Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 107 Neukirchen vorm Wald, Pfk. St. Martin 1568

Beschreibung

Epitaph für Andreas von Schwarzenstein zu Englburg auf Fürstenstein und Katzenberg und seine Ehefrau Margaretha, geb. Marschall von Wildenberg und Ebnet. An der südöstlichen Wand des Chores. Im Obergeschoß in einem unterteilten Feld zwei Vollwappen in Relief, an den Seiten von Voluten gerahmt, oben von einem Gesims bekrönt. Darunter Gebälk, im Fries Bibelzitat (I), an den Pilastern je ein Wappenschild. In der Nischenzone Relief Auferstehung: in der Mitte der Auferstandene, die Rechte zum Segensgruß erhoben, mit der Linken Kreuzstab mit Siegesfahne haltend, um ihn ein Kranz aus stilisierten Wolken, am oberen Bildrand fortgesetzt, unter ihm ein mit Blattrosetten verzierter Sarkophag, darauf Inschrift (II), links vom Sarkophag ein römischer Soldat, hinter diesem im Bildhintergrund Stadtansicht, über diesem Schriftfeld in Beschlagwerkrahmen mit Bibelzitat (III), rechts vom Sarkophag ein sitzender Soldat, über diesem in Rahmen mit Volutenbesatz Stifterinschrift (IV); unter der Auferstehungsszene im selben Relieffeld Darstellung der Familie der Verstorbenen: am rechten Rand die Verstorbene, vor ihr vier Mädchen, am linken Rand der Verstorbene in Harnisch, vor ihm drei Söhne, über ihm ein Helm, alle Familienmitglieder auf je einem Betbänkchen kniend mit gefalteten Händen, der Mann und die beiden jüngeren Söhne sowie die zweitälteste Tochter mit Kreuzen über den Häuptern, Relief von zwei Pilastern flankiert, Pilaster mit je drei Wappenschilden belegt. In der Sockelzone unter Gesims zwei Schriftfelder zwischen Perlstabrahmen mit den Grabinschriften für Andreas (V) und Margaretha (VI), um den Rahmen Roll-Beschlagwerkrahmen, daran zwei Festons und in der Mitte eine Rosette. Schrift vertieft und mit schwarzer Farbe nachgezogen. Kalkstein. Epitaph gut erhalten, in der Mitte der Friesinschrift (I) eine ausgebesserte Beschädigung, Oberfläche an wenigen Stellen beschädigt.

Maße: H. 200 cm, B. 115 cm, Bu. 1,3 cm (II, III, IV), 2 cm (I), 2,5 cm (V, VI).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/4]

  1. I.

    Jch bin die Aufferstenus vnd das leben wer in mich glaubt / Der wirt liebena) ob er schon stürbe vnd wer Da liebta) vnd glaubt / in mich Der würt nit sterbenn ewigklich Amennb) · / Johannis am · XIc) · Capitelld)

  2. II.

    Dot wo ist dein sthaell / Deufell wo ist dei(n) hele)

  3. III.

    Laß vom böße, vnd / thu guts suche fri=/ed vnd Jag im naha)

  4. IV.

    Diß werck auf zu Ritht(en)f) beuall / Margreta Schwa(rzenstein) sein eliche ge(mahl) / · 1 · 5 · 6 · 8g) ·

  5. V.

    Anno Dominj · 1 · 5 · 6 · 7 · iar Den · 19 · tag / Januarij Vmb Die · 6 · Vhr nachmit:/tag Jst Der Edl vnnd Vesst anndres / Vom Schwarzenstain zw Ennglbu=/rg auf Fürstenstain Vnnd Khatze(n)/perg1) Jn gott entschlaffe, seines attersa) · 42g) · Jaren

  6. VI.

    Anno Dominy · 1 · 5 〈68〉 Jar Den 〈8 sep(tembris)〉 ist Die / Edl Vnnd Eherntugenthafftige Fraw / Margretha Vom Schwarzenstain / ein geborne Marßchalchin von Wüllen=/berg Jn gott entschlaffe, ires alters jm 〈..〉 Jar

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Joh 11,25f.; (I) 1 Kor 15,55; (II) Ps 34,15. (III)
Wappen:
Schwarzenstein2), Marschall von Ebnet3).
Fröschl4)Pappenheim7)
Layming5)unbekannt8)
Schmiehen6)Nothaft9).

