Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 141 Thyrnau, Fk. St. Christophorus 16. Jh.

Beschreibung

Weihwasserbecken mit Initialen. Im Chor, an der Nordwand, über den Stufen zum Chor, rechts neben dem Epitaph für Benedikt Schätzl1). Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Muschelschale, vorne erhaben gearbeitetes Wappenschild, links und rechts davon am Schalenrand vertiefte Initialen. Rotmarmor.

Maße: H. ca. 9 cm, D. 19 cm, Bu. 1,5 cm (gemessen P).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. A . A . V · P · F · A . //a) V . P . Vb) .

Wappen:
unbekannt2).

Kommentar

Das Weihwasserbecken zeigt neben einem Wappenschild als Inschrift Anfangsbuchstaben eines Textes. Eine Datierung fehlt.

Die Kapitalis weist relativ klassische Formen auf.

Die abgekürzte Inschrift konnte nicht aufgelöst werden. Die Anbringung der Initialen zusammen mit einem Wappenschild deutet höchstwahrscheinlich darauf hin, dass sich hinter den Buchstaben ein Personenname verbirgt. Auch das Wappen lässt sich nicht hundertprozentig zuweisen. Am ehesten könnte es mit dem der Auer von Tobel identifiziert werden. Diese führen als Wappenbild drei übereinander gestellte Jagdhörner2). Die Familie ist im 16. Jh. auch im Raum Passau nachzuweisen. Wolf Seyfried Auer von Tobel und Kleeberg (gest. 1596) war passauischer Rat und Pfleger auf dem Oberhaus. Einer seiner Brüder, Julius Auer von Tobel und Kleeberg (gest. 1568), war Dompropst in Passau3).

Der Buchstabe A, der für Auer stehen könnte, tritt auch an mehreren Stellen der Inschrift auf. Jedoch lässt sich hier trotzdem keine vernünftige Auflösung erzielen. Auf eine mögliche Lösung A für Auer wäre im Anschluss am ehesten eine genauere Spezifizierung des Adelsnamens zu erwarten, in diesem Fall vor allem Auer von oder zu Tobel; in der Inschrift folgt aber (zweimal!) auf A V und P; ein T für Tobel fehlt.

Bei näherer Betrachtung der Inschrift fällt auf, dass die Buchstaben jeweils mit einem nachfolgenden Quadrangel gekürzt sind, die Initialen V. P. F. jedoch mit einem lang gezogenen Dreieck stehen. Hier stellt sich also die Frage, ob dies nur dem Gestaltungswillen des Steinmetzen anzurechnen ist, oder ob sich hinter dieser Buchstabenfolge ein bestimmter, vom Rest abgetrennter Textteil verbirgt. Aber auch hier lässt sich keine sinnvolle Auflösung herbeiführen.

Textkritischer Apparat

  1. Hier der Wappenschild.
  2. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie, nach V. P. F. in Form eines lang gezogenen Dreiecks auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 626; das Weihwasserbecken gehört nicht zum Epitaph, das erst im 19. Jahrhundert nach Thyrnau verbracht wurde.
  2. Drei Jagdhörner, übereinander; vgl. evtl. Auer von Tobel (BayA1 8, Taf. 6).
  3. Vgl. hierzu Krick, Stammtafeln Nr. 11; DI 67 (Stadt Passau) Nr. 710†.

Nachweise

  1. Kdm Passau 229.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 141 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0014100.