Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 118 Mittelstr. 13 1591

Beschreibung

Steinerner Fenstersturz und Füllholz. Zweigeschossiges giebelständiges Haus mit Zwischengeschoß, Fachwerk auf steinernem Unterbau. Die Fassade zur Mittelstraße besteht im Erd- und Zwischengeschoß weitgehend aus Werkstein, das Obergeschoß und der über Stichbalken dreifach vorkragende Giebel aus Fachwerk mit reichen Zierschnitzereien an Brüstungstafeln, Balken, Füllhölzern und Riegeln. Die Straßenfront wurde bei der Gebäudesanierung 1979/80 wiederhergestellt.1) Über dem Sockel sind die Wandflächen seitlich des breiten Torbogens mit Oberlicht in große Steinpfostenfenster aufgelöst, die restlichen Wandstreifen gliedern Beschlagwerkspangen. Der original erhaltene Sturz des früheren Deelenoberlichts trägt die Jahreszahl A in eingetieftem Rechteckfeld erhaben ausgehauen. Das Fachwerk des Obergeschosses und des Giebels ist mit Beschlagwerkornamenten verziert, in der mittleren Brüstungstafel des Obergeschosses symbolisiert ein von Strahlen umgebener Kopf zwischen Beschlagwerk die Sonne. Die Brüstungstafeln des unteren Giebelgeschosses sind nicht erhalten. Unter dem Giebel ist am Füllholz im ersten Gefach von rechts der schadhafte Rest der geschnitzten Bauinschrift B erhalten, erhaben in zeilenhoch eingetieftem Schriftfeld. Die Inschriften sind in Gold auf Braun (A) bzw. auf Blau (B) gefaßt.

Maße: Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/3]

  1. A

    1591 ·

  2. B

    [ – – – ]Sa) ME AEDIFICARVNT ·

Übersetzung:

... erbauten mich. (B)

Kommentar

Die schlecht erhaltenen Inschriftreste zeigen eine unregelmäßige, leicht rechtsgeneigte Kapitalis ohne bemerkenswerte Buchstabenformen.

Die Jahreszahl 1591 bezieht sich auf die Errichtung der Fassade. Der ältere Hauskörper stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.2) Die Bauherren sind unbekannt; um 1600 soll das Haus im Besitz der Familie Höcker gewesen sein.3)

Textkritischer Apparat

  1. Bei den beiden letzten Buchstaben vor dem S könnte es sich um RF handeln. Nicht nachvollziehbar ist die Lesung als M in den BKD Lemgo.

Anmerkungen

  1. Vgl. BKD Lemgo, S. 772, 774f. u. 777, zur Ornamentik und Rekonstruktion. Die Fassadenfreilegung 1921 dokumentiert eine moderne Inschrift an der unteren Giebelschwelle.
  2. BKD Lemgo, S. 772.
  3. Zur Besitzgeschichte vgl. BKD Lemgo, S. 771, u. Fritz Waldeyer, Die Steinbachschen Häuser in der Mittelstraße. In: LH 6, 1979, S. 18–20.

Nachweise

  1. Schacht, Sta Lemgo, Bibl. 517, S. 175 (A).
  2. Rädeker, Häuser, S. 70 (A).
  3. Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 21–17 (A).
  4. BKD Lemgo, S. 772 u. 775.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 118 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0011808.