Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 160 St. Marien 1606

Beschreibung

Zwei Inschriftentafeln vom Epitaph des Bürgermeisters Dietrich Cothmann. Rötlicher Sandstein. Das Epitaph, das bereits 1730 auseinandergenommen wurde (vgl. Nr. 11), war früher zusammen mit einem anderen Epitaph für Dietrich Cothmann (Nr. 153) auf der Südseite der Kirche angebracht.1) Heute befinden sich die erhaltenen Teile im Innern der Kirche an der Westwand des nördlichen Kirchenschiffs. Erhalten ist die Inschriftentafel des Mittelteils mit Grabbezeugung und Totenlob (A) sowie der Unterhang mit dem stark beschädigten Setzungsvermerk B darauf. Die Inschriften sind erhaben gehauen. Die heute der Inschriftentafel A aufgesetzte Bekrönung gehörte ursprünglich zu einem anderen Epitaph, da sie das Wappen Dreier zeigt, das nicht mit der Familie von Dietrich und Ernst Cothmann in Verbindung gebracht werden kann.

Maße: H. 110 cm (ohne Aufsatz); B. 105 cm; Bu. 2,5 cm (A), 4,2 cm (B).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Kapitalisversalien (A), Kapitalis mit Versalien (B).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. A

    Cotmann(us) iacet hic DiDeric(us)a) , sit satis istud /Dixisse , hoc plures nomine ni iaceant /Sed iacet Ernestib) sator hic Cotma(n)n(us) et istud /Est satis ut noris , noscere quicquid aves /Cotma(n)nis patria est testis , qui dixerit illos . /Ille viros simul ut dixerit esse bonos . /Et patriae patres etia(m) , quibus illa salute(m) /Accepta(m) referat per tria secla suam . /Ernestusb) patriam profert , septe(m)q(ue) trionesc) /Posse etiam testes illius esse docet .

  2. B

    AM[I]CO OPTI[MO ET] / INTEGERRI[MO] / IOAN DOM . L(EGAVIT) M(ONUMENTUM)d) / 1606

Übersetzung:

Hier liegt Dietrich Cothmann, damit könnte genug gesagt sein, wenn nicht mehrere dieses Namens hier lägen. Aber hier liegt Cothmann, der Erzeuger des Ernst, und das ist genug, damit du weißt, was immer du wissen willst. Für die Männer der Familie Cothmann ist die Vaterstadt jener Zeuge, der jene wohl als wahre Männer wie zugleich als gute bezeichnete, und auch als ‚Väter der Vaterstadt‘, denen jene (d.h. die Vaterstadt) ihr Heil durch drei Jahrhunderte zu verdanken hat. Ernst macht die Vaterstadt bekannt und lehrt, daß sogar der Große Bär (metonymisch für eine nördliche Region) sein Zeuge sein kann. (A)

Dem besten und ehrlichsten Freund hat Johann Dohm dieses Denkmal vermacht. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (A).

Kommentar

Die schrägliegende humanistische Minuskel dieses Epitaphs unterscheidet sich deutlich von der auf dem Epitaph Dietrich Cothmanns von 1603 (vgl. Nr. 153). Gemeinsam ist beiden Schriften das ins Mittelband gestellte t mit einem nach rechts ansetzenden kleinen Sporn als Balken und die Gestaltung des v mit gerader linker und gebogener rechter Haste. Dagegen sind die a hier durchgehend einstöckig, während sie auf dem Epitaph von 1603 mit einer Ausnahme doppelstöckig ausgeführt sind. Das geschwungene f und Schaft- s sind unter die Zeile ausgezogen, ebenso der Bogen des h mit oben umgebogener Haste. Die humanistische Minuskel dieses Epitaphs stimmt bis in die Einzelheiten mit der Inschrift B auf dem Epitaph des Johann Cothmann von 1604 (Nr. 156) überein.

Zu Dietrich und Ernst Cothmann vgl. Nr. 153. Über den Stifter des Epitaphs ist nichts bekannt. Ein Johann Dohm wurde 1608 als Bürger in Lemgo aufgenommen.2)

Textkritischer Apparat

  1. Zweites D als Kapitälchen.
  2. R als Kapitälchen.
  3. s aus Platzgründen kleiner.
  4. Als Auflösung der Initialen käme auch LIBENS MERITO in Betracht.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 311.
  2. Bürgerbuch, Nr. 3030. Gerlach, Cothmann, S. 18, will DOM. als domesticus in der Bedeutung von ‚Hausfreund‘ auflösen und identifiziert den Stifter des Epitaphs mit dem Schwager Dietrich Cothmanns, Johann Grothe.

Nachweise

  1. Sta Lemgo, Nachlaß Schacht, Nr. 6.
  2. BKD Lemgo, S. 312f. mit Abb. 341.
  3. Fink, Epitaphien, S. 164 u. 166 (A) u. Abb. 2, S. 165.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 160 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006K0016009.