Inschriftenkatalog: Altkreis Osterode

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 105: Osterode (2019)

Nr. 107† Bartolfelde, St. Bartholdi 1595

Beschreibung

Glocke. Unterhalb der Schulter die zweizeilige Inschrift A, die obere Zeile zwischen Stegen. An der Flanke die Initialen B. Am Schlag über einem Doppelsteg Inschrift C in mehreren Blöcken. Die erhaben gegossenen Buchstaben sind beim Guss teilweise verrutscht. Das Foto im NLD Hannover zeigt nur eine Seite der Glocke, die im Freien am Boden auf zwei Balken abgestellt war.

Inschrift nach Foto im NLD Hannover.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. A

    annoa) . 1·595 . ist dies[– – –ls] / [– – –] pfarher . ber[chtol– – –]

  2. B

    · a(ndreas) · a(lban) ·

  3. C

    [.] andreas alban . n · [– – –]

Kommentar

Die Buchstaben entsprechen überwiegend noch den Formen der gotischen Minuskel, allerdings fehlen weitgehend die Brechungen an den Schaftenden; n besteht aus zwei Schäften ohne Brechungen, möglicherweise geformt mit einem Model für l; h ist aus zwei gegeneinander verschobenen Schäften zusammengesetzt. Die Ziffern fallen durch ihre Übergröße im Verhältnis zu den Buchstaben auf.

Das Foto im NLD Hannover ist bezeichnet als „(Bad) Lauterberg-Bartolfelde / Kirche, Glocke (1505) / Gipsabguß / (Aufn. vor 1945)“. Daran ist dreierlei falsch bzw. irreführend. Zum einen handelt es sich bei der Glocke dem Foto zufolge eindeutig um das Original. Zum anderen ist die Jahreszahl falsch: Die 9 in 1·595 weist einen großen Bogen auf, der zur Verlesung als 0 führte. Außerdem ist die Aufnahme sicher vor 1917 entstanden, da die Glocke nicht in den Ablieferungslisten aus den Jahren 1917 und 1940/42 auftaucht. 1917 wies die Kirche in Bartolfelde drei Glocken auf: von 1818, von 1894 und von 1910/11.1) Aus der Glockenakte der Pfarrgemeinde ergibt sich, dass 1875 bei einem Blitzeinschlag eine Glocke beschädigt wurde. In der Akte sind die Verhandlungen mit Glockengießern über den Neuguss der Glocken von 1894 und 1910/11 dokumentiert. Das Foto ist sehr wahrscheinlich bei einer dieser Gelegenheiten entstanden.

Der Gießer Andreas Alban könnte ein Verwandter eines Nordhäuser Gießers sein. ANDREAS ALB hat 1559 eine Glocke für Gudersleben (Lkr. Nordhausen, Thüringen) gegossen; auf dieser wird ebenfalls der derzeitige PFARHER genannt. 1566 bezeichnet er sich auf einer für Salza (heute Stadtteil von Nordhausen) gegossenen Glocke als MEISTER ANDREAS ALBA ZV NORTHAVSEN.2) In beiden Fällen wurde die Kapitalis verwendet. Pastor (‚Pfarrherr‘) in Bartolfelde war von 1591 bis 1612 Julius Hartung.3)

Textkritischer Apparat

  1. anno] Das erste n bestehend aus zwei längeren Schäften, die Schäfte des zweiten n erheblich kürzer.

Anmerkungen

  1. Meldung des Pfarramtes Bartolfelde, Osterhagen und Steina vom 5. Mai 1917; Westfälisches Glockenmuseum in Gescher: Unterlagen des Provinzialkonservators der Provinz Hannover, Konvolut Kreis Osterode.
  2. Kdm. Kreis Grafschaft Hohenstein, S. 76 u. 155.
  3. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 65.

Nachweise

  1. NLD Hannover, Foto IFDN 1202 („Theodor Reinhard Hildesheim / Photographisches Kunstinstitut“); https:// www.bildindex.de/document/obj20721959 (03.07.2019).

Zitierhinweis:
DI 105, Osterode, Nr. 107† (Jörg H. Lampe), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di105g021k0010708.