Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 111 Rathaus, Winteppenhaus 1589

Beschreibung

Zwei Werksteine. Sogenanntes Winteppenhaus, innerhalb des Rathauskomplexes einer der vier Einzelbauten im Westtrakt zum Marktplatz, traufenständig zwischen dem Giebel der Alten Ratkammer und dem Doppelerker der Neuen Ratsstube.1) Bruchstein, verputzt, mit Werksteingliederung, 1978 neu gefaßt, Sandsteinteile in Brauntönen von weißen Wandflächen abgesetzt. Die Marktfront war oberhalb der zwei flachbogigen Erdgeschoß-Arkaden ursprünglich in zwei weitere Geschosse unterteilt, diese wurden 1903 zu einem hohen Obergeschoß umgebaut. Dabei wurde der das Mittelfenster bekrönende Aufsatz mit dem Stadtwappen an entsprechender Stelle der Fassade wieder angebracht und seine Architekturrahmung durch ein Gesims mit den beiden Nachbargebäuden verbunden.2) Konsolengestützte Pilaster tragen auf dem Deckgesims einen kleinen Volutengiebel mit geflügeltem Engelskopf zwischen Obelisken und rahmen einen von Greif und Löwe gehaltenen Rollwerkschild mit der Lippischen Rose. Der Sockel darunter trägt das Baudatum A, erhaben in eingetieftem Feld, in Gold auf Schwarz gefaßt. Auf dem mit einem Löwenkopf besetzten Schlußstein im rechten Arkadenbogen auf der Unterseite eingehauene Initialen (B).

Maße: Bu. ca. 6 cm (A), ca. 8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    A(NN)O D(OMI)NI · 1589 ·

  2. B

    T K

Wappen:
Lippe oder Lemgo3)

Kommentar

Das Winteppenhaus wird wie die anderen Bauteile des Rathauses von 1589 dem Baumeister Georg Crosmann zugeschrieben.4)

Anmerkungen

  1. Zur räumlichen und zeitlichen Einordnung des Winteppenhauses innerhalb des Rathausensembles s. Nr. 33. Die traditionelle Bezeichnung als Winteppenhaus geht auf den Vorgängerbau zurück, das Domizil des städtischen Weinzapfers (Winteppe). Der Winteppe führte als Pächter die seit dem 15. Jahrhundert unter dem Saalbau nachweisbare städtische Weinkellerei und bewohnte den kleinen Zwischenbau im Westtrakt des Rathauses anscheinend bis 1584. Vgl. BKD Lemgo, S. 470f.
  2. BKD Lemgo, S. 503 u. 533.
  3. Lippische Rose, vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 1, S. 46 u. Tafel 102.
  4. BKD Lemgo, S. 533.

Nachweise

  1. Hausinschriften in Lemgo. In: Lemgoer Sonntagsblatt 1880, Nr. 4, 24. Oktober.
  2. BKD Lemgo, S. 533 mit Abb. 607 (A), S. 511f. (B).

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 111 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0011102.