Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 161 Neukirchen vorm Wald, Pfk. St. Martin 1627

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Pfleger von Hals, Sigmund von Raindorf. Innen, an der Nordwand des Langhauses, im zweiten Abschnitt von Westen. Hochrechteckige Platte, in der oberen Hälfte Inschrift, darunter in annähernd quadratischem Feld Medaillon, darin Relief: Vollwappen, in den Zwickeln Blattwerk, der obere Teil der Helmzier ragt in den Schriftspiegel. Rotmarmor. Platte gut erhalten.

Maße: H. 114 cm, B. 61 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A(nno) 1 . 6 . 27 . den 31 Jully Jst der / Woll Edl vnd Gestrennge herr / Sigmudta) von Raindorff zu witz=/mansperg . des Für(stlic)h(en) hochstiffts Freys(ing)a) / Erbcamererb) vnd der Chur Für(stlic)h(en) / Dur(c)h(laucht) in Bayrn gewester Pfleger / vnd Castner zu hals zwischen 5 vnd / 6 vhr nach mittag mit Dodt abgang(en)c) / Gott welle im vnd allen gendigd) / Sein Wellee) // Amenf) .

Wappen:
Raindorf1).

Kommentar

Bei der Abschlussformel mit der Fürbitte ist dem Steinmetz ein Fehler unterlaufen, so dass welle doppelt angeführt ist.

Sigmund von Raindorf wird unter den Pflegern zu Hals genannt2). Er übernahm das Amt 1586 und führte es bis zu seinem Tode, der in der Liste bei Ferchl bereits im Jahre 1625 angesetzt wird. Nach Ferchl heiratete Sigmund 1591 Maria Puchleitner zu Sünzing. Deren Eltern waren der Passauer Rat und Mautner Wolf Puchleitner zu Sünzing und Barbara Anna, geb. Eder. Der Bruder Sigmunds, Hans Christoph von Raindorf, war fürstbischöflicher Rat in Freising und mit Dorothea, geb. von Lösch, verheiratet. Der Sohn Sigmunds, Christoph Sigmund von Raindorf, war ebenfalls Rat in Freising und folgte seinem Vater als Pfleger in Hals nach3). Kurz nach 1600 kam Sigmund an die Hofmark Witzmannsberg, nach der er sich in der Inschrift nennt4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, kein Kürzungszeichen erkennbar.
  2. Mittlerer Balken des E fehlt.
  3. Als Kürzungszeichen zwei Punkte, die aus Platzmangel über und unter g stehen.
  4. Sic, für gnedig.
  5. Sic, ein zweites welle; über dem ersten e zwei Striche.
  6. Letzte Zeile Worte über Zeile verteilt; durch Wappenkleinod geteilt; am Ende als Worttrenner eine gewellte Linie, die rechts eingerollt ist.

Anmerkungen

  1. BayA1 119, abweichend zu Siebmacher hier Schild nicht geteilt und zusätzlich auf Windrad des Kleinods Federbüschl.
  2. Vgl. Erhard, Topographie 1,2 111; Ferchl, Behörden 305.
  3. Vgl. alles Ferchl, Behörden 305; Hundt (bzw. Libius) erwähnt einen Christof Sigmund von Raindorf für das Jahr 1641, den er aber als Rat und Landrichter von Mauerkirchen bezeichnet. Derselbe soll mit einer Maria von Seiboltstorf verheiratet gewesen sein, vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 553; unter den Grabschriften in der Stadt Passau finden sich Mitglieder der Familie Puchleitner, darunter auch ein Wolfgang Puchleitner, von dem jedoch nicht sicher ist, dass er mit dem Vater der Maria, verh. Raindorf, identisch ist, vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 736†.
  4. Vgl. hierzu HAB Vilshofen 204.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2267 II fol. 170r; M.v.O. Msc. 39 p. 413; Erhard, Topographie 1,2 111f. und 159; Kdm Passau 208f.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 161 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0016102.