Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 71 Fürstenstein, Pfk. Mariae Himmelfahrt um 1500

Beschreibung

Zweiteiliges Tafelbild mit Verkündigung Mariae. An der Emporenbrüstung, Ostseite, links und rechts je über einer Säule. Gemälde nicht in Kdm erwähnt, ursprünglicher Standort unklar1). Links der Engel (I), rechts Maria (II), zwischen beiden Figuren, über beide Tafeln verteilt die Anfangsbuchstaben des Englischen Grußes; der Engel ein Lilienszepter in der Linken, die Rechte zum Gruß erhoben, Maria, die Arme vor der Brust verschränkt, über ihr die Heiliggeisttaube, hinter ihr Blumen. Holz.

Maße: H. 113 cm (I), 115 cm (II), B. 32 cm (I), 31,5 cm (II), Bu. 4 cm (gemessen P und D).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. I.

    A(VE) · M(ARIA) · G(RATIA) · P(LENA)a) ·

  2. II.

    D(OMINUS) T(ECUM)b)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ave Maria.

Kommentar

Die Schrift muss auf Grund ihrer Formen in den Bereich der frühhumanistischen Schriften eingeordnet werden. Charakteristisch sind die sich nach unten verbreiternden Schäfte. Der Grundkanon der Buchstaben ist Kapital. Jedoch weist P einen eher aufgeblähten Bogen auf. A besitzt einen fetten Deckbalken, G ebenso einen fetten Balken am Schaft. Das konische M zeigt dicke Außenschäfte und einen verkürzten Mittelteil aus Haarstrichen.

Da diese Schrift in der Gegend nicht häufig zu finden ist, lassen sich keine Vergleichsbeispiele ausmachen. Derartige frühhumanistische Buchstaben finden sich in Inschriften in den Jahrzehnten in der Zeit um 1500. Daher müssen die Tafeln wohl in diesen Zeitraum eingeordnet werden.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form von Quadrangeln auf der Zeilenmitte, zwischen dem P und dem nachfolgenden Worttrenner der Stil des Lilienszepters.
  2. Keine Worttrenner erkennbar.

Anmerkungen

  1. Weder in Kdm Passau 46f. noch in Dehio NB 145 werden die beiden Tafeln erwähnt. Genauere Angaben fehlen offenbar. Nach Auskunft des Pfarrbüros befinden sich die Tafeln jedoch schon sehr lange in Fürstenstein. Es ist wohl davon auszugehen, dass sie bereits zur ursprünglichen Ausstattung der Kirche gehörten. An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Pfarrer Altmannsperger für seine Hilfe bedanken.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 71 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0007103.