Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 342 St. Salvator, Gde. Bad Griesbach, Pfk. St. Salvator (ehem. Prämonstratenserabteik.) (1614)

Beschreibung

Grabinschrift für Abt Michael Reyser auf dem Fragment, vermutlich einer Wappengrabplatte. Innen, an der Westwand, erste Tafel von Süden. Ursprünglich in der Allerheiligenkapelle der mittelalterlichen Klosterkirche, rechts vom Eingang im Boden, dort noch im 18. Jahrhundert, vermutlich anlässlich des Abrisses nach der Säkularisation in die heutige Pfarrkirche transferiert. Rechteckiges Schriftfeld in Rollwerkrahmen, darunter anschließend Reste einer Darstellung, sichtbar links und rechts oberer Teil des Kopfes und Flügels eines Engels oder Puttos und oberes Segment eines Kreises, wohl Rahmen eines Medaillons vermutlich mit einem Wappen1). Schrift teils rechtsbündig. Rotmarmor. Fragment am unteren Rand abgeschnitten mit fast vollständigem Verlust der Darstellung, am linken Rand Profilrahmen leicht beschädigt.

Maße: H. 55 cm, B. 84 cm, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. SPECTASTIa) MEMET, RADIANTIA / SCEPTRAa) TENENTEMb),NVNCa) SPECTAa) IN CINERES OSSA / REDACTA MEAb).AHa) TIBI NON DVREc), TRANSIS / QVICVNQ(VE) VIATORd)DICEREa): REYSERIa) MOLLITER / OSSA CVBENTb).

Übersetzung:

Du hast mich betrachtet, als ich das glänzende Zepter hielt, nun betrachte meine zu Staub zerfallenen Gebeine, ach, es möge Dir nicht schwerfallen, wenn Du vorübergehst, wer Du auch sein magst, Reisender, zu sagen: mögen die Gebeine des Reyser weich liegen.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Bei der Schrift handelt es sich um eine Kapitalis auf relativ hohem Niveau mit teils unklassischen Formen wie beispielsweise dem oben und unten abgeflachten D (vgl. Einleitung 33).

Die erhaltene Schrifttafel von einem größeren Grabdenkmal zeigt an ihrer Unterseite den Oberteil eines Kreismedaillons.

Für Abt Michael Reyser (1601-1614) haben sich auch Teile eines Epitaphs erhalten (vgl. Nr. 341). Vermutlich diente das ursprüngliche Epitaph in der Kirche, die Wappengrabplatte am eigentlichen Begräbnisort zur Memoria.

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  2. Zeile rechtsbündig.
  3. Accentus Gravis über E.
  4. Anfangsbuchstabe vergrößert; Zeile rechtsbündig.

Anmerkungen

  1. Zum Standort im 18. Jahrhundert und zur Darstellung des Wappens vgl. Clm 1448 p. 199: hier Wappendarstellung allerdings nur erwähnt, kein Wappen beschrieben oder nachgezeichnet.

Nachweise

  1. Cgm 1830 p. 34; Clm 1448 p. 199; Kdm NB XXI (Griesbach) 296; Backmund, Deutsche Chronik 266; St. Salvator 27 (teilweise Edition).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 342 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0034205.