Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 180 Aicha vorm Wald, Pfk. St. Petrus und Paulus 2. H. 16. Jh. / 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Grabtafel mit fragmentarischer Grabinschrift für eine Maria, mutmaßlich einer Tochter aus der in Aicha ansässigen Familie Stör1). An der Nordwand der Seelenkapelle, erste Tafel von Westen, zweite von unten. Hochrechteckige Tafel, im oberen Bereich ca. zehnzeilige Inschrift, acht Zeilen mit Sicherheit erkennbar; im unteren Bereich zwei Medaillons nebeneinander mit je einem Wappenschild in Relief. Rotmarmor. Oberfläche der Tafel stark abgenutzt, Ränder, vor allem rechts, beschädigt, Schaftreste der Inschrift erkennbar, jedoch kaum noch lesbar, Wappenbilder nicht mehr kenntlich.

Maße: H. 74 cm, B. 46 cm, Bu. 3 cm (gemessen u).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [H]ie ligt begraben [ – – – ] / Ẹhrntug[en]treich Ju[nck]g̣[fraua)] / Maria [ – – – ]betb) Stọ[ – – – ]c) / vnd Gestren[ – – – ] H[ – – –/ – – –/ – – – ]d) Auch der [ – – –e)

Kommentar

Soweit die Schrift überhaupt erkennbar ist, handelt es sich um eine eher gestreckte Fraktur, wie sie häufig auf ähnlichen Platten Verwendung findet. Anhand der ansatzweise erkennbaren Form der Schrift und der Plattengestaltung kann die Inschrift grob in die zweite Hälfte des 16. oder die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Im Stammbaum der Familie Stör2) ist außer einer Maria, verh. Jäger von Roidt, keine weitere Frau mit diesem Vornamen belegt. Da es sich laut Inschrift um eine Junckgfrau handelte, scheidet diese verheiratete Maria folglich aus. Die Grabinschrift wurde für eine unverheiratete, möglicherweise im Kindes- oder Jugendalter verstorbene Tochter eines Familienmitgliedes der Stör angefertigt. Leider lassen sich die Namen der Eltern – außer dem Familiennamen – nicht mehr entziffern. Der einzig erkennbare Buchstabe H könnte – neben einer möglichen Auflösung für Herr oder Herrn – auf einen Hans deuten. Da aber gerade in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vier Familienangehörige mit Vornamen Hans nachweisbar sind3), hilft dieser Lösungsansatz nicht weiter. Eine genauere Personenidentifizierung muss daher offen bleiben.

Textkritischer Apparat

  1. Ursprüngliche Schreibung unsicher.
  2. Ergänze evtl. zu Elisa[.]bet.
  3. Ergänze mutmaßlich zu Stoer, sinngemäß könnte des Edlen folgen.
  4. Zu erwarten wäre die Nennung des Vaters der Verstorbenen.
  5. An dieser Stelle wohl Nennung der Mutter der Verstorbenen; es folgen vier Zeilen mit nicht mehr entzifferbaren Schaftresten.

Anmerkungen

  1. Vgl. HAB Passau 129: Mitglieder der Familie Stör zu Großwiesen und Lindberg nennen sich zwischen 1575 und 1671 nach Aicha und sind für den Ort belegt.
  2. Vgl. Erhard, Topographie 1,3 7f.
  3. Vgl. Erhard, Topographie 1,3 7f.: Hans Leonhard und Hans Bernhard, beide Söhne des Martin Stör; Hans Georg und Hans Christoph, beide Söhne des Hans Leonhard; vgl. hierzu auch Nr. 152.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 180 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0018007.