Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 341 St. Salvator, Gde. Bad Griesbach, Pfk. St. Salvator (ehem. Prämonstratenserabteik.) (1614)

Beschreibung

Grabinschrift für Abt Michael Reyser und Titulus auf Schrifttafel und Bildrelief von einem Epitaph. Innen, im Langhaus, Nordseite in der ersten Seitenkapelle von Osten, an der Westwand. Ursprünglich und noch Ende des 18. Jahrhunderts in der Allerheiligenkapelle der alten Klosterkirche, an der Wand, vermutlich bei deren Abriss transferiert. Reste von einem Grabdenkmal, zu einem Denkmal zusammengefügt. Oben Aufsatz, gesprengter Giebel, in der Mitte in einem Ohrmuschelmedaillon Gottvater. Darunter Gesims, unterhalb des Gesimses, zwischen zwei mit Akanthusblättern geschmückten Volutenkonsolen, querrechteckiges Bildrelief: links Kruzifix mit Titulus (I), zu Füßen des Kreuzes Totenkopf und zwei Knochen, dahinter bergige Landschaft mit Stadtansicht; in der Bildmitte, dem Kreuz zugewandt vor einem Betpult kniender Abt in Chorkleidung mit Almutia, den Abtsstab zur Rechten, hinter ihm auf der rechten Seite vor einem Vorhang ein Tisch mit Tischdecke, darauf Birett, Buch und Zehner. Darunter, durch Gesims abgetrennt, Unterhang mit Rollwerkornament unten und Blattwerk an den Seiten, darin queroblonges Schriftfeld mit Inschrift (II) in Profilrahmen, von zwei Rosen flankiert. Kalkstein. Wenige Bildteile, wie die rechte Hand Gottvaters, abgeschlagen, Oberfläche der Schrifttafel teils zerstört und zerkratzt, Reste farbiger Fassung.

Maße: H. 130 cm, B. 115 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. I.

    INRI

  2. II.

    HICa) IACET R(EVERENDVS) D(OMINVS) D(OMINVS) MICHAEL / REYSER PROFESSVS ET OECONOMVS / MONASTERY [O]STERHOVENSIS, POSTEA / VEROb) QVAMb) SV[O] OFFICIO SEX ANNIS / FIDELITER ET [PERF]VNCT(VS) IN ABBATEM HVC / PETITVS ELECT(VS) E[ST]; VT REXIT ANNOS <---> / MENSES <---> DIES <---> DEFVNCT(VS) ANNO / <….>c) MENSE <---> DIE <---> CVI(VS) / A(N)I(M)A DEO VIVATd)

Übersetzung:

Hier liegt der hochwürdige Herr, Herr Michael Reyser, Professe und Ökonom des Klosters in Osterhofen1), später aber, als er sein Amt sechs Jahre getreu ausgeübt hatte, wurde er hierher als Abt angefordert und gewählt; nachdem er … Jahre … Monate und … Tage regiert hat, starb er im Jahre … im Monat … am … Tag. Seine Seele lebe bei Gott! (II)

Kommentar

Die Schrift ist annähernd dieselbe wie auf der ebenfalls für Abt Michael Reyser erhaltenen Schrifttafel (Nr. 342, vgl. Einleitung 33). In späterer Zeit hat ein Besucher die Jahreszahl 1614 auf der Schrifttafel des Denkmals eingeritzt. Abt Michael Reyser ist tatsächlich 1614 verstorben. Wann und warum die Jahreszahl eingeritzt wurde, ist nicht bekannt.

Das heute vorhandene Ensemble kann die Reste eines Wandgrabmals für den Abt Michael Reyser darstellen. Erhalten haben sich nur Unterhang, Sockelzone und Aufsatz; die Hauptzone, wohl bestehend aus einem Andachtsbild mit entsprechender Rahmung – die erhaltenen Volutenkonsolen lassen eine Einfassung durch Pilaster vermuten –, vielleicht auch Seitenhänge fehlen. Es kann jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die heute zusammengefügten Einzelteile von mehreren Denkmälern stammen. Leider geben hier auch die kopialen Überlieferungen nur spärlich Auskunft. Die Rede ist von der Darstellung des knienden Abtes vor dem Kreuz und der Grabinschrift. Ein weiteres Relief wird nicht erwähnt2).

Abt Michael Reyser (1601-1614) war Konventuale des Klosters in Osterhofen und übte dort das Amt des Cellerars aus. Vielleicht hat man ihn auf Grund seiner dadurch ausgewiesenen ökonomischen Fähigkeiten 1601 als Abt des notleidenden Klosters St. Salvator berufen. Doch auch er konnte keine Abhilfe schaffen, so dass sich die Klostergebäude bei seinem Tod in einem ruinösen Zustand befanden3).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstaben bei tragenden Worten vergrößert.
  2. Über O bzw. A ein Accentus Gravis.
  3. Jahreszahl 1614 eingeritzt, scheint jedoch unprofessionell, evtl. zusammen mit Zerkratzungen?
  4. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Ehem. Prämonstratenserkloster Osterhofen-Altenmarkt, Lkr. Deggendorf.
  2. Vgl. Cgm 1830 p. 34 und Clm 1448 p. 199.
  3. Vgl. Hartig, Niederbayerische Stifte 269.

Nachweise

  1. Cgm 1830 p. 34; Clm 1448 p. 199; Kdm NB XXI (Griesbach) 296; Backmund, Deutsche Chronik 266.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 341 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0034107.