Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 59: Lemgo (2004)

Nr. 101 St. Marien vor 1586?

Beschreibung

Konsolstein. Rötlicher Sandstein. Der Konsolstein im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffes stützte früher die Renaissanceempore (Nr. 134). Daher wurde die zeitgleiche Entstehung von Konsole und Empore angenommen.1) Nach der Versetzung der Empore befindet sich der Stein heute unter der Stiftsempore. Auf der Vorderseite des Steins ein bekrönter Wappenschild zwischen Rankenornament, darunter erhaben ausgeführt der Name des Stifters, auf der Unterseite des Steins in eingehauenen Buchstaben seine Titel.

Maße: H. 31,5 cm; B. 27,5 cm; T. 18 cm; Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. C · KRUWEL · / I(URIS) U(TRIUSQUE) D(OCTOR) et / CONS(ILIARIUS) LIPP(IENSIS)

Übersetzung:

C. Kruwel, Doktor beider Rechte und lippischer Rat.

Wappen:
Kruwel2)

Kommentar

Worttrennung an der Vorderseite durch Punkte, an der Unterseite durch Dreispitze.

Die bislang vertretene Ansicht, der Stein sei mit der Renaissanceempore (Nr. 134) im Jahr 1600 angefertigt worden,3) läßt sich nicht mit den Lebensdaten des Conrad Kruwel in Einklang bringen, auf den als einzigen der in der Inschrift enthaltene Doktortitel paßt, den sonst nur noch dessen Neffe Johann trug. Conrad Kruwel verstarb bereits am 23. Mai 1585. Nun ist es zwar ohne weiteres denkbar, daß er zu Lebzeiten einen anderen auf dem Konsolstein ruhenden Einbau der Kirche stiftete, der nicht erhalten ist. Die Verwendung von rundem U in der Inschrift, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch eher selten ist, könnte jedoch darauf hindeuten, daß es sich bei dem inschriftlich Genannten um ein anderes, allerdings nicht nachweisbares Mitglied der Familie aus jüngerer Zeit handelt. Der 1585 verstorbene Conrad Kruwel stand als Rat in Diensten der Braunschweiger Herzöge,4) am 24. Mai 1581 wurde er in den Dienst des lippischen Landesherrn berufen.5) In jedem Fall ist festzuhalten, daß der Konsolstein in keinem Zusammenhang mit der Renaissanceempore stehen muß, zumal man nicht weiß, wo diese ursprünglich gestanden hat.

Anmerkungen

  1. BKD Lemgo, S. 300.
  2. Wappen Kruwel (zwei gekreuzte dreizinkige Hacken).
  3. BKD Lemgo, S. 300. Hier ist Christian Cruwel als Stifter genannt, der jedoch keinen Doktortitel trug.
  4. Zur Familie Kruwel und ihren Mitgliedern: Sta Lemgo, Plögersche Sammlung (Kruwel).
  5. STA Detmold, L 16, Registratur und Repertorium über Bedienstete, p. 186.

Nachweise

  1. BKD Lemgo, S. 300.

Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 101 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0010105.