Kommentar

Die Fraktur ist sehr bewegt. Es finden sich die typischen Formen wie einstöckiges a und Schaft-s mit Schwellschaft, der unter die Grundlinie reicht. Buchstaben mit Bögen wie e, unziales d und o zeigen einen spitzovalen bzw. mandelförmigen Körper. l weist eine Schleife am oberen Ende auf. Auffallendes Bastardmerkmal ist das kursive, schleifenförmige s. Charakteristisch für diesen Schrifttyp sind die linken Bogenabschnitte bei a, g, auch d und o, die stark geschwungen und im unteren Drittel gebrochen sind. Dieses Element findet sich in der klassischen Fraktur eher selten und verleiht der vorliegenden Schrift eine leicht „trotzig“ wirkende Note. Gerade die Form des a erinnert dabei noch an das doppelstöckige a.

Andreas von Schwarzenstein war ein Sohn (Hans) Wolffs von Schwarzenstein zu Englburg, Fürstenstein und Katzenberg und der Anna, geb. Fröschl vom Taurstein (bzw. von Marzoll), einer Tochter des Andre Fröschl und dessen zweiter Ehefrau Veronika von Schmiehen. Wolff war wiederum der Sohn Sigmunds und dessen Ehefrau Hadwig, geb. von Layming10). Andreas von Schwarzenstein war mit Margareth, geborene Marschall von Wüllenberg (Wildenberg) und Ebnet verheiratet. Ihre Eltern waren Friedrich Marschall von Wüllenberg und Ebnet und Ursula Marschall von Pappenheim, eine Tochter des Georg Marschall von Pappenheim und seiner Ehefrau Margareth Nothaft11).

In der Ahnenprobe sind neben den Wappen der Eltern des verstorbenen Ehepaares auch die jeweiligen Wappen der Familien der Mütter der beiden Elternpaare vertreten.

Andreas von Schwarzenstein ist als Schenk Herzog Christoffs von Württemberg belegt. Er war evangelischen Bekenntnisses. Einer seiner Söhne war Hans Wolff von Schwarzenstein, der mit Martha, einer Tochter Wolff Dietrichs von Maxlrain, verheiratet war (Nr. 133)12). Eine Tante, Helena von Schwarzenstein, war Äbtissin im Kloster Niedernburg in Passau13).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Schlusszeichen in Form eines Ornaments mit gebogenen, eingerollten Zierlinien.
  3. Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte; über dem römischen Zahlzeichen ein Balken.
  4. Letzte Zeile zentriert.
  5. Sic, Bibelzitat eigentlich „Tod wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg?“; lies evtl. heil statt hel.
  6. Sic, für „aufzurichten“.
  7. Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Katzenberg, Gem. Kirchdorf am Inn, Pol. Bez. Ried im Innkreis/OÖ.
  2. BayA1 179.
  3. BayA1 162.
  4. BayA1 13.
  5. BayA1 18.
  6. BayA1 177.
  7. Bay 18.
  8. Ein Zickzackbalken; Wappen der Großmutter väterlicherseits der Margaretha Marschall von Wildenberg und Ebnet (unbekannt).
  9. Bay 49.
  10. Hundt, Stammenbuch II, 289f.; Erhard, Topographie 1,2 209; Krick, Stammtafeln Nr. 165; zu den Eltern der Anna Fröschl vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 319.
  11. Vgl. zu den Eltern der Mutter der Margareth Marschall von Ebnet: Hundt, Stammenbuch II, 170.
  12. Hundt, Stammenbuch II, 290; Erhard, Topographie 1,2 209; Kaff, Volksreligion 366.
  13. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 535.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2267 II fol. 169v (nur Ahnenprobe); M.v.O. Msc. 39 p. 412 (wie Eckher); Erhard, Topographie 1,2 159 (nicht ganz textgetreu); Kdm Passau 206.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 107 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0010708.