Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 59: Lemgo (2004)
Nr. 95(†) Weserrenaissance-Museum Schloß Brake / Echternstr. 52 um 1580
Beschreibung
Zwei Brüstungsplatten mit Darstellungen der Tugenden Spes und Justitia. Die Reliefs aus gelblichem Sandstein folgen demselben Darstellungstypus. Die Tugenden sitzen jeweils auf schlichter Kastenbank in flacher Rundbogennische, die Zwickel der hochrechteckigen Platten sind rustiziert. Auf Kopfhöhe der Sitzfiguren ist im Nischenbogen der zugehörige Titulus angebracht, erhaben in eingetieftem Schriftfeld. Spes (A) mit gefalteten Händen im Gebet. Die Tafel war früher auf dem Grundstück Echternstr. 63 an einem rückwärtigen Anbau eingemauert,1) heute befindet sie sich im Weserrenaissance-Museum Schloß Brake.2) Das Relief mit Resten einer Farbfassung ist stark verwittert, der Titulus nurmehr fragmentarisch erhalten. Justitia (B) mit Waage und Schwert. Die Platte, deren Verbleib unbekannt ist, konnte 1995 noch an ihrem letzten Anbringungsort, an der westlichen Traufenseite des inzwischen abgebrochenen Fachwerkhauses Echternstr. 52, im Original aufgenommen werden. Beim Abbruch des Hauses dürfte die Justitia-Platte wohl vollständig zerstört worden sein. Die Verwitterung des Reliefs war 1995 bereits so weit fortgeschritten, daß Figur und Titulus nur noch bruchstückhaft erkennbar waren.
Maße: H. 66 cm; B. 48,5 cm (Spes). H. 58 cm; B. 64 cm (Justitia). Bu. 4 cm (A), 5 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
SP//[ES]
- B†
IVST//[ICIA]
Übersetzung:
Die Hoffnung. (A) Die Gerechtigkeit. (B)
Anmerkungen
- BKD Lemgo, S. 700.
- WRM Schloß Brake, ohne Inv.Nr. (Magazin).
- BKD Lemgo, S. 696.
Nachweise
- BKD Lemgo, S. 696 mit Abb. 802 u. 803.
Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 95(†) (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0009507.
Kommentar
Die Reliefplatten gehörten ehemals sicherlich zu einer der zahlreichen Erker- oder Ausluchtbrüstungen, die seit den 1570/80er Jahren die Fassaden der aufwendigeren Lemgoer Bürgerhäuser zierten. Spes und Justitia zeigen den dort für Tugenden und andere Personifikationen allgemein üblichen Darstellungstypus. Mit gleichartigen, im Stadtgebiet in situ oder verstreut noch erhaltenen Brüstungsplatten (vgl. Nr. 73 u. 94) werden diese Figurenreliefs Hermann Wulff und seiner Werkstatt zugeschrieben und um 1580 datiert.3)