Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 332 Rotthalmünster, Pfk. Mariä Himmelfahrt vor 1608

Beschreibung

Stifterinschrift mit Sterbevermerken des Wolf und Martin Reitmaier und ihrer Ehefrauen Katharina, geb. Moric, Ursula und Anna, geb. Zinsperger, auf einer Grabplatte. Außen, am Chor, an der Südwand, dritte Platte von Osten. Hochrechteckige Platte. In breiter Rahmenleiste drei Zonen. Oben in abgetrepptem Rahmen Inschrift in dreizehn Zeilen, die unteren sechs deutlich kleiner; darunter in querrechteckiger Zone, durch eine Säule in zwei nebeneinander gesetzte Räume geteilt, die Familien der Stifter kniend, links Wolf, auf einem Podest, einen Zehner in Händen, und hinter ihm auf einem gemeinschaftlichen Podest zwei Söhne, alle in Hose, Wams und kurzem Mantel, vor Wolf ein weiterer Sohn in Hose und Wams, ihm gegenüber zwei kniende Frauen in Kleid, Haube und reich gefälteltem Mantel, Rosenkränze in Händen, zu Füßen der hinteren ein Fatschenkind mit Sterbekreuz, beim Haupt der hinteren Sterbekreuz; rechts Martin mit sechs Söhnen, alle in Hose, Wams und Mantel, Martin mit Zehner in den Händen, die hinteren vier Söhne mit Sterbekreuz, ihm gegenüber seine Ehefrau bekleidet wie die Ehefrauen des Wolf und vor ihr eine Tochter im Kleid, neben ihrem Haupt ein Sterbekreuz. Zu Füßen von Mann und Frau je ein Wappenschild. Im unteren Drittel der Platte unter einem Dreipassbogen mit Rollwerkornament und Engelsköpfen, in den Bogenzwickeln zwei mit einem Haken mit Bügel befestigte Wappenschilde. Rotmarmor.

Maße: H. 213 cm, B. 107 cm, Bu. 3,5-2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. Dissen stain Hat Jn seiner Löbzeit Machen Lassen Der / Erwar vnd firnemba) Wollff Reidmaier Purger ∙ / vnd Lotterer alhie Der gestorben Jst Den <---> <den / 31b) Januari> Anno Do(min)i 160<8> starb Die Erntugenthafft / frau Catharina Moricin von Rip in dennemark1) / gepirdig sein erstic) Hausfrau sambt irn ellich kindernd) / An(n)o do(min)i 16<..> starb die erntugesambc) frau vrssula / <---> seine) Anderef) hausfrau sambt ihr(e)n khindern <---> / Anno Do(min)i 160<---> starb der Erwar vnd firnemb Martin / Reidmair Purger vnd Lotterer . alhie Den <---> An(n)o do(min)i 1 . 60/<---> starb die Erntugenhaftc) frau Anna zinspergerin seine ehlich / hausfrau den <---> sambt irn ellichen ∙ Khindern gott verleiche / Jnnen vnd vns allen ain fröliche auffersteung ∙ vnd ain Ebig läben ∙ / Ameng)

Wappen:
Reitmaier2), Reitmaier Wolfgang3), Reitmaier Martin4), Zinsperger5).

Kommentar

Die Fraktur erinnert im Schriftbild noch weitgehend an den gitterförmigen Charakter der Gotischen Minuskel (vgl. Einleitung 35).

Wolf und Martin Reitmaier bezeichnen sich auf ihrer Grabplatte als Bürger von Rotthalmünster und Lotterer. Sie waren also Loderer, Tuchmacher vermutlich mit einer Spezialisierung zur Herstellung von Lodenstoffen6).

Textkritischer Apparat

  1. n in Form eines Versals.
  2. Auf der Rahmenleiste. Der Nachtrag verkennt das geplante Formular der Ursprungsinschrift, das an dieser Stelle das Sterbedatum Wolf Reitmaiers vorsah.
  3. Sic!
  4. n kleiner, teilweise auf der Rahmenleiste.
  5. Ab hier Zeilen in kleinerer Schrift.
  6. Letztes e kleiner unter die Fahne des r gestellt.
  7. Auf dem Rahmen, zentriert, bei m ein Schaft zu viel.

Anmerkungen

  1. Wohl Ribe, Kommune Esbjerg, Region Syddanmark/Dänemark.
  2. Heraldisch rechtes Wappen unten: Auf einem nach links schreitenden Pferd ein Mann mit Stab in den Händen, auf seinem Haupt eine Kufe.
  3. Heraldisch linkes Wappen unten: Auf einer Kufe eine Marke: Sturzsparrenkopfschaft mit Mittelkreuzsprosse, aus vorderer Fußstrebe und Kreuzstrebe, sowie dahinter gestelltem R gebildete Initialen W R.
  4. Vor der im rechten Feld mit Darstellung der Familie knienden großen männlichen Figur: Marke in Schild: Sturzsparrenkopfschaft mit Mittelkreuzsprosse, am Schaftfuß die ligierten Initialen M R.
  5. Vor der im rechten Feld mit Darstellung der Familie knienden großen weiblichen Figur: Marke in Schild: Sturzsparrenkopfschaft mit Mittelschragen auf einem horizontal liegenden Rechteck mit jeweils dreieckig nach innen geschobenen Seiten.
  6. Vgl. Palla, Verschwundene Arbeit 200f.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 251f., Fig. 153.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 332 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0033208.