Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 130† Mittelstr. 26 1598

Beschreibung

Balken. Der mit einem Spruch (A), einem Wahlspruch (B) und einem Datum (C) versehene Balken wurde Ende des 19. Jahrhunderts bei Bauarbeiten im Haus Mittelstr. 26 entdeckt; sein weiterer Verbleib ist unbekannt.1)

Inschriften nach Schacht.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    WADT · GODT · BESCHERT ·BLIFFT · VNBEWEIRET · 2)

  2. B

    SOLI DEO GLORIA IN · AETERNVM3) ·

  3. C

    ANNO 1598

Übersetzung:

Was Gott beschert, bleibt unverwehrt. (A)

Gott allein die Ehre in Ewigkeit. (B)

Im Jahr 1598. (C)

Versmaß: Deutscher Reimvers (A).

Kommentar

Der Fundort erlaubt keine sicheren Rückschlüsse auf die Herkunft des 1598 datierten Balkens. Er könnte aber zu dem Doppelhaus Mittelstr. 24/26 (Nr. 36, 121) gehört haben, das inschriftliche Datierungen von 1546 und 1593 trägt.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 800.
  2. Dielitz, Wahl- und Denksprüche, S. 374. Unbeweiret dürfte hier im Sinne von ‚unverwehrt, unbestritten‘ zu verstehen sein; vgl. Lübben, Handwörterbuch, u. Schiller/Lübben, Wörterbuch: weigeren: sich weigern; beweren (= werren): wehren, hindern; unbeworren (unbewuren, unbewaren): ungehindert, frei. Vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 68f., Nr. 1660 Was Gott bescbert, bleibt unverwehrt, Nr. 1663 Was Gott beschert, kein Neider wehrt. Zu Hausinschriften mit dem gleichen Tenor: Eduard Arens, Zu den Hausinschriften des Fürstentums Corvey. In: Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde 29, 1932, S. 91f.: Godt sei lob und Danck, Dem bescheerde dat hir tho klanck. Weme idt Godt wide bscheerdt, dem blifft idt ungeweerde (Höxter, 1568); Wath der Leiffe Godt Bescheret Dath blifft alles Vngewereth (DI 58 [Stadt Hildesheim] Nr. 521 von 1598).
  3. Walther, Proverbia sententiaeque, Bd. 9, Nr. 42883b. Als Devise bei Dielitz, Wahl- und Denksprüche, S. 304. Vgl. I Tim 1,17 regi autem saeculorum inmortali invisibili soli Deo honor et gloria in saecula saeculorum amen und Iud 25 soli deo salvatori nostro per Iesum Christum Dominum nostrum gloria. – Die Formel Soli deo gloria entspricht inhaltlich zwar 5 Mo 32,3 Gott allein die Ehre, die lateinische Formel weicht jedoch vom Wortlaut der Vulgata, Dt 32,3 ab. Der Spruch Soli deo gloria ist als Inschrift sowohl in katholischen als auch in protestantischen Gebieten nachweisbar; vgl. die Beispiele DI 32 (Aachen), Nr. 159; DI 50 (Bonn), Nr. 81; DI 45 (Goslar), Nr. 87, 88, 98102, 155.

Nachweise

  1. Schacht, Sta Lemgo, Bibl. 517, S. 173.
  2. BKD Lemgo, S. 800 (nach Schacht).

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 130† (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0013008.