Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 59: Lemgo (2004)
Nr. 231 St. Nikolai, Gemeindezentrum 1. H. 17. Jh.
Beschreibung
Fragment eines Kirchenstuhls(?). Holz. Das Brett unbekannter Herkunft hängt im Eingangsbereich des Gemeindezentrums an der Wand. Auf dem schmalen querrechteckigen Fragment in eingetieftem Schriftfeld ein erhaben ausgeführter Besitzvermerk (A), rechts davon im rechten Winkel zu der Inschrift A ein als Graffito ausgeführter Name (B).
Maße: H. 25 cm; B. 220 cm; Bu. 8,8 cm (A), ca. 2,2 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]
- A
ABRAHAM KVER SVGEHORIG ·
- B
GEORGIVS BEGE / GEOR BE
Anmerkungen
- Alle Angaben nach Sta Lemgo, Plögersche Sammlung (Khur/Chur).
- Ebd., Eintrag unter dem 24. August 1647.
- Vgl. Bürgerbuch, Nr. 2986 u. Anm. 21, S. 86.
Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 231 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006K0023104.
Kommentar
Die Inschrift A ist in einer Kapitalis ausgeführt, die als besonderes Merkmal ein K mit an der Haste nicht zusammentreffenden, sehr kurzen und gebogenen Schrägbalken aufweist, außerdem konisches M mit kurzem Mittelteil und R mit kurzer, die Zeile nicht erreichender Cauda.
Abraham Chur ist in den Quellen seit 1598 verschiedentlich nachzuweisen, zunächst als Proveherr im Braueramt, seit 1606 als Deche bzw. Rentmeister des Goldschmiedeamtes. Verheiratet war er mit Ilse Peters. Im Jahr 1647 wird Abraham Chur in den Quellen als alter schwacher Mann bezeichnet.1) Es ist davon auszugehen, daß die Inschrift den Besitz eines Kirchenstuhls in St. Nikolai dokumentieren sollte. Möglicherweise handelte es sich dabei um den ‚Frauenstuhl‘, den Chur von seinem Bruder Johann gekauft hatte.2) Die Tochter des Abraham Chur heiratete den Hofzwerg des Grafen Simon VI. von Lippe.3)
Georg Bege hat auch mehrere Graffiti am Sakramentshäuschen von St. Marien (Nr. 21) hinterlassen. Er läßt sich in den Quellen nicht nachweisen.