Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 293 Steinkirchen, Ortenburg, ev. Kirche 1585

Beschreibung

Stifterinschrift des Jobst Stiehenpöckh und Grabinschrift für Hans Teichstetter (Teugstetter) auf einem Epitaph. Innen, Chor, Nordostwand, erstes Epitaph von Osten. Im Obergeschoß oben halbrunder Aufsatz mit Stifterinschrift (I), in der Nischenzone des Obergeschoßes zwischen Pilastern Schrifttafel Bibelzitat (II); im Hauptgeschoß im Fries des Gebälks Bibelzitat (III), in der Nischenzone zwischen Pilastern Relief Jüngling von Naim (Lk 7, 11-17): im Vordergrund tragen vier Männer in Mantel und Hut den Sarkophag, dahinter Trauernde, im Hintergrund Auferweckung des Jünglings; im Sockelfeld Relief: links der Verstorbene in Pluderhose und Mantel, den Hut in den Händen, auf einem Podest kniend, mit gefalteten Händen, vor ihm in der Bildmitte ein Kruzifix mit Titulus (IV), rechts Vollwappen; darunter geschwungener Unterhang mit Grabinschrift (V). Rotmarmor und Kalkstein. Oberfläche des Epitaphs teils leicht beschädigt, Aufsatz im rechten Bereich senkrecht gebrochen.

Maße: H. 263 cm, B. 106 cm, Bu. 2,5 cm (I), 3 cm (II), 3,6 cm (III), 1 cm (III, IV), 2 cm (V).

Schriftart(en): Fraktur (I-III, V), Kapitalis (IV).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/5]

  1. I.

    diß Epithaiuma) hat machenb) / lassen der Ernuesst Jobs[t]b) stiehen/pockh ime Teigstetter zu [e]hrnb)

  2. II.

    Es khumbt die stundt, in welcher alle / die in gröbern sindt, werden seine / stimen hören, vnd werden herfür ghe(n) / die da guets than haben zur auf=/erstehung des lebens, die aber / vbels thon haben zur aufer=/stehung des gerichts, Joha(nnes) / am 5 ∙ Cap(itel)c)

  3. III.

    Rom(er) 14d) / Leben wir, so leben wir dem Herrn, Sterbe(n) / wir so Sterben wir dem Herren, darumb / wir leben oder sterben, so sindt wir des Herrn

  4. IV.

    I ∙ N ∙ R ∙ I ∙

  5. V.

    Hie ligt begraben der Ernuesst Fürnemb Junckher Han(n)ß Teug=/stetter, Weilundt des Ersamen Weisen Hannse(n) Teugstetter Ratbürg=/erse) zu Passaw seligen eheleiblicher Sune , Welicher in Gott ent/schlaffenf) ist den ∙ 13 ∙ Martij A(nn)o ∙ 1585 ∙ seines / alters im 33 Jar, Gott welle im vnnd / vns allen ain Freliche aufer=/stehung verleichen / Amen ∙

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Joh 5, 28f. (II)
    Röm 14, 8. (III)
Wappen:
Teichstetter1).

Kommentar

Die Schrift weist Ähnlichkeiten zu zeitgenössischen Steinkirchner Inschriften auf (vgl. Einleitung 35).

Hans Teichstetter war ein Sohn des Passauer Ratsbürgers Hans Teichstetter. Er wurde 1552 geboren. Hans Teichstetter der Ältere ist in den Ratslisten von 1534, 1547 und 1549 als Ratsmitglied belegt2). 1560 wird ihm ein neues Wappen verliehen. Hans Teichstetter der Jüngere wird 1584 in einer Liste von versteckten Lutheranern geführt. Er wollte die Stadt verlassen, erhielt aber einen Aufschub, da die Vermögensabrechung mit seinem Vormund Hans Steuber (vielleicht Hans Steuber s. oben Nr. 289?) immer noch ausstand3). Er verstarb wohl unverheiratet, da er in der Grabinschrift als Junckher bezeichnet wird. Das Denkmal ließ der Ehemann seiner Schwester, Jobst (Jodok) Stichenpöckh, errichten. Stichenpöckh war von Beruf Salzfertiger, er war ebenfalls der Sohn eines Passauer Ratsbürgers und Bürgermeisters. Seit seinem Studium in Wittenberg bekannte er sich zur neuen Lehre. Er wurde aus Passau ausgeschafft und lebte 1594 in Engelhartszell, dann in Linz, wo er 1600 starb4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Im Wort Bruchstelle.
  3. Letzte Zeile zentriert.
  4. Zeile zentriert, in stark verkleinerter Schrift.
  5. Verschreibung bei u: erster Schaft als e; Teile Inschrift auf Rand.
  6. Teile Inschrift auf Rand.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg8 14, dieses Wappen wurde seinem Vater, Hans Teichstetter d. Ä., am 20. Juni 1560 verliehen, vgl. Frank, Standeserhebungen 5, 95. Dieser führte 1544 noch eine Marke im Schild, vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 491.
  2. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 368ff. Zu seiner ersten Ehefrau vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 491.
  3. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 131.
  4. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 131, Anm. 1, zur Matrikel in Wittenberg vgl. Album Academiae Vitebergensis II, 46b,2.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 312, Fig. 252; Grabdenkmäler 61, Nr. 30 (mit Abb.); Wieland, Grabdenkmäler 424 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 293 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0029303.