Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 248 Ortenburg, Schloss 1567

Beschreibung

Bauinschrift des Grafen Joachim von Ortenburg auf einem dreiteiligen Denkmal. Innenhof, Ostwand, südlich über dem Portal. Dreiteiliger Aufbau, oben halbrunder Aufsatz mit Wappenschild umgeben von Beschlagwerk und Fruchtgehängen, darunter durch Gesims abgeteilt querrechteckige Tafel mit Inschrift zwischen zwei breiten Leisten, unten halbrund abgeschlossener Unterhang mit Festons. Denkmal von Profilrahmen umgeben. Rotmarmor.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ARCEMa) HANC ANTIQVISS(IMAM)b) ET / STEMMATIS ET NOMINIS SVI SE=/DEM, TOT SECVLORVM VETVSTATE / VARIISQVE CASIBVS AFFLICTAM; / ILLVSTRIS COMES IOACHIMVS IN / ORTENBVRG: ETC(ETERA) PARTE ORIEN=/TALI INSTAVRARI FVNDITVS RE=/NOVARI RELIQVAE CVRAVIT AC PIE / POSTERITATI COMMENDAVIT . / ANNO A NATO CHRISTO / M . D . LXVIIc)

Übersetzung:

Diese sehr alte Burg, Sitz seines Stammens und Namens, die durch das Alter so vieler Jahrhunderte und durch verschiedene Ereignisse heruntergekommen war, ließ der erlauchte Graf Joachim von Ortenburg usw. im östlichen Teil von Grund auf wiedererrichten und die übrigen Teile renovieren und hat sie fromm der Nachkommenschaft empfohlen im Jahre nach Christi Geburt 1567.

Wappen:
Ortenburg.

Kommentar

Das Schriftbild der Bauinschrift wirkt durch den Wechsel von geraden und leicht schräggestellten Buchstaben unruhig. Einzelformen weichen dadurch auch vom klassischen Vorbild ab. So ist beispielsweise der obere E-Balken länger als die beiden anderen, der Schaft an manchen Stellen etwas schräg. C neigt sich ebenfalls nach rechts. Der linke M-Schaft ist abwechselnd senkrecht und rechtsschräg, der Schrägschaft des N sogar geschwungen. Bögen stehen oben häufig nach links über, das D ist offen.

Dinzinger schlägt eine etwaige Zuweisung an Christoph Stiber vor1). Die oben beschriebene Schriftausprägung findet sich jedoch nicht auf weiteren Stiber zugeschriebenen Stücken (vgl. Einleitung 32).

Die mittelalterliche Burg Ortenburg wurde im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 fast völlig zerstört. Ein Wiederaufbau erfolgte erst unter Graf Joachim in den Jahren 1562 bis 1575. Die Reste der mittelalterlichen Vorburg wurden im Zuge der Bauarbeiten abgerissen und durch Nebengebäude und Stallungen ersetzt. Der Innenausbau des Schlosses zog sich bis in die Zeit Graf Friedrich Casimirs hin.

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstaben bei tragenden Worten vergrößert.
  2. Verschreibung bei Q: zunächst wohl R, Q daraus verbessert.
  3. Die letzten beiden Zeilen zentriert; am Beginn und am Ende der letzten Zeile Rankenornament.

Anmerkungen

  1. Vgl. Dinzinger, Hans Pötzlinger 168.
  2. Fuchs, Ortenburg 12-14.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 245, 249, Fig. 188; Schellnhuber, Schloß 29 (deutsche Übersetzung).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 248 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0024807.