Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 247 Rotthalmünster, Pfk. Mariä Himmelfahrt 1566

Beschreibung

Grabinschrift für Diepold Auer von Tobel und seine Ehefrau Agatha, geb. vom Holz, auf einer Wappengrabplatte. Außen, Langhaus, Südwand, östlich des Südportales, zweite Platte von Westen. Hochrechteckige Platte, oben in Rollwerkrahmen Schrifttafel mit Grabinschrift (I) und Stifterinschrift (II), darunter durch ein Gesims abgetrennt, Wappenrelief mit Ahnenprobe. In der Mitte Vollwappen in einer Muschelnische, in den Bogenzwickeln Engelsköpfe, links und rechts am Rand Leisten mit je vier Ahnenwappen mit zweizeiligen Beischriften (III), heraldisch rechts Wappen des Mannes, heraldisch links Wappen der Frau, oben zugeordnet durch Brustbild der Verstorbenen. Rotmarmor.

Maße: H. 240 cm, B. 121 cm, Bu. 4 cm (I), 3,5 cm (II), 2 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (I), Kapitalis (II, III).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    Hie ligt begraben der Edl vnd Vest / Thiebold Awer zu Tobl vnd Kleberg / pfleger zu griespach der jn Chr(ist)o seligklich / entschlaffen ist de(n) erst(en) februarii Jm ∙ 1∙ 5 ∙ 66 ∙ / Auch ligt alhie die Edl vnd Tugenthafft / fraw Agatha sein hausf(rau) ain geborne vo(n) / holcz welche der Almechtig gott auf de(n) ∙ 10 / Julij des 62 Jars aus dise(m) zergengkhlich(en) / leb(en) mit gnad(en) abgeuoderta) Gott welle / Jn(en) bed(en) gnedig vnd Barmherczig sein / auch ain fröhliche auferstehung verleich(en)

  2. II.

    PARENTIBVSb) DE SE OPTIME MERITIS ∙ V ∙ FILY SVPER=/STITES FIDE IN SE COLLATAE MEMORES MAESTISSIMI / FIERI FECERVNT ∙

  3. III. Wappenbeischriften Ahnenprobe:

    STEFFAN / AVER1) HANS VOM / HOLCZ2) 
    DORETHEA / KALLINGERI(N)3) CHRISTINA / V(ON) RIEXING(EN)4) 
    ANASTASIA / OTTE(N)P̣(ẸṚ)G̣ẸṚI(N)5) AGNES VON / DRICHTHAVS(EN)6) 
    OTILIA / RORERIN7) ANNA VON / WENINGENc)8) 

Übersetzung:

Ihren um sie sehr verdienten Eltern haben die fünf überlebenden Kinder, einander in Treue verbunden, überaus traurig dies als Andenken machen lassen. (II)

Kommentar

Über die Schrift kann das Denkmal einer anonymen lokalen(?) Gruppe zugeordnet werden (vgl. Einleitung 29).

Diepold Auer von Tobel war ein Sohn des Stefan und der Dorothea, geb. Kallinger. Sein Großvater war Wilhelm Auer von Tobel, der mit Anastasia, geb. Ottenberger, verheiratet war. Ottilia, geb. Rorer, muss nach der üblichen Form der Ahnenprobe seine Großmutter mütterlicherseits, also die Mutter der Dorothea, geb. Kallinger, gewesen sein. Diepold heiratete um das Jahr 1530 Agatha, die Tochter des Hans vom Holz und der Christina, geb. von Riexingen. Nach der Ahnenprobe auf dem Denkmal müsste Hans vom Holz ein Sohn der Agnes von Drichthausen gewesen sein. Die Genealogie der vom Holz ist jedoch mit den Angaben der Wappenbeischriften nicht in Übereinstimmung zu bringen. Der Vater der Agatha vom Holz, Hans Syfried vom Holz, war zwar mit einer Agnes verheiratet, diese stammte aber nicht aus dem Geschlecht der Drichthauser, sondern aus dem der von Triftshausen. Zusätzlich verkompliziert wird die falsche Angabe auf dem Stein, da auch die bildlichen Darstellungen der Wappen nicht stimmen. Das bei der falschen Namensnennung Agnes von Drichthausen gezeigte Wappen ist weder das der Drichthauser noch das der von Trifthausen, sondern das der Urgroßmutter väterlicherseits der Agnes vom Holz, Barbara (?) Rau von Winnenden, Ehefrau des Hans vom Holz (†ca. 1426/29). Richtig, wenn auch in leicht abweichender Schreibung genannt, ist die Großmutter mütterlicherseits Anna, geb. von Venningen (auf dem Stein Weningen). Sie war die Mutter der Christina von Riexingen und Ehefrau ihres Vaters Georg9).

Diepold und Agatha Auer hatten fünf Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten, Dorothea, verh. Paumgarten, Christoph, Wolf Seyfried, Pfleger auf dem Oberhaus10), Wilhelm, Domherr in Salzburg, und Julius, Dompropst in Passau. Diepold Auer war von 1547 bis zu seinem Tod am 1. Februar 1566 Pfleger in Griesbach11). Sein Sohn Christoph folgte ihm als Pfleger nach.

Für Diepold und Agatha gibt es in Rotthalmünster eine weitere Wappengrabplatte (vgl. Nr. 242).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  3. Vergrößerte Anfangsbuchstaben, außer bei AVER und bei ANNA.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA1 8.
  2. Siebmacher Wü 8.
  3. Siebmacher BayA1 186.
  4. Siebmacher WüA 137.
  5. Siebmacher BayA1 115.
  6. Durch einen mit drei Rosen belegten Schrägbalken geteilt. Wappen der Rau von Winnenden (Siebmacher WüA 22) s.o. Kommentar.
  7. Siebmacher BayA1 173.
  8. Siebmacher Bay 68 (Venningen).
  9. Für den Hinweis auf die fehlerhafte Darstellung auf dem Stein sei Eberhard Braun, Rotthalmünster, für Hilfen bei der Auflösung der Ahnenprobe Harald Drös, Inschriftenkommission Heidelberg, herzlich gedankt. Zur Genealogie der vom Holz vgl. Holtz, Generalfeldzeugmeister, besonders die Stammtafel, allerdings ohne Nennung der Agatha.
  10. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 710†.
  11. Ferchl, Behörden 273.

Nachweise

  1. Leonhardt, Salzachgebiet 135, Abb. 78; Kdm NB XXI (Griesbach) 253f.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 247 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0024709.