Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 216 Vilshofen, Kirchplatz 13 (ehem. Schwarzensteinerkapelle) 1533

Beschreibung

Grabinschrift für Margarethe Nothafft zu Aholming, geb. von Seiboldsdorf, auf einer Wappengrabplatte. Bei der Erstaufnahme 2003 im Garten zwischen Haus und Vilsufer lose aufbewahrt. Ehemals innen, in der Schwarzensteinerkapelle an der Evangelienseite1). Im oberen Drittel der Platte Inschrift, darum breiter Rand, im unteren Teil der Platte Reste eines Reliefs, zwei Vollwappen unter zwei Spitzbögen, Wappenbilder erloschen2). Rotmarmor. Oberfläche erheblich abgearbeitet mit fast vollständigem Bildverlust, Inschrift relativ gut erhalten, kaum abgetreten.

Maße: H. 174 cm, B. 84 cm, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

  1. Hie ligt begrabe(n) die Edl vnd / tugenthaft Fraw Margreth / ain geborne von Seiboldsdorf / zw der Schenckhenaw des / Edln vnd vestn Haymeran Not/haften zw Aholmyng der / zeit pfleger Alhie Hawsfraw / der gott genedig sein wolla) / die gestorben ist den 8̣ tag / February A(nno) ∙ 1 ∙ 5 ∙ 33 ∙

Kommentar

Möglicherweise erklärt sich der relativ gute Erhaltungszustand der Inschrift im Gegensatz zur restlichen Oberfläche daraus, dass das Schriftfeld ursprünglich vertieft war und von Rahmenelementen umgeben war, die später abgeschlagen wurden (evtl. um die Oberfläche zu glätten). In der unteren Hälfte am rechten Rand Kante der Platte stufenförmig ausgeschnitten, daneben zwei Löcher erkennbar, mutmaßlich herrührend von einer zwischenzeitlichen zweckfremden Verwendung der Platte.

Bei der vorliegenden Schrift handelt es sich um eine sehr bewegte Äußerung einer Gotico-Antiqua mit Verwendung von Rotunda-a und geschwungenen Ober- und Unterlängen. Dieser Schrifttyp erscheint ein zweites Mal auf der Grabplatte für den Ortenburger Vikar Georg Ruettersthaymer (Nr. 223) und zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit der Inschrift für Hans von Closen (Nr. 211, vgl. Einleitung 30).

Margarethe Nothafft zu Aholming3) war die erste Ehefrau des Haimeran Nothafft4). Sie stammte aus dem Schenkenauer Zweig der Adelsfamilie der Seiboldsdorf, laut Bucelin war sie eine Tochter des Hieronymus und der Ehrentrud, geb. von Waldeck5). Haimeran und Margarethe heirateten im Jahre 15286). Haimeran Nothafft zu Aholming studierte in Ingolstadt7), war ab 1531 Pfleger zu Vilshofen, am 14. Januar 1551 erhielt er die Pflege auf Lebenszeit zugesprochen, ab 1562 ist er als Vizedom in Niederbayern belegt8).

Textkritischer Apparat

  1. Sic! e fehlt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Zimmermann, Chur-Bayrisch geistlicher Calender 577. Vorausgesetzt, die Kapelle war geostet, handelt es sich um die Nordseite.
  2. Vorne dürfte mutmaßlich das Wappenbild des Ehemannes, nämlich Nothafft (Siebmacher Bay 49), dargestellt gewesen sein: ein Balken. Die Büffelhörner der Helmzier lassen sich eventuell noch nachvollziehen. Hinten dürfte mutmaßlich das Wappenbild der Verstorbenen, nämlich Seiboldsdorf (Siebmacher Bay 22), dargestellt gewesen sein.
  3. Aholming, Hofmark, heute Lkr. Deggendorf. Die Hofmark kam 1413 in den Besitz der Nothafft, die sie über 300 Jahre innehaben sollten. Vgl. HAB Altbayern I, 27 (Deggendorf) 146-149.
  4. Zwei weitere Eheschließungen sind für Haimeran Nothafft belegt, einmal mit Anna, geb. von Schmiehen, und dann mit Afra, geb. von Kärgl. Im Oberhausmuseum zu Passau befindet sich eine Grabplatte für seine Tochter Rosina Nothafft zu Aholming, die aus der zweiten Ehe stammt, vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 486.
  5. Vgl. Bucelin, Germania Topo-Chrono-Stemmato-Graphica III,1 213; Schenkenau, Gde. Waidhofen, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen/OB.
  6. BHStA Nothaft Archiv U 821 vom 16. Oktober 1528.
  7. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1518, 419,43.
  8. Vgl. Ferchl, Behörden 1203 (Pfleger Vilshofen), 1033 (Vizedom zu Straubing).

Nachweise

  1. Baltolu, Rolle Fraktur 353, Abb. 13.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 216 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0021600.