Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 154(†) Hauzenberg, Pfk. St. Vitus 1621

Beschreibung

Relief des Epitaphs für Michael Zaglauer und seine Ehefrau Margaretha, geb. Paungardtner. Im ehem. Chor, heute Kapelle, an der Südwand, über dem seitlichen Ausgang. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts noch in der Seelenkapelle1). Von dem ehemals größeren Epitaph ist heute nur noch die Reliefplatte des Hauptgeschoßes vorhanden: in Profilrahmen zwei Bildteile, ebenfalls durch Profilrahmen mit flachem Rundbogen getrennt, oben: Krönung Mariae: in der Mitte Maria, kniend, mit vor der Brust gefalteten Händen, links von ihr Jesus mit Nimbus, in der Linken einen Kreuzstab, mit der Rechten eine Krone über das Haupt Mariens haltend, links von Maria Gottvater mit dreieckigem Nimbus, mit der Rechten eine Sphaera haltend, mit der Linken ebenfalls die Krone haltend, alle drei Figuren auf einem Wolkengrund, über Maria und der Krone in einem Strahlenkranz die Heilig-Geist-Taube, in den Ecken je zwei geflügelte Engelsköpfe; darunter: in der Mitte im Rundbogen Kreuz mit Titulus (I), links davon der Verstorbene, vor ihm fünf Buben, rechts vom Kreuz die Verstorbene, vor ihr fünf Mädchen, alle Personen kniend mit gefalteten Händen, Frau und Mann je mit Rosenkranz. Kalkstein. Oberfläche beschädigt, teils mit Bildverlust, vor allem bei den Gesichtern Mariens, Jesu und Gottvaters. Bereits zu Zeiten von Kdm Wegscheid „stark beschädigt“2). Damals noch hinterm Beichtstuhl in der heute nicht mehr vorhandenen Seelenkapelle. Nach einem älteren Photo3) bestand das Epitaph ehemals aus drei Teilen: über dem Relief ein halbrunder Aufsatz mit Bibelzitat (II), im Unterhang eine geschweifte, nach unten hin rund zulaufende Schrifttafel mit Grabschrift (III). Schrift an den Tafelrändern teils verblasst bzw. am Photo schlecht erkennbar.

Maße: H. 61 cm4), B. 35,5 cm, Bu. 0,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (I), Fraktur (II, III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

I.

  1. INRI

II. Text nach Photo3).

  1. Also hat Gott die welt / geliebt das er seinen eingebornen / [s]una) gab auf das alle die an Jn glauben n[it]a) / verloren werden sünderb) das ewig leben hab(en) / Johannes am . 3c) .

III. Text nach Photo3).

  1. Alhie bey dissen Gottshauß ligt begrabend) der / Erber vnd fürnem Michael Zaglauer ist in Gott ent/schlaffen den ⟨..⟩ tag ⟨ – – –⟩ A(nn)oe) 16⟨..⟩ Jar · dan auch / sein Eheliche hausfrau Margretha Paungardtnerinf) / die verschieden Jst den 10 Augusti A(nn)oe) / 1621 Jar sambt Jr beeder Ehe/lich erzeugten 9 khinder, den(en)g) / vnd allen Christglaubig(en) / sellen der Almechtig / Gott die freliche Auf/erstehung verleich(en) / welle Amenh) .

    Bibel- und Schriftstellerzitat(e): Nach Joh 3,16. (II)

Kommentar

Das Epitaph wurde nach dem Tod der Ehefrau angefertigt. Die Todesdaten Michael Zaglauers sind nicht nachgetragen. Die Inschrift bietet darüber hinaus keine nähere Information zu den Personen.

In einer Urkunde ist für das Jahr 1577 ein Michael Zaglauer genannt. Darin geht es um Streitigkeiten zwischen diesem und der Hauzenberger Marktgemeinde wegen eines ungenehmigten Hausbaus5). Ob es sich bei diesem Michael Zaglauer bereits um den inschriftlich genannten, der 1627 noch am Leben war, handelt, kann nicht geklärt werden. Möglicherweise ist dieser Michael ein gleichnamiger Vorfahr.

Im Einwohnerverzeichnis des Marktes Hauzenberg von 1603 wird ein Mattheus Zaglauer aufgeführt6). Ob es sich hierbei um einen Verwandten des Michael Zaglauer handelt, ist unklar.

Textkritischer Apparat

  1. Buchstaben auf Photo nicht erkennbar.
  2. Sic für sondern.
  3. Zeile zentriert.
  4. Zwischen b und e am Wortbeginn Lücke; Schrift weicht Beschädigung aus? (am Photo nicht gut erkennbar).
  5. o hochgestellt.
  6. in am Wortende verkleinert und hochgestellt.
  7. Unsichere Lesung.
  8. Genaue Form der Worttrenner, sowie eventuelle Satzzeichen etc. am Photo nicht erkennbar.

Anmerkungen

  1. Miller, Hauzenberg 98.
  2. Kdm Wegscheid 44; Röttger gibt darin keinen Inschriftentext wieder. Anhand seiner Beschreibung des Reliefs der Marienkrönung und der Verstorbenen mit Angabe der Anzahl der Kinder lässt sich das vorhandene Relief mit dem von ihm aufgeführten Epitaph Michael Zaglauers identifizieren.
  3. Abbildung in Zeichen der Frömmigkeit 38.
  4. Die Höhe des offenbar noch vollständig erhaltenen Epitaphs zu Zeiten von Kdm Wegscheid betrug damals 110 cm, vgl. Kdm Wegscheid 44.
  5. Vgl. Miller, Hauzenberg 30.
  6. Vgl. Miller, Hauzenberg 24f.; Auflistung in Festschrift Hauzenberg 39.

Nachweise

  1. Kdm Wegscheid 44; Miller, Hauzenberg 98 (erwähnt); Miller, Lkr. Wegscheid 2, 137; Zeichen der Frömmigkeit 38 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 154(†) (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0015407.