Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 126 Neukirchen vorm Wald, Pfk. St. Martin 1589

Beschreibung

Epitaph für Margaretha Pettichkhamer von Wurmsham zu Witzmannsberg, geb. Regner zu Witzmannsberg. Innen, an der Südwand des Langhauses, im ersten Abschnitt von Westen. Im Obergeschoß Aufsatz: zwischen Voluten, aus denen Blätter ranken, rundes Inschriftenfeld mit Bibelzitat (I), ursprünglich von Rollwerk eingefasst, das heute von Putz verdeckt ist; in der Nischenzone zwischen mit Beschlagwerk verzierten Pilastern Relief der Auferstehung: in der Mitte der Auferstandene, die Rechte zum Segensgestus erhoben, in der Linken Kreuzstab mit Siegesfahne, über einem mit Beschlagwerk verziertem Sarkophag von Wolken umgeben, links und rechts des Sarkophages je zwei römische Soldaten, zwei am Sarkophag kauernd, Soldat vorne rechts am Boden liegend zum Schwert greifend, Soldat vorne links sich hinter dem Schild verbergend, im Bildhintergrund rechts Golgota, drei (Antonius-)Kreuze, am mittleren eine Leiter lehnend, im Bildhintergrund links die drei Frauen mit Salbgefäßen in den Händen, dahinter Stadtansicht, im Hintergrund allgemein Hügellandschaft mit Gräsern, am oberen Bildrand Wolken. Im Sockel Relief: rechts die Verstorbene in spanischer Tracht auf einem Betbänkchen kniend mit gefalteten Händen und Rosenkranz, vor ihr ein Vollwappen, ihr gegenüber in der linken Bildhälfte ein Mann in Harnisch, auf einem Betbänkchen kniend mit gefalteten Händen, vor ihm ebenfalls ein Vollwappen, die das Relief rahmenden Pilaster je mit einem Vollwappen belegt. Darunter geschwungener Unterhang: zwischen in Blättern endenden Voluten vertieftes Schriftfeld mit Grabinschrift (II), am unteren Ende von einem Engelskopf gefasst. Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen. Kalkstein. Epitaph gut erhalten.

Maße: H. 148 cm, B. 68 cm, Bu. 1,5 cm (II), 2 cm (I).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    Jch Bin die Auf=/ersteung vnd das Leben / Wer an mich glaubt der wiert / leben ob er gleich Stürbe, vnd Wer / da Lebt vnd glaubt Jn mich, der / Wierdt nit Sterben Ewigklich / Johanes am XI Capitla) .

  2. II.

    Alhie Ligt die Edl Ehrntugenthafft Frau Margaretha ain gebornne / Regnerin zue Witzmansperg des Edlen vnnd Vesten Wolf Jacoben Pet=/tichkhamers von Wuermbshaim zue Witzmansperg F(ürstliche)r D(u)r(chlauch)t Jn / Bayrn etc.b) Lanndtrichters zu Regen geweste Eeliche Hausfrau so zu / Regen an dem heillingen Osster Abent den Ersten Mannets tag / Apprillis Anno 1589Jsten vmb 12 vhr Jm Mittag Christlich vnd / Gottsellig verschaiden auch hernach den 4 Apprillis beyc) / dissem Gotzhauß begraben worden der gott / genedig sey vnnd ain Frelliche / Aufersteung verleich(en) welle Amen.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Joh 11,25f. (I)
Wappen:
Pettichkhamer1), Regner2), unbekannt3), unbekannt4).

Kommentar

Die vorliegende Fraktur bewegt sich im zeitgenössischen Rahmen. Auffallend an diesem Beispiel ist die Verbindung von Schaft-s und p bei Witzmansperg: hier wird das p in die Oberlänge verlängert und so dem Schaft-s angepasst.

Ein Wolf Jakob Pettichkhamer zu Wurmsham auf Witzmannsberg ist bei Ferchl von 1579 bis 1595 als Landrichter von Regen belegt5). Er erhielt 1606 von Herzog Maximilian I. die Edelmannsfreiheit6).

Margaretha war in erster Ehe mit Christoph von Nußdorf verheiratet und ehelichte Wolf Jakob Pettichkhamer erst nach 1579, dem Todesjahr Christophs7). Erhard berichtet hierzu, sie sei die Tochter eines Peter Regner gewesen. Über die Ehe mit ihr sei Witzmannsberg an ihren Mann übergegangen8). Daher nennt sich Wolf Jacob Pettichkhamer wohl auch nach diesem Sitz.

Die Familie Regner gehörte den Passauer Landständen an. In einem Verzeichnis aus dem Jahr 1547 wird ein Wolfgang Regner zu Witzmannsberg genannt9).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  2. Zeichen aus einem Doppelten Quadrangel am oberen Zeilenrand mit einer rechts ansetzenden und oben bogenförmig umlaufenden Schlaufe.
  3. Unterlänge des y auf dem Profilrahmen, vom Befestigungshaken des Epitaphs verdeckt, auf y diakritisches Zeichen.

Anmerkungen

  1. BayA3 3, abweichend zu Siebmacher hier Herz des Bären entflammt.
  2. Ein nach oben durchgebogener Schrägbalken, Helmzier: geschlossener Flug, mit Wappenbild belegt; vgl. BayA1 120 Taf. 123: ähnlich, aber: bei Siebmacher zwei gebogene Schrägbalken, hier nur einer, Helmzier: Siebmacher zwei Büffelhörner, hier: geschlossener Flug mit Balken belegt.
  3. Ein Pfahl, Helmzier: ein Männerrumpf.
  4. Quadriert: 1/4 fünf 1:2:2 gestellte Rosen, 2/3 zwei Türme, Helmzier: Löwe.
  5. Ferchl, Behörden 814, 1368; Wurmsham, Lkr. Landshut.
  6. BayA3 3.
  7. HAB Vilshofen 204.
  8. Erhard, Topographie 1,2 164f.
  9. Hartmann, Landstände 73.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2267 II fol. 170r; M.v.O. Msc. 39 p. 413; Erhard, Topographie 1,2 159 (nicht ganz textgetreu); Kdm Passau 208.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 126 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0012603.