Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 79 Kellberg, Gde. Thyrnau, Kap. St. Leonhard 1511

Beschreibung

Wappengrabplatte für Wolfgang Pschächl zu Watzmansdorf und Thyrnau und seine Ehefrau Amaley, geb. Reuttorner. Innen, an der Westwand, zweite Platte von Süden. Um 1899 noch in der Pfarrkirche, rechts vor dem Hochaltar auf dem Boden1). Hochrechteckige Platte, im oberen Drittel Inschrift, darunter Relief zwei sich zugewandte Vollwappen in rechteckigem Feld unter Doppelbogen, in den Zwickeln Blattwerk. Rotmarmor. Platte ziemlich abgetreten.

Maße: H. 194 cm, B. 102 cm, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Hie leit begrab(e)n Der Edel vest / Wolfgang Pṣc̣hahla) zu Waczmstarff / von Tirnen der starb An Simon / ṿn(d) Judas Abent · 1511 · dem got / genadb) · Es leit auch hie die Edl fraw / [A]ṃalẹỵ die sein hawsfraw gebesen ist

Datum: 1511 Oktober 27.

Wappen:
Pschächl2), Reuttorner3).

Kommentar

Die Gotico-Antiqua gehört dem Schriftstil Jörg Gartners an4). Die Ausprägung weist bereits in eine fortgeschrittene Zeit: das unziale d wirkt eher schmäler und zeigt den umgebogenen oben freistehenden Bogenabschnitt. Auch der obere Bogen des g ist links beinahe senkrecht geformt. Die Schrift ist in jedem Fall in die mittlere, wenn nicht schon in die Spätphase einzuordnen. Auch die epsilonförmigen E sprechen für einen solchen Ansatz. Das gesamte Schriftbild ist jedoch noch nicht so streng wie in der Spätphase. Auch eine Einordnung in die mittlere Phase könnte bedeuten, dass die Inschrift erst einige (wenige) Jahre nach dem Tod Wolfgang Pschächls angefertigt worden ist. Für seine Gattin wird kein Todesdatum genannt. Der Platz zwischen der Inschrift und dem Wappenrelief war ursprünglich vielleicht für das Sterbedatum der Frau reserviert, das aber mutmaßlich nicht mehr ergänzt wurde, weil Amaley nochmal heiratete.

Die aus der Gegend um Vilsbiburg5) stammende Familie der Pschächl erwarb nach 1495 die Burg von Thyrnau mit einem Drittel der Hofmarksrechte von den Watzmansdorfern6). Offenbar war der in der Inschrift genannte Wolfgang Pschächl derjenige Vertreter der Familie, der sich dort ansässig machte. Hiervon zeugt sein Begräbnisort. In der Grabschrift nennt er sich von Tirnen (Thyrnau). Er war mit Amaley, geb. Reuttorner, verheiratet, die nach seinem Tode Wolf Kienast heiratete7). 1518 ist ein Christoph Pschächel zu Watzmansdorf belegt, mutmaßlich ein Sohn Wolfgangs und Amaleys8).

Textkritischer Apparat

  1. Vor dem Schaft des h hochgestelltes Häkchen, evtl. c oder e.
  2. Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Vgl. Erhard, Topographie 1,1 210; auch BZAR Gen. 1279, Heft IV, 1. Seite „Kirche zu Kellberg“: zu der Zeit war offenbar der untere Teil der Platte (mit den Wappen) vom Kirchengestühl verdeckt.
  2. BayA1 31, dort jedoch als Hammer bezeichnet.
  3. BayA1 121.
  4. Vgl. Einleitungskapitel XLV.
  5. Vilsbiburg, Lkr. Landshut.
  6. Vgl. HAB Passau 116; es wird dort keine Person genannt, die den Kauf vollzog.
  7. Erhard, Topographie 1,1 194.
  8. HAB Passau 116f., vgl. dort auch Anm. 188.

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft IV, 1. Seite „Kirche zu Kellberg“; Leoprechting, Schätzl 153; ABP OA Sammlung Stinglhamer/Krick 221 (bez. „Tafel 13“); Kdm Passau 154.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 79 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0007906.