Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 116(†) Echternstr. 92 1591

Beschreibung

Schwellbalken und Brüstungstafel. Giebelständiges Fachwerkhaus mit Erd- und Zwischengeschoß an der Ecke zur Uhlenstraße, die Fassade zur Echternstraße im Unterbau teilweise verändert. Nahezu ursprünglich erhalten ist der dreigeschossige, vierfach über Stichbalken vorkragende Giebel, der reiche Schnitzereien in der Art von Beschlagwerk an den Ständern, Riegeln und Brüstungstafeln aufweist. 1932 nachgearbeitet und farbig gefaßt, 1978 Neufassung und Austausch des obersten Schwellbalkens. An der ersten Giebelschwelle sind einzeilig hintereinander eine erbauliche Sentenz (A), ein Sprichwort (B) und ein Datum (C, von zwei senkrechten Linien gerahmt) angebracht, die stellenweise überarbeitet sind. Der Balken unter der Giebelspitze trug einen Wahlspruch (D), der schon 1937 nur noch fragmentarisch erhalten war. Das mittlere Brüstungsbrett am unteren Giebelgeschoß zeigte zwei Schilde, deren Wappenbilder Initialen (E, F) begleiteten. Die Inschriften der erhaltenen Giebelschwelle (A–C) stehen erhaben in vertiefter Zeile, in Gold auf Blau gefaßt; die gleiche Ausführung hatte die verlorene Balkeninschrift D, die Initialen waren eingeschnitzt.1)

Die Inschriften D–F nach Fotografie und BKD Lemgo.2)

Maße: Bu. ca. 12 cm (A–C).

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/3]

  1. A

    DER SEGEN DES HERREN MACHET REICH ANE ARBEIT .PROVERB. X ·3)

  2. B

    WOL GOTT VERTRAWET ·DER HAT WOL GEBAWET ·4)

  3. C

    ANNO 1591a) ·

  4. D†

    [EH]R[LICH IM] H[ANDEL]CHRISTLICH [IM W]ANDEL

  5. E†

    H // M

  6. F†

    M // T

Versmaß: Deutscher Reimvers (B, D).

Wappen:
Mesoll?5)unbekannt6)

Kommentar

Leicht schrägliegende Kapitalis. – Das verlorene Wappenpaar mit Beischriften bezeichnete wohl die Eheleute, welche das Haus 1591 errichteten. Bauherr war möglicherweise Hannibal Mesoll, der im selben Jahr das Lemgoer Bürgerrecht erwarb und vor dem 11. Mai 1627 starb. Über die Ehefrau mit den Namensinitialen MT ist nichts bekannt.7)

Textkritischer Apparat

  1. Die Jahreszahl ist überarbeitet, die Ziffern in der Form aktualisiert.

Anmerkungen

  1. Zu den Überarbeitungen und Erneuerungen BKD Lemgo, S. 706f. Ergänzend dazu: 1978 wurde nicht nur der oberste Schwellbalken unterhalb der Giebelspitze gegen einen neuen mit Blattrankendekor ausgetauscht, sondern auch eine andere, dort zwischenzeitlich (nach 1937 und vor 1969/70) anstelle der verwitterten Inschrift B angebrachte Inschrift BETE UND ARBEITE mit entfernt; vgl. Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 21–7. Das mittlere Brüstungsbrett zeigt heute anstelle der Wappen symmetrische Beschlagwerk- und Blattrankenfüllung, worin eine Blüte und ein Vogel einander gegenübergesetzt sind.
  2. Auf der Fotografie von 1937 sind die eingetieften Initialen zwar erkennbar, aber nicht lesbar.
  3. Spr 10,22. Die niederdeutsche sog. Bugenhagen-Bibel (Lübeck 1533) verwendet wie die Lutherbibel das Wort ‚Mühe‘ anstelle von ‚Arbeit‘: De segen des Heren maket ryck ane mo(e)ye. Für den ersten Teil (Der Segen des Herrn macht reich) vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 4, Sp. 500, Nr. 4.
  4. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 90, Nr. 2200. Wackernagel, Kirchenlied, Bd. 3, Nr. 1213, S. 1042f. Zur Verwendung als Hausinschrift vgl. Nr. 50, zum Kirchenlied vgl. Nr. 174.
  5. Wappen Mesoll? (Pflugschar? über einer Rose). Nach BKD Lemgo, S. 707.
  6. Wappen unbekannt (Vogel). Nach Fotografie von 1937.
  7. Zur Identifizierung des Bauherrn und der weiteren Besitzgeschichte des Hauses: Fritz Waldeyer, Alte Lemgoer Krüge und Gastwirtschaften. In: LH 39, 1987, S. 26f. Bürgerbuch, Nr. 1821.

Nachweise

  1. Fotografie, dat. 1937, WAfD Münster.
  2. Sauerländer, Alte Hausinschriften (A).
  3. Sauerländer, Hausinschriften, S. 31 (A).
  4. Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 21–7 (A).
  5. Rädeker, Häuser, S. 69.
  6. BKD Lemgo, S. 706f. mit Abb. 816.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 116(†) (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0011602.