Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 102 Mittelstr. 17 1587

Beschreibung

Schwellbalken. Zweigeschossiges giebelständiges Haus mit Zwischengeschoß, Fachwerk über steinernem Unterbau, das massive Erd- und Zwischengeschoß an der Fassade zur Mittelstraße durch Umbauten um 1900 verändert. Das Obergeschoß und der dreifach über Stichbalken vorkragende Giebel bestehen aus Fachwerk mit außergewöhnlich reichen Schnitzereien, die bis auf die Giebelsparren sämtliche Hölzer bedecken; auf den Balken und Riegeln Blattranken, auf den Brüstungstafeln Fächerrosetten.1) Die zweite Giebelschwelle trägt in der Mitte das Baudatum, erhaben in zeilenhoch eingetieftem Schriftfeld, in Gold auf Blau.

Maße: Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. · ANNO · DOMINIa) · 1 · 5 · 8 · 7 .

Kommentar

Das Baudatum am Giebel spricht dafür, daß das bereits Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete Gebäude im Jahr 1587 im vorderen, zur Straße gelegenen Teil umgebaut und aufgestockt wurde.2) Der Bauherr ist archivalisch nicht faßbar. Ausgehend von den aufwendigen Zierschnitzereien vermutete Otto Gaul, ein Meister Johann Henrich Schnitger habe dieses Gebäude für sich selbst errichtet und mit Zierschnitzereien versehen sowie auch sechs weitere, zwischen 1580 und 1592 datierende Lemgoer Häuser, die ähnlichen Ornamentstil zeigen. Gaul vermutete eine Beziehung zwischen dem Familiennamen Schnitger und dem Schnitzerberuf.3) Als Bewohner des Hauses ist erst 1626 ein Berendt Schnitger d. J. (* 1559, † vor 1630) belegt, dieser war allerdings, ebenso wie andere Angehörige der Familie Schnitger, von Beruf Kramer.4)

Textkritischer Apparat

  1. Bei der IN-Ligatur ist das obere Ende von linkem Schaft und Schrägschaft des N als runder i-Punkt verdickt.

Anmerkungen

  1. Vgl. BKD Lemgo, S. 784f.
  2. Zur Baugeschichte: Kaspar, Bauen, S. 301–309, bes. S. 303.
  3. Vgl. Gaul, Zierschnitzereien, S. 74–79, ohne Quellenangabe für die Zuschreibung. Neben dem Haus Mittelstr. 17, dem Hauptvertreter des sog. ‚Blattranken-Fächer-Stils‘, ordnet er dieser Gruppe auch die inschriftentragenden Häuser Mittelstr. 22 (dat. 1592, vgl. Nr. 120) und Mittelstr. 36 (um 1590–1592, vgl. Nr. 139) zu.
  4. Kaspar, Bauen, S. 303. BKD Lemgo, S. 784.

Nachweise

  1. Rädeker, Häuser, S. 69.
  2. Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 21–20.
  3. BKD Lemgo, S. 784 u. 786 mit Abb. 931.
  4. Hansen/Kreft, Fachwerk, Abb. 48.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 102 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0010203.