Inschriftenkatalog: Passau I (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 80: Passau I (2011)

Nr. 9 Obernzell, Friedhofsk. St. Margareta 1384

Beschreibung

Grabplatte mit fragmentarischen Grabinschriften für den Bürger Johann Strobel, seine Ehefrau Margareta und beider Sohn Peter. In der südlichen offenen Vorhalle, am Boden vor dem Eingang. Reste zweier Umschriften zwischen vertieften Linien, an der oberen Schmalseite (I) und am Beginn der linken Langseite (II) beginnend, an der oberen Schmalseite, in der Mitte Beginn einer dritten Inschrift (III). Rotmarmor. Oberfläche sehr stark abgetreten mit erheblichem Textverlust, untere linke Ecke abgebrochen. Keine Reste eines Reliefs erkennbar.

Text ergänzt nach Dölzer, Notizen 9.

Maße: H. 230 cm, B. 123 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    + Anno · d(omi)ni · M · ccca) 〈– – –/– – –〉b) ọḅịịt Johạṇṇ[es] S[tro]ḅẹl ciuis in cellac) [– – –

  2. II.

    +d) / Anno [· d(omin)i · M · ccc · 〈– – –〉 o(biit) · margareta ·] vx[o]r · ẹịus

  3. III.

    + A[nno · d(omi)ni · M · ccc · / lxxxiiiie) · o(biit) · petrusf) · / filius · eius · tertia · / die · mensisf) · martiig) ·]

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 13... starb Johann Strobel, Bürger in Zell ... . (I)

Im Jahre des Herrn 13... starb Margareta, seine Frau. (II)

Im Jahre des Herrn 1384 starb Peter, sein Sohn, am dritten Tag des Monats März. (III)

Kommentar

Offenbar sind alle drei Teile (I-III) gleichzeitig erstellt worden (vgl. Buchstabenhöhe). Die Sterbedaten der Eltern wurden freigelassen1). Somit muss die Platte beim Tod des Sohnes, nämlich 1384, angefertigt worden sein.

Ein Hans Strobel ist für 1394 und 1402 als Pfleger auf Niederhaus belegt2). In einer Urkunde von 1375 wird ein „Janns der Strobel, Bürger zu Griespach in der Zell“, genannt3), welcher mit dem Johann der Inschrift identisch sein dürfte, der laut Grabschrift ebenfalls „Bürger in der Zell“ war. 1383 und 1386 erscheint „Hannslein der Strobel“ als Amtmann des Passauer Bischofs zusammen mit seiner Ehefrau Margareta4). 1387, 1388 und 1390 wird Hans der Strobel als „der Gottshäuserer Richter5)“ geführt, 1393 zusätzlich als Pfleger zu Niederhaus in Passau, 1397, 1399 und 1400 aber als Mautner in Passau6).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte; an den stark abgetretenen Stellen nicht mehr erkennbar.
  2. Keine Schaftreste erkennbar; Platz für Datum evtl. freigelassen, so auch in der Nachzeichnung bei Dölzer.
  3. Nach cella Ecke abgebrochen; es würde der Zeilenumbruch folgen; an der unteren Schmalseite keine Schaftreste erkennbar; Inschrift nach cella beendet, siehe Nachzeichnung bei Dölzer, dort zwischen allen Worten Worttrenner, im Original nicht mehr erkennbar.
  4. Kreuz auf der unteren Schmalseite.
  5. Bei Stinglhamer ausgebesserte Stelle: 4x für xxxx.
  6. Fehlt Stinglhamer.
  7. An manchen Stellen Schaftreste erkennbar; Jahreszahl bis auf M mutmaßlich in Minuskel.

Anmerkungen

  1. Vgl. Befund vor Ort, aber auch Dölzer, Notizen 9, Kdm Wegscheid 62 und Stinglhamer ABP PfA Obernzell 2.
  2. Vgl. MB 30b, 433f. und MB 31b, 18ff.; Erhard, Geschichte II, 210; Kdm Wegscheid 62; vgl. allgemein zur Person kurz auch Festschrift 750 Jahre 13f.; Stutzer, Griezpach 544.
  3. Heider, Regesten Nr. 666.
  4. Heider, Regesten Nr. 671 und 672.
  5. Die „Gottshäuserer“ waren eine besondere Gruppe von bischöflich Passauer Grundholden, die vom Landgericht der Abtei unabhängig waren und einen eigens für sie zuständigen Richter hatten, vgl. hierzu genauer HAB Passau 89ff.
  6. Heider, Regesten Nr. 28, 30, 34, 673, 675, 677 und 678; vgl. kurz zur Person Festschrift 750 Jahre 13f.

Nachweise

  1. Dölzer, Notizen 5 und 9 (Nachzeichnung); ABP PfA Obernzell 2, Manuskript Stinglhamer Bogen 3, 2. Seite; Kdm Wegscheid 62; Miller, Lkr. Wegscheid 2, 137.

Zitierhinweis:
DI 80, Passau I, Nr. 9 (Ramona Epp), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di080m014k0000904.