Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 133 Englburg, Gde. Tittling, Schloss 1597

Beschreibung

Predella eines Altars mit Stifterinschrift des Hans Wolf von Schwarzenstein zu Fürstenstein und Englburg und seiner Ehefrau Martha, geb. von Maxlrain. In der ehemaligen Schlosskapelle, hinter dem Altar angebracht1). Querrechteckige Tafel, am linken Rand der Stifter in zeitgenössischem Harnisch kniend, in betender Haltung, sein Helm vor ihm am Boden, am rechten Rand seine Ehefrau in spanischer Tracht mit Halskrause und Haube, ebenfalls kniend in betender Haltung, dazwischen in der Mitte der Tafel rechteckiges Feld mit gemalter Inschrift, um das Schriftfeld ein hölzerner Rahmen auf der Tafel angebracht. Holz, bemalt. Heute jüngerer Altar mit Schwarzensteinerwappen2).

Maße: H. 16 cm, B. 70 cm, Bu. 0,8 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno Dom(in)i 1 · 5 · 97 · Hatt der Edl vnnd Vesst Herr Hanns / Wolff vom Schwartznstain Zum Fürstenstain vnnd Engl/burg, (et)c(etera) sambt seiner Geliebten Frawen Fraw Martha vom / Schwartznstain geborne Von Mäxlrain Freyn Zu Walth/ögkh Gott Zu lob vnnd Ehr Auch allen Denen Vom Schwartz/staina) So in Christo Enttschlaffen Zu loblicher Getechtnuß Dise / Capellen Renouiern vnd Diß Altärl, von Newen Lassen Machen, gott / Derb) Allmechtige well Jnen Sambt Allen, Chrisstglaubi[gen – – – ]e Auffersteung / Verleichen Amenc)

Kommentar

Die gemalte Fraktur bewegt sich im Großen und Ganzen im Rahmen der Zeit. Auffallend ist in diesem Fall die Form des M, bei der der linke Teil gebrochen und geschlossen ist, der rechte Teil hingegen zu einem geschwungenen, eingerollten Fortsatz auf Höhe der Grundlinie verkümmert ist. Daneben steht eine Ausprägung des M aus der vergrößerten Minuskelform, bei der der erste Schaft durchgebogen und oben nach links eingerollt ist, unten nach rechts gebrochen ist.

Die Schlosskapelle St. Georg wird 1476 urkundlich erwähnt. Die vorliegende Stifterinschrift belegt eine Restaurierung der Kapelle im Jahre 1597 durch Hans Wolf von Schwarzenstein3).

Hans Wolf von Schwarzenstein war der Sohn des Andreas (V.) von Schwarzenstein und seiner Ehefrau Margareth, geb. Marschall von Wellenberg (Nr. 107), und somit der Neffe des Ortolf von Schwarzenstein zu Fürstenstein auf Katzenberg und Englburg, eines Bruders des Andreas, der 1570 das Schloss Fürstenstein neu erbaute und ohne Kinder starb. Dieser Ortolf fungierte auch als Vormund des Hans Wolf, als der er 1576 das halbe Schloss Englburg an Christoph von Layming verkaufte4).

Hans Wolf war mit Martha von Maxlrain verheiratet. Sie war eine Tochter des Wolf Dietrich von Maxlrain, Freiherr zu Waldeck, und dessen Ehefrau Veronica, geb. Pienzenauer5). Hans Wolf und Martha hatten keine Nachkommen. Er verstarb am 24. Juni 1599 und ist in Steinkirchen begraben. Seine Frau starb nach Krick und Erhard bereits 1584, also über zehn Jahre vor der in der Inschrift genannten Kapellenrenovierung und Altarstiftung6).

Hans Wolf bekannte sich zum Luthertum, weshalb er in dem zur Ortenburger Herrschaft gehörigen Steinkirchen beigesetzt ist. Neben den Ortenburgern gehörten auch die Maxlrainer zu den bayrischen Adligen, die der neuen Lehre folgten. Wolf Dietrich von Maxlrain, der Schwiegervater Hans Wolfs, gehörte zu den Anführern der sogenannten Adelsfronde, die Anfang der 50er Jahre des 16. Jahrhunderts versuchten, die Augsburger Konfession in Bayern durchzusetzen7).

Textkritischer Apparat

  1. Evtl. gekürzt.
  2. Ab hier Schrift kleiner.
  3. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Die Tafel befand sich bereits Ende des 19. / zu Beginn des 20. Jahrhunderts hinter dem Altar, vgl. Erhard, Topographie 1,2 200f. und Heberle, Engelburg 113. Zum Altar vgl. auch Kdm Passau 46; dort allerdings die Stifterinschrift nicht erwähnt.
  2. Kdm Passau 44 und 46, spricht von einem Rokokoaltärchen und erwähnt ein Ehewappen Taufkirchen-Baumgarten; auf der Rückseite mehrere Renovierungsinschriften aus dem 20. Jahrhundert. Vorne sind an Kartuschen an den Säulenbasen Wappen angebracht, heraldisch rechts das Schwarzensteiner (BayA1 179); das heraldisch linke Wappen ist nicht mehr erkennbar (mehrfach übermalt); daher ist auch nicht mehr nachvollziehbar, ob möglicherweise Teile von dem heute noch vorhandenen Altar von der Stiftung von 1597 stammen könnten (in diesem Fall wären die Wappen Schwarzenstein und Maxlrain zu erwarten).
  3. Erhard, Topographie 1,2 200 und 209: ihm diente möglicherweise die Inschrift als Quelle; Kdm Passau 44.
  4. Vgl. hierzu HAB Vilshofen 181
  5. Vgl. Hundt, Stammenbuch II, 157; auch Erhard, Topographie 1,2 209.
  6. Vgl. Erhard, Topographie 1,2 209; Krick, Stammtafeln Nr. 165; vgl. teils auch Hundt, Stammenbuch II, 290.
  7. Vgl. hierzu Kaff, Volksreligion 367 und allgemein zur Adelsfronde Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 2, 380–387, vor allem 382 (mit weiterführender Literatur) sowie Greindl, Untersuchungen, bes. das Kapitel „Die Religionsauseinandersetzungen“ 271–285.

Nachweise

  1. Erhard, Topographie 1,2 200f.; Heberle, Engelburg 113.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 133 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0013308.