Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 167 Papenstr. 32 1608

Beschreibung

Fenstergewände. Sandstein. Zweigeschossiges giebelständiges Haus mit Fachwerkgiebel auf steinernem Unterbau. Die Fassade zur Papenstraße erhielt 1983/85 durch umfassende Sanierung ihr ursprüngliches Aussehen zurück. Der dreigeschossige, stark durchfensterte Fachwerkgiebel, um 1930 wiederhergestellt und teilergänzt, weist reiche Schnitzereien an Balken, Ständern und Brüstungstafeln auf, die mit Beschlagwerkornamentik verziert sind.1) Am massiven Unterbau, der durch ornamentierte Werksteinelemente aus rötlichem Sandstein gegliedert ist, links eine zweigeschossige Auslucht. Der schon 1951 aufgedeckte Torbogen in der Fassadenmitte trägt am Schlußstein einen Löwenkopf. Das beiderseits davon am unteren Rahmen des ehemaligen Deelenoberlichts angebrachte Datum wurde erst 1983/85 freigelegt. Links neben der Inschrift eine Marke (vgl. nebenstehende Abb.). Marke und Inschrift in eingetieftem Schriftfeld erhaben ausgeführt, neu in Gold auf Rotbraun gefaßt.

Maße: Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. ANNO // 1608 .

Kommentar

Die Buchstaben zeigen Ansätze zu Sporenbildung, die linke Schräghaste des A ist stachelförmig nach links unter die Grundlinie gezogen, ebenso das untere Schaftende der 1, die ovale O reicht nur knapp über die Zeilenmitte.

Die Marke, die vor der Jahreszahl am Torbogen steht, könnte die Signatur des für Fassade und Umbau von 1608 hauptverantwortlichen Steinmetzen oder Baumeisters sein. Die vorgeschlagene Zuschreibung an den Lemgoer Bildhauer Georg Crosmann läßt sich durch das Steinmetzzeichen nicht zweifelsfrei bestätigen, wenngleich es Crosmanns Meisterzeichen an den Taufen in St. Marien und St. Nikolai (Nr. 119, 128) sehr ähnelt. Es ist aber auch nicht auszuschließen, daß es sich um die Hausmarke des Bauherrn handelte. Die beide Häuser Papenstr. 32 und 34 erfassende Modernisierung von 1608 ist ein Beispiel für die durchgreifende Erneuerung älterer Lemgoer Steinbauten im 17. Jahrhundert.2)

Anmerkungen

  1. Fred Kaspar, Wiederherstellung einer Renaissancefassade von 1608 in Lemgo mit originaler Farbigkeit. In: Deutsche Kunst- und Denkmalpflege 44, 1986, S. 46–47. BKD Lemgo, S. 912, zur Ornamentik.
  2. Stiewe, Bürger, S. 112–114.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 167 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006K0016701.