Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 193(†) Papenstr. 27 1626

Beschreibung

Schwellbalken und Kopfbügen. Zweigeschossiges giebelständiges Fachwerkhaus, die Front zur Papenstraße wurde um 1930 im Erdgeschoß umgebaut. Die erhaltenen, sparsam beschnitzten Fachwerkteile wurden 1974 farbig neu gefaßt.1) Am Obergeschoß im rechten Fassadendrittel ein flacher Erker, links der ehemalige Deelentorbalken mit einer religiösen Mahnung (A). Die zugehörigen Kopfbügen mit den Namen der Besitzer (B links, C rechts) sind verloren. Das dreifach vorkragende Giebeldreieck trägt am unteren Schwellbalken ein Gebet und ein Datum (D), die stellenweise stark verwittert sind. Die Inschriften sind in eingetieften Schriftfeldern erhaben ausgeführt, in Gold auf Rot (A) und Blau (D) gefaßt.

Inschriften B und C nach Schacht.

Maße: Bu. ca. 7–9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), Kapitalis mit Versalien (D).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/4]

  1. A

    · FVRCHTE . GOTT . VND . HALT SEINE GEBOT . / DEN DAS GEHORT ALLEN . MENCHENa) . ZV / ECCIEb) · 12 2)

  2. B†

    CORHDT · / BLATGASTE

  3. C†

    ENGELL / GVMMER/SBACH ·

  4. D

    GODT DVRCH DEINE ALMECHTIGE HANT ·BEHVTE DIS HAVS FVR RAVB VND BRANT ·MIT DeINeR MILDEN VATTER HANDT ·GIB DOCH FRIDE · VNDT SEGeN IN ALLEM STANDT · 3)A(NN)O · 1626 ·

Versmaß: Deutscher Reimvers (D).

Kommentar

Die Verse der Inschrift D beginnen jeweils mit einem Versal. Die Inschriften A und D enthalten A mit gebrochenem Mittelbalken, E mit verkürztem Mittelbalken, H mit ausgebuchtetem Mittelbalken, konisches M mit kurzem Mittelteil. Weitere, am besser erhaltenen Torbalken (A) deutlicher erkennbare Merkmale sind: N mit geschwungener Schräghaste, R mit geschwungener Cauda, keilförmig verbreiterte Balken- und Schaftenden mit Ansätzen zur Sporenbildung. Die Inschrift D enthält vereinzelte Minuskel-e, die jedoch in derselben Höhe ausgeführt sind wie die Kapitalisbuchstaben.

Zu den Lemgoer Neubürgern gehörten im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts zwei gleichnamige Personen: 1613 Cordt Blattgarste, Berndts Sohn, und 1623 Cordt Blattgarste, Sohn eines gleichnamigen Vaters.4) Vermutlich handelt es sich bei den beiden Einträgen um Vater und Sohn. Da der Ältere 1623 bereits verstorben war, kommt nur der Jüngere als Bauherr des Hauses in Frage. Über dessen Ehefrau Engel Gummersbach ist nichts bekannt. Cordt Blattgarste war von 1634 bis zu seinem Tod vor dem 13. Januar 1660 städtischer Gerichtsdiener.5)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Für ECCLE(SLASTES). ECCLE ist die bislang einhellig vertretene Lesung; das L ist möglicherweise verstümmelt.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 910. Einzelberichte 1974–76, S. 511.
  2. Pr 12,13.
  3. Weerth, Hausinschriften, S. 61, nennt unter den lippischen Hausinschriften zwei nach Aussage und Formulierung ähnliche Reimsprüche: O Gott durch deine starke Hand / Behüte dies Haus vor Krieg und Brand. (Lockhausen), Gott bewahre für Raub und Brand / Und gesegne alles durch deine milde Hand. (Silixen).
  4. Bürgerbuch, Nr. 3216 u. 3555.
  5. Sta Lemgo, Plögersche Sammlung (Blattgerste). Zur Bau- und Besitzgeschichte vgl. auch Stiewe, Bürger, S. 123f.

Nachweise

  1. Schacht, Sta Lemgo, Bibl. 517, S. 175 (A ohne Bibelstellenangabe, B, C, D nur erster Vers).
  2. Sauerländer, Alte Hausinschriften (A, D).
  3. Sauerländer, Hausinschriften, S. 31 (A), S. 32 (D).
  4. Rädeker, Häuser, S. 73 (A, D).
  5. Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 21–41 (A, D).
  6. Süvern, Torbögen, S. 25 (D).
  7. BKD Lemgo, S. 910.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 193(†) (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006K0019303.