Inschriftenkatalog: Stadt Lemgo
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 59: Lemgo (2004)
Nr. 83 St. Nikolai 1576
Beschreibung
Epitaph des Moritz Piderit. Heller Sandstein, farbig gefaßt. Das heute an der Ostwand im Südchor aufgestellte Epitaph wurde im Jahr 1914 aufgefunden.1) Die untere rechte Ecke des hochrechteckigen Steins ist abgebrochen und erneuert, dabei wurde wohl die Fassung ergänzt und überarbeitet. In der oberen Hälfte verläuft in vertieften, grau gefaßten Zeilen die erhaben gehauene Inschrift (Sterbevermerk), die Zeilenenden der dritten bis fünften Zeile, die auf dem ergänzten Stück stehen, sind lediglich gemalt. Unter der Inschrift ein gemalter Wappenschild in einer Blattkartusche.
Maße: H. 135 cm; B. 106 cm; Bu. 6,8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ANNO 1576 10 MAII PLACIDE OBDOR/MIVIT IN DOMINO ·VENERABLISa) / D(OMINVS) MAVRITIVS PIDERIT · HVIV[S] /ECCLESIAE FIDELIS PASTOR [SVAE]b) / AETATIS 79PASTORA[TVS 49]
Übersetzung:
Im Jahr 1576 am 10. Mai entschlief sanft im Herrn der ehrwürdige Herr Moritz Piderit, getreuer Pastor dieser Kirche, seines Alters 79 (Jahre), 49 (Jahre) Pastor.
Piderit2) |
Textkritischer Apparat
- Sic!
- SVAE fehlt bei Butterweck, es ist daher fraglich, ob SVAE im Original ausgeführt war.
Anmerkungen
- Butterweck, Landeskirche, S. 482.
- Wappen Piderit (Waage).
- Matrikel Köln, Bd. 2, S. 762, Nr. 510,47.
- Butterweck, Landeskirche, S. 487. Dreves, Geschichte, S. 315ff. u. 341f.
Nachweise
- Butterweck, Landeskirche, S. 482.
- BKD Lemgo, S. 226.
Zitierhinweis:
DI 59, Lemgo, Nr. 83 (Hans Fuhrmann, Kristine Weber, Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di059d006k0008301.
Kommentar
Bei der Schrift handelt es sich um eine Kapitalis mit breit ausgeführten Buchstabenelementen, die als besonderes Merkmal oben offenes D sowie konisches M mit kurzem Mittelteil und leicht spitzovales O zeigt. Die einzelnen Wörter sind nicht durch Spatien voneinander getrennt. Die Schrift weist auffällige Parallelen zu der des Epitaphs für Franz d. J. von Kerssenbrock auf (1578, vgl. Nr. 87).
Moritz Piderit wurde im Jahr 1497 in Lemgo als Sohn des Hermann Piderit und der Geyse Kulrave geboren. Am 30. April 1516 immatrikulierte er sich an der Universität Köln, wo er im folgenden Sommer den Titel eines Baccalaureus erwarb.3) Anschließend wurde er als Rektor an St. Nikolai nach Lemgo berufen, jedoch 1528 von dort vertrieben, weil er zögerte, die lutherische Lehre zu übernehmen. Er ging daraufhin nach Lieme, später nach Brake und wandte sich schließlich doch dem Protestantismus zu. 1532 kehrt er nach Lemgo zurück und war seither wieder an St. Nikolai als evangelischer Pastor tätig. Im Jahr 1542 übernahm er das Amt des Kirchenvisitators, 1556 das des Superintendenten. Aus Protest gegen das Interim legte Piderit 1548 sein Amt vorübergehend bis 1551 nieder. Nach seinem Tod am 10. Mai 1576 wurde er im Chor von St. Nikolai beigesetzt.4)