Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 80: Passau I (2011)
Nr. 115 Vornbach, Gde. Neuhaus am Inn, Pfk. Mariae Himmelfahrt (ehem. Benediktinerabteik.) nach 1580
Beschreibung
Figurales Grabdenkmal für den Vornbacher Abt Christian Seßler. Innen, in der ersten nördlichen Seitenkapelle von Osten, an der Nordwand. Hochrechteckige Platte, darin Hochrelief des Abtes: der Verstorbene in einer Rundbogennische stehend im Pontifikalornat, auf dem Brustkreuz Titulus (I), vertieft, mit der Rechten den Abtsstab, mit der Linken ein geschlossenes Buch haltend, zu seinen Füßen rechts ein zu ihm aufblickendes Hündchen; Architektur des Rundbogens durch Konsolen angedeutet, in den Zwickeln je ein Wappenschild; um das Relief erhabene Umschrift (II) zwischen Profilleisten, um die Umschrift Profilrahmen, der Schriftgrund rautenförmig geschuppt. Rotmarmor. An den Rändern leichte Beschädigungen.
Maße: H. 272 cm, B. 141 cm, Bu. 0,5 cm (I), 7 cm (II).
Schriftart(en): Kapitalis.
© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]
- I.
I · N · R · I
- II.
AN(N)Oa) DOMINI MDLXXX 〈XV〉 DIE 〈XXV〉 / MENSIS 〈AVG(VST)I〉 REVERENDVS IN CHR(IST)O PATER AC DOMINVS D(OMI)N(V)S CHRISTANVSb) SES=/LER ABBAS HVIC MONASTER[I]O / RITE PRAEFECTVS DIEM SVV(M) OBIIT IN SPE RESVRRECTIONIS VITAE AETERNAE
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1595, am 25. Tag des Monats August: der hochwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Christian Seßler, der rechtmäßig als Abt für dieses Kloster eingesetzt wurde, starb an seinem Tag (= an dem für ihn bestimmten Tag) in der Hoffnung auf die Auferstehung zum ewigen Leben.
| Vornbach1), Seßler2). |
Textkritischer Apparat
- Vergrößerter Anfangsbuchstabe.
- Sic!
Anmerkungen
- Si2 8.
- Die Buchstaben C und A für C(HRISTANVS) A(BBAS) in Kapitalis: Buchstaben ineinander so verschränkt, dass der untere Bogenabschnitt des über das A gestellten C den A-Balken bildet. Die Wahl der Initialen als Wappenbild spricht für ein persönliches Wappen des Abtes. Wappengrund ähnlich dem Schriftspiegel geschuppt.
- Wohl Pfullendorf, Lkr. Sigmaringen/Baden-Württemberg.
- Vgl. hierzu Krick, Stabile Klöster 178; kurz auch Erhard, Topographie 2,6 70.
- Fasmann, Chronik 1 fol. 304r: daraus geht nicht eindeutig hervor, ob dieser Altar mit einer Inschrift versehen war.
Nachweise
- Fasmann, Chronik 2 fol. 209v; Riesenhuber, Grabdenkmale Nr. 43; Schäffer, Vornbach 12 (erwähnt); Würdinger, Vornbach 11 (erwähnt).
Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 115 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0011500.
Kommentar
Die Schrift ist äußerst sorgfältig ausgearbeitet. Sogar der Schrifthintergrund ornamental ausgearbeitet ist. Die Kapitalis bemüht sich um ein klassisches Schriftbild, wobei auch Serifen zum Einsatz kommen. Auch einzelne Buchstabenformen orientieren sich an der Monumentalis, wie beispielsweise M, bei dem der Mittelteil bis zur Grundlinie reicht. Jedoch trifft die Schrift nicht mehr ganz das klassische Vorbild. Das Spiel zwischen Haar- und Schattenstrichen wird vernachlässigt, die Buchstabenproportionen relativieren sich. So scheint beispielsweise der A-Balken etwas zu hoch angesetzt, die Bögen bei C oder D werden an manchen Stellen „eiförmig“ deformiert, der mittlere E-Balken ist äußerst kurz, die R-Cauda ist geschwungen und nicht stachelförmig. Die trotzdem hochniveauige Inschrift gehört offenbar bereits einer Epoche an, in der das klassische Vorbild nicht mehr so stark zum Tragen kommt, wie es noch bei der Renaissance-Kapitalis der Fall war.
Das Formular zeigt eine sonst nicht übliche Formulierung. rite praefectus weist vermutlich auf die erst nachträglich erfolgte Einsetzung Seßlers als Abt, nachdem er zunächst nur als Administrator fungierte.
Christian Seßler stammte nach Krick aus Pfullendorf3). Er war nach dem Tod seines Vorgängers, Abt Leonhard II. Prantmayr, am 12. Juli 1572 nur als Administrator, erst 1577 als Abt tätig4). Nach Fasmann soll er 1580 einen der Hl. Jungfrau Maria gewidmeten Seitenaltar in Neukirchen am Inn gestiftet haben5).