Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 58† Hutthurm, Pfk. St. Martin 1495

Beschreibung

„Hölzerne Scheibe“ mit der Grabschrift der Sabina von Watzmansdorf, geb. Pfäffinger. Um 1899 angeblich noch im „Oratorium“. Bei Kdm Passau (1920) nicht mehr verzeichnet. Erhard macht keine weiteren Angaben zum Aussehen des Inschriftenträgers.

Text nach Erhard, Topographie.

  1. hie ligt begraben dy edl fraw Sabina Watznstorfferin geborne von Paehel, Herrn Joerg v. Watzenstorff II. gemahel, der got genadig sey, gestorben am Pfingstag nachta) : 1495.

Kommentar

Die Überlieferung von Erhard enthält einige Unklarheiten. Zunächst stellt sich die Frage nach dem Inschriftenträger. Die Aussage, es solle sich um eine „hölzerne Scheibe“ handeln, ließe auf einen Totenschild schließen. Jedoch erscheint ein solches Totengedächtnismal für eine Frau eher ungewöhnlich. In der Regel wird damit männlicher Angehöriger von Adelsfamilien gedacht. U.U. können Totenschilde allerdings für Ehepaare angefertigt worden sein1).

Fraglich ist hier bei auch, ob der Inschriftentext auf einem Totenschild mit den Worten hie ligt begraben beginnen würde oder ob diese Formulierung nicht vielmehr auf einem sich direkt auf den Begräbnisort beziehenden Totengedächtnismal – was der Totenschild in der Regel nicht ist – zu erwarten wäre.

Auch das offensichtlich unvollständige Todesdatum wirft Fragen auf. Ursprünglich sollte die Formulierung wohl an Pfincztag nach heißen, was also der „Donnerstag nach“ einem in der Inschrift nicht genannten Heiligenfest wäre. Somit wäre Sabina also an einem Donnerstag 1495 gestorben. Einer anderen Quelle zufolge soll sie aber schon am 23. August 1492 – der tatsächlich ein Donnerstag war – verschieden sein. Diese Information ist allerdings mit Vorsicht zu behandeln2). Auch ihr Ehemann, Georg (Jörg) von Watzmansdorf, starb an einem Donnerstag im Jahre 1495 (vgl. Nr. 56): nämlich an Pfincztag nach des / heilign krercztag Erhohung, dem 17. September 1495. Diese Parallele im Sterbedatum könnte Zufall sein. Es könnten hier aber bei der Überlieferung des Todesdatums der Sabina auch Angaben durcheinander geraten sein. Eine ähnliche Vermutung legt auch der bei Erhard genannte Geburtsname der Sabina nahe: Paehel steht mutmaßlich für „Pschächl“. Sabina, die Ehefrau Georg (Jörg) II. von Watzmansdorf, war aber eine geborene Pfäffinger3). Erhard tradiert hier also – vielleicht beruhend auf einer falschen Lesung – einen irrigen Familiennamen.

Für Georg (Jörg) II. von Watzmansdorf hat sich eine Wappengrabplatte in Kellberg erhalten (Nr. 56). In deren Inschrift wird allerdings seine Ehefrau Sabina nicht genannt. Bei allen Zweifeln, die die Grabschriftenüberlieferung Erhards aufwirft, ist es allerdings nicht abwegig, dass Sabina ein Grabmal in Hutthurm – dem neben Kellberg zweiten Bestattungsort der Watzmansdorfer in dieser Zeit – besaß bzw. dass – zusätzlich zur Wappengrabplatte – in Hutthurm ein Totenschild für Georg (und seine Frau) existierte.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Wohl Verschreibung für nach, es fehlt eine Tagesdatierung nach dem Festkalender, die Datierung bezeichnete mutmaßlich ursprünglich den „Pfinztag“ (= Donnerstag) „nach“ einem nicht mehr genannten kirchlichen Fest.

Anmerkungen

  1. Für Informationen hierzu danke ich Herrn Dr. Harald Drös, Inschriftenkommission Heidelberg.
  2. Erhard, Topographie 1,1 179: Erhard zitiert nach Seyfferts Chronik von Niedernburg, dass Sabina ihr Lebensende im Kloster Niedernburg in Passau als Nonne verbracht habe und am 23. August 1492 starb. Ob es sich hierbei tatsächlich um die Ehefrau Georgs handelt, ist unklar.
  3. Vgl. hierzu vor allem die Grabplatte ihres Ehemanns Georg (Jörg) II. von Watzmansdorf Nr. 56; weiters auch Krick, Stammtafeln Nr. 205 und Hundt/Libius, Stammenbuch III, 766. – In Erhards Zählung ist Georg III.; Erhard unterlief jedoch mutmaßlich ein Fehler, vgl. hierzu Nr. 29.

Nachweise

  1. Erhard, Topographie 1,1 156.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 58† (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0005800.