Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 268 Asbach, Gde. Rotthalmünster, Pfk. St. Matthäus (ehem. Benediktinerabteik.) 1575

Beschreibung

Sterbeinschrift für den Abt Gabriel Dorner auf einer Epitaphplatte. Innen, Südseite, dritte Seitenkapelle von Osten, Südwand. Hochrechteckige Platte, eingeteilt in drei Zonen. Oben in einer Muschelnische, unter einem von in der Mitte unterteilten, in sich gedrehten, mit Blattwerk verzierten Säulen getragenen Bogen, das Gewände mit Perlstab und Festons verziert, in den Zwickeln je ein Putto, Relief Marientod, in der Wölbung Gottvater, darunter, durch ein Gesims abgeteilt, weiteres Relief, der Konvent vor Christus in der Rast kniend: am linken Bildrand Christus mit Dornenkrone sitzend, den Kopf in die Hand gestützt, rechts in der Bildmitte Abt mit Mitra, Pluviale und Abtsstab, kniend, in betender Haltung Christus zugewandt, hinter ihm fünf Mönche in Kukulle, kniend, die Hände gefaltet, vor dem Abt auf dem Boden Wappenschild, zwischen Christus und Verstorbenem Schriftband mit Inschrift (I), erhaben darunter ohne Rahmung Inschrift (II). Rotmarmor. Die Ränder der Platte leicht mit Putz verschmiert.

Maße: H. 228 cm, B. 119 cm, Bu. 3 cm (I), 4 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (I), Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/4]

  1. I.

    O // bone Jhesv // Miserere // nobisa)

  2. II.

    REVERENDVSb) IN IESV CHRISTO PATER AC GRATIOSVS / DOMINVS D(OMI)N(V)S FRATER GABRIEL DORNER DE RAVENS=/PVRGA HVIVS VENERABILIS CAENOBIJ ASPACENSIS / ABBAS OBIIT II ID(VS)c) IVLIJ ANNO . M . D . LXXV . CVIVS ANIMA / PERPETVO APVD CHR(IST)VMd) VIVAT AMENe)

Übersetzung:

Oh, guter Jesus, erbarme Dich unser. (I)

Der hochwürdige Vater in Christus und geliebte Herr, Herr Frater Gabriel Dorner aus Ravensburg, dieses ehrwürdigen Klosters Asbach Abt, starb am zweiten Tag vor den Iden des Juli im Jahre 1575. Seine Seele möge in Ewigkeit bei Christus leben. Amen. (II)

Datum: 1575 Juli 14.

Wappen:
Abt Gabriel Dorner1).

Kommentar

Die Kapitalis gehört einer kleinen lokalen Schriftgruppe an, die besonders durch die Verwendung des spiegelverkehrten N auffällt und mit Abt Gabriel Dorner in Verbindung zu stehen scheint (vgl. Einleitung 32).

Halm ordnet das Stück in die Zeit um 1525/30 ein und konstatiert den Einfluss Stephan Rottalers2), während Kdm das Epitaph in abgeschwächter Form nur in die erste Jahrhunderthälfte datiert. Es finden sich tatsächlich gewisse Details auch bei Rottaler wie kleine Putten, Segmentbogen, Muschelnische und verzierte Säulen3).

Eine Datierung des Denkmals vor 1550 würde bedeuten, dass das Epitaph zu Zeiten entstanden sein müsste, in denen der inschriftlich genannte Gabriel Dorner noch gar nicht im Kloster Asbach war (er legte die Profess 1538 ab4)). Somit müsste das Relief in einem anderen Zusammenhang angefertigt worden sein, darauf deutet jedoch nichts hin. Dorners Wappenschild ist in das Relief integriert, und am Original sind keine Spuren einer nachträglichen Bearbeitung zu sehen. Das Epitaph kann daher erst in der Abts-Zeit Dorners entstanden sein.

Gabriel Dorner wurde nach der Resignation des Abtes Markus Stauffer (vgl. Nr. 252) von der herzoglichen Visitationskommission 1566 zum Administrator von Asbach bestimmt. Ein Jahr später wurde er in kanonischer Wahl zum Abt gewählt und 1568 konsekriert. Er stammte aus Ravensburg/B.-W. und war Konventuale des Klosters. Die äußeren Umstände, so zum Beispiel eine Pestwelle und mehrere schwere Unwetter, die Kirche und Konventsgebäude in Mitleidenschaft zogen, erschwerten Dorner die Ausübung seines Amtes und trugen dazu bei, dass Asbach am Ende seiner Regierungszeit ohne Barvermögen und mit ruinösen Gebäuden versehen war5).

Textkritischer Apparat

  1. Schriftzug durch Knick im Band unterbrochen; letztes s spiegelverkehrt.
  2. Vergrößerter Anfangsbuchstabe.
  3. us-Haken über dem D.
  4. Nomen sacrum XPVM.
  5. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 37.
  2. Halm, Süddeutsche Plastik II, 146.
  3. Vgl. hierzu beispielsweise ein gesichertes Werk Rottalers bei Liedke, Baumeisterfamilie Rottaler 96-99: Ingolstadt, Franziskanerklosterkirche, Epitaph für Hans und Dorothea Esterreicher (1518-1520), vgl. auch DI 99 (Ingolstadt) Nr. 114.
  4. Vgl. Krick, Stabile Klöster 81.
  5. Putz, Benediktiner-Abtei 85f.

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 53, Fig. 27.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 268 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0026801.