Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 203 Breite Str. 59 1631

Beschreibung

Schwellbalken. Giebelständiges Haus, das einzige Geschoß massiv, der Giebel Fachwerk, die Front zur Breiten Straße ist im Erdgeschoß durch Umbauten zuletzt 1978/79 verändert worden. Der Fachwerkgiebel kragt vierfach über Stichbalken vor und weist reiche Zierschnitzereien an den Balken und Füllhölzern auf.1) Die zweite Giebelschwelle trägt ein Sprichwort (A) und ein Datum (B), erhaben in zeilenhoch eingetieftem Schriftfeld geschnitzt, in Gold auf Schwarz gefaßt und links und rechts von einer Blattranke abgeschlossen.

Maße: Bu. ca. 9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. A

    GODT WEIS HVLF VNDT RADTWEN ALLER MENSCHEN TROST EIN ENDE HAT · 2)

  2. B

    ANNO DOMINI 1631

Versmaß: Gereimte Prosa (A).

Kommentar

Das Datum 1631 bezieht sich auf den für das äußere Erscheinungsbild entscheidenden Umbau des Hauses, bei dem es den Fachwerkgiebel und einen neuen Dachstuhl erhielt.3) Solche Modernisierungen älterer Lemgoer Steinbauten sind für das frühere 17. Jahrhundert, auch noch im Dreißigjährigen Krieg bis zum Pest- und Plünderungsjahr 1636 mehrfach belegt. Der Hausspruch bekräftigt Gottvertrauen in schwerer Zeit und ist damit inhaltlich dem Spruch am ebenfalls 1631 umgebauten Haus Mittelstr. 11 (Nr. 205) vergleichbar. Besitzer und Bauherr des Hauses Breite Str. 59 im Jahr 1631 war vermutlich der Wundarzt Johann Bohne († 1649), der seit 1611 als Lemgoer Bürger nachzuweisen ist.4)

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu BKD Lemgo, S. 679.
  2. Vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 49, Nr. 1134 u. 1135.
  3. BKD Lemgo, S. 679. Im Kontext zeitgenössischer Bautätigkeit bei Stiewe, Bürger, S. 112–117.
  4. Zur Person und Besitzgeschichte des Hauses: Stiewe, Bürger, S. 114–117. Fritz Waldeyer, Aus der Geschichte des „Hotels Schlepper“. In: LH 8, 1979–80, S. 36–39. Waldeyer hat mit Blick auf die übereinstimmende Datierung der beiden Häuser Breite Str. 59 und Mittelstr. 11 darauf hingewiesen, daß zwischen den Familien beider Bauherren später eine direkte Verbindung bestand, da Berndt Dreiers Sohn Heinrich mit einer Tochter von Johann Bohne verheiratet war. Vgl. Sta Lemgo, Plögersche Sammlung (Bohne, Dreyer).

Nachweise

  1. Hausinschriften in Lemgo. In: Lemgoer Sonntagsblatt 1880, Nr. 5, 31. Oktober (nur Spruch).
  2. Preuß, Alterthümer2, S. 69.
  3. Schacht, Sta Lemgo, Bibl. 517, S. 174.
  4. Sauerländer, Alte Hausinschriften.
  5. Sauerländer, Hausinschriften, S. 32.
  6. Rädeker, Häuser, S. 73.
  7. Pahmeier/Süvern, ILL Lemgo, TB 21–59.
  8. Süvern, Torbögen, S. 25.
  9. BKD Lemgo, S. 679.
  10. Stiewe, Bürger, S. 114 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 203 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006K0020301.