Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 166 Kellberg, Gde. Thyrnau, Pfk. St. Blasius 1638

Beschreibung

Wappengrabplatte für Hans Karl und Hans Hektor Schätzl zu Hörmannsberg, Watzmansdorf und Thyrnau. Innen, im Chor, an der Südwand, im zweiten Joch von Westen, untere Platte. Die Platte befand sich auch schon um 1842 dort1). Hochrechteckige Platte, darin in den oberen beiden Dritteln Schriftfeld mit Grabinschrift (I), links und rechts davon je vier Wappenschilde in Relief übereinander, darüber jeweils ein Schriftband mit Wappenbeischrift (II, III), im unteren Drittel der Platte zwei sich schneidende Medaillons nebeneinander, darin je ein Vollwappen, in den Zwickeln zwischen den Medaillons oben geflügelte Sanduhr, unten Totenschädel mit Knochen, das linke Medaillon oben links von der Helmzier durchbrochen. Kalkstein.

Maße: H. 102 cm, B. 62 cm, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I.

  1. Hie Ligen begraben Han(n)ß Carl / Vnd Han(n)ß Hector Gebrueder, / Des Wolgebornnen Herrn herrn / Leopoldi Benedict Schätzls zu / Hörmansperg watzmanstorf vnd / Thürnen Freyherrn der Räm(isch)a) / Kay(serlichen) May(estät) Trukhsesßb) vnd der / Wolgebornen Frauen, Frauen / Maria CECILLIAc) Schätzlin Frey=/frauen, geborn(n)e Freyin von lundelo / Eheleibliche Sohne, weliche in / Jrer Jugend gestorben, gott ver=/=leihed) vn(n)ß allen ein Frolliche / Auferstehung Amene) . / . 1 . 6 . 38f) .

II. heraldisch rechte Seite von oben nach unten

  1. Schötzl F(rei)h(erren)2) Potting F(rei)h(erren)3) schbartzendorff4) von ökh F(rei)h(erren)5)

III. heraldisch linke Seite von oben nach unten

  1. Lindelo F(rei)h(erren)6) gumppe(n)berg F(rei)h(erren)7) von der vere8) Seibelstorff9)

 
Wappen:
Schätzl2), Lindelo6).

Kommentar

Die Fraktur ist im Mittellängenbereich relativ gestreckt. Die Buchstaben mit Bögen weisen kaum die Mandelform auf. Die Bögen werden hier zu einem oben leicht nach links umknickenden Schaft stilisiert, wie die kleinen Fortsätze beispielsweise bei a, e und o zeigen. Auffallend ist weiters die Verbindung von Schaft-s und p: das p wird dem vorausgehenden s angepasst, indem der obere Teil in die Oberlänge verlängert wird. Die Versalien sind in geschwungene Schwellschäfte mit begleitenden Zierstrichen aufgelöst.

Bei den hier bestatteten Hans Karl und Hans Hektor Schätzl handelt es sich der Inschrift nach um im Kindesalter verstorbene Söhne des Leopold Benedikt Schätzl von Hörmannsberg, Watzmansdorf und Thyrnau und dessen Ehefrau Maria Cäcilia, geb. von Lindelo. Zu den beiden Buben ist demnach nichts Weiteres bekannt.

Die achtteilige Ahnenprobe zeigt auf der heraldisch rechten Seite die Vorfahren Leopold Benedikts, auf der heraldisch linken Seite sind die Ahnen der Maria Cäcilia repräsentiert. Es handelt sich hierbei – soweit erschlossen – um Folgende:

Leopold Benedikt Schätzl war der Sohn des Urban Schätzl (Nr. 167) und dessen zweiter Ehefrau Maria Isabella, geb. von Pötting und Persing (heraldisch rechts, zweites Wappen von oben). Urban wiederum war der Sohn Benedikts (II.) Schätzl und der Anna, geb. Schwarzendorfer (heraldisch rechts, drittes Wappen von oben). Maria Isabella war die Tochter des Sebastian von Pötting und Persing und dessen zweiter Ehefrau Regina Eckh von Hungersbach (heraldisch rechts, viertes Wappen von oben)10).

Maria Cäcilia Lindelo war eine Tochter des Timon von Lindelo (heraldisch links, erstes Wappen von oben), der unter anderem als Pfleger von Donaustauf (Lkr. Regensburg/Opf.) belegt ist, und dessen Ehefrau (Maria) Cäcilia von Gumppenberg (heraldisch links, zweites Wappen von oben) gewesen ist. Die Eltern der Cäcilia waren Hans Ludwig von Gumppenberg und Maria Elisabeth von Seiboldstorf (heraldisch links, viertes Wappen von oben)11). Timons Mutter war der Ahnenprobe zufolge eine geb. von der Vere (heraldisch links, drittes Wappen von oben).

Leopold Benedikt Schätzl war der Inschrift nach kaiserlicher Truchsess.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Sic, für Truchsess, über e zwei Striche.
  3. In Kapitalis; Oberfläche im Bereich der beiden L beschädigt, möglicherweise Ausbesserung: ursprünglich zwei E eingehauen.
  4. Am Zeilenbeginn Komma, offenbar in Funktion eines Trennzeichens.
  5. Am Zeilenende ein Ornament aus einer rechts eingerollten geschwungenen Zierlinie.
  6. Letzte Zeile etwas abgesetzt und in vergrößerter Schrift (3 cm, gemessen 8); Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie, am Textende mit einer unten ansetzenden rechts um den Quadrangels umlaufenden Zierlinie.

Anmerkungen

  1. Vgl. BZAR Gen. 1279, Heft IV, 2. Seite „Kirche zu Kellberg“; auch Erhard, Topographie 1,1 200: Erhard vermerkt allerdings, die Tafel sei von Tapeten verdeckt gewesen.
  2. Schätzl: OÖ 322, vermehrtes Wappen, aber hier anders: 2/3 unten zwei überkreuzte Schrägbalken, vgl. auch Nr. 150, 159 und 167.
  3. Pötting und Persing: NÖ1 356f.
  4. Schwarzendorfer: BayA1 179.
  5. Eckh von Hungersbach: NÖ1 72.
  6. Lindelo: BayA1 160.
  7. Gumppenberg: SiSu7 26.
  8. Ein Balken, begleitet von drei schräggelegten Rauten.
  9. Seiboldsdorf: Bay 22.
  10. Vgl. zu Schätzl: Leoprechting, Schätzl 150f.; DI 67 (Stadt Passau) vor allem Nr. 626 und 802; zu Pötting und Persing Krick, Stammtafeln Nr. 133, hier vor allem Nr. 133B; zu Eckh von Hungersbach Krick, Stammtafeln Nr. 34.
  11. Vgl. Leoprechting, Schätzl 152; vgl. vor allem zu Timon von Lindelo: Ferchl, Behörden 174; zu Gumppenberg: Krick, Stammtafeln Nr. 52, hier vor allem Nr. 52B.

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft IV, 2. Seite f. „Kirche zu Kellberg“; Erhard, Topographie 1,1 200f.; Leoprechting, Schätzl 154; Kdm Passau 148.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 166 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0016607.