Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 80: Passau I (2011)
Nr. 78 Hutthurm, Pfk. St. Martin 1510
Beschreibung
Glocke. Glockenstuhl, mittlere Glocke in der unteren Reihe. Schulterinschrift zwischen halbrunden Stegen, unterhalb des unteren Steges Fries mit Doppelbögen, die in hängenden Lilien enden; am unteren Ende der Flanke und am unteren Rand des Schlages je ein halbrunder Steg; an der Flanke Reliefs, St. Martin (unter der Jahreszahl) auf Pferd, in der Rechten das Schwert, den Mantel teilend, vor dem Pferd am Boden der Bettler kniend; Kreuzigungsgruppe (unter NOBIS · IE(SU)S), Kreuz, flankiert von links Maria und rechts Johannes. Schrift erhaben.
Maße: H. 100 (85) cm, D. 100 cm, Bu. 2,5 cm.
Schriftart(en): Frühhumanistische Schrift.
© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]
+ ANNO · D(OMI)NI · 1510 · O · S(AN)CTE · MARTINE · ORA · PRO · NOBIS · IE(SU)Sa) · MARIAb) · ANNA · IE(SU)Sc)
Textkritischer Apparat
- Jesusmonogramm IHS.
- Die bei Mader, Kdm Passau, angegebene Verschreibung MAKIA kann bei Betrachtung des Originals nicht bestätigt werden.
- Jesusmonogramm IHS; Worttrenner in Form von Quadrangeln mit zwei eingerollten Zierstrichen.
Anmerkungen
- Kdm Passau 145.
Nachweise
- Kdm Passau 145.
Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 78 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0007802.
Kommentar
In Hutthurm befindet sich eine weitere Glocke aus dem Jahr 1520 (Nr. 88), die dieser hier auffallend ähnlich ist. So finden sich auf beiden Glocken die gleichen Reliefs, für die mutmaßlich dieselben Modeln verwendet wurden. Auch die Buchstaben sind ähnlich. Es erscheinen in beiden die typischen Formen der frühhumanistischen Schrift wie A mit Deckbalken und epsilonförmiges E. Der jeweilige Lilienfries unterscheidet sich in den Feinheiten. Diese Ähnlichkeiten verweisen darauf, dass die Glocken in derselben Werkstatt angefertigt wurden.
Mader vermutet, dass beide Glocken aus der Passauer Glockengießerwerkstatt des damaligen Hauptmeisters, Lienhard Ränacher, stammen1). Jedoch könnten dieser These die Initialen widersprechen, die sich auf der jüngeren Glocke befinden: CB am Textende könnten die Initialen des Glockengießers sein, die aber nicht zu Lienhard Ränacher passen. Leider ist die Auflösung und Bedeutung der beiden Buchstaben ungeklärt.