43, dem ich herzlich für die Gelegenheit zur Autopsie des Fragments am 4. Juli 1997 danke.
  4. Aufgenommen von Herrn Ewald König, abgebildet bei Schellack.
  5. Fehlt auf der Kopie.
  6. Dan 12,3.
  7. Eine Brezel, bezeichnet mit G H.
  8. Die gleiche Buchstabenform findet sich 1597 in Oberwesel; allerdings ist dies die einzige Übereinstimmung, da beim R Bogen und oft kurze Cauda mehrfach am Schaft getrennt ansetzen, die S mit flacher Schwingung und die O spitzoval gebildet sind; vgl. dazu DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis 1) Nr. 252 mit Abb. 220.
  9. Vgl. zum Folgenden Schellack, Kirche im Dorf 68 und Schellack, Ortschronik Roth.
  10. Es diente zum Unterricht von unbemittelten jungen Leuten in den Elementarfächern zur Vorbereitung auf das Universitätsstudium; vgl. dazu DI 12 (Heidelberg) XIV.
  11. Freundliche Auskunft von Peter Schößler, Schreiben vom 27. März 2009 mit Hinweis auf das von ihm ausgewertete Kirchenbuch Trarbach.
  12. Vgl. etwa DI 2 (Stadt Mainz) Nr. 1175, DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 187, DI 25 (Lkrs. Ludwigsburg) Nrn. 579 und 598, DI 36 (Stadt Hannover) Nr. 336, DI 39 (Lkrs. Jena) Nr. 310, DI 54 (Lkrs. Mergentheim) Nr. 473, DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis 1) Nr. 344 und DI 73 (Hohenlohekreis) Nr. 716.

Nachweise

  1. Busley, Kunstdenkmäler Simmern 250.
  2. Schellack, Ortschronik Roth 248 (mit Abb. vor und nach der Restaurierung).

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 151(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0015109.