Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 133 Städtisches Museum 1599

Beschreibung

Grabplatte.1) Heller Sandstein. Der hochrechteckigen Platte unbekannter Provenienz, die offenbar zu Bauzwecken beschnitten wurde, fehlen der rechte und untere Rand einschließlich der Schriftleiste sowie Teile des Innenfeldes. Es handelt sich um einen hochrechteckigen Stein, in vertiefter Zeile umlaufend Reste eines Sterbevermerks mit Fürbitte (A). Im Innenfeld oben ein stark vertieftes Feld mit plastisch gearbeitetem Vollwappen darin, dessen Inhalt zerstört ist. Darunter in vertieften Zeilen über den Stein laufend eine fragmentarisch erhaltene Inschrift (Bekenntnis des Auferstehungsglaubens, B). Die Buchstaben der Inschriften sind erhaben gehauen.

Maße: H. 134 cm; B. 64,5 cm; Bu. 7,5 cm (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    ANNO 1599 DEN [....] / [ – – – ] / [ – – – ] / [ – – – ]N YR EINE FROLICH AVFFERSTEHVNG AMEN

  2. B

    IOBS GLAVB VND B[ – – – ] / ICH WEIS . GLEVB · V[ – – – ] / DAS MEIN ERLOSR[ – – – ] / VND LEBT ZVR RECH[ – – – ] / VNDHERSCHT MIT G[ – – – ] / DERSELB DVRCH SE[ – – – ] / MICHRISSN WIRD AVS[ – – – ] / VND WIDR MIT DIESER[ – – – ] /BEKLEIDN DOCH ZART WI[ – – – ] / WERD AVCH IM MEINEMF[ – – – ] / MIR SELBST ZVM BESTE[ – – – ] 2)

Wappen:
[unkenntlich]

Kommentar

Die Buchstaben der Inschrift A weisen insgesamt eine Rechtsneigung auf. In Inschrift B sind nur einzelne Buchstaben rechtsgeneigt, was dieser Inschrift einen unruhigen und gegenüber A sehr viel unsorgfältigeren Eindruck verleiht und auf zwei verschiedene Hände schließen läßt. Es handelt sich bei A um eine schlanke hohe Kapitalis. Die A weisen einen stachelförmig nach links über den Buchstaben hinaus fortgesetzten Mittelbalken auf, E und F mit zu einem Keil verkürztem Mittelbalken, V mit breiter linker und schmaler rechter Haste. Beide Inschriften zeigen weit ausgezogene Sporen. Besonders auffällig ist dies bei den S der Inschrift B, die dadurch fast zu einer 8 geschlossen sind. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist R mit stark geschwungener, oben verdickter Cauda in Inschrift B, gegenüber R mit kleinem Bogen und langer, unter die Zeile reichender schlanker Cauda in Inschrift A.

Die Formulierung der Fürbitte in der Inschrift A läßt darauf schließen, daß es sich um die Grabplatte einer Frau handelte. Die Bibelparaphrase nach Iob bezeugt den Glauben an die Auferstehung und dient zugleich dem Trost der Hinterbliebenen.

Anmerkungen

  1. Inv.Nr. 85/2707 (Lapidarium).
  2. Nach Hi 19,25f. Möglicherweise handelte es sich bei dieser Paraphrase, die stark vom Bibeltext abweicht, um Verse.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 133 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0013302.