Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 241 Steinkirchen, Ortenburg, ev. Kirche 1562

Beschreibung

Grabinschrift für Hans Geidinger und seine Ehefrau Margareth, geb. Geschat (Beschat)1), auf einem Epitaph. Innen, Chor, Südwand, erstes Joch von Westen, erstes Epitaph. In einer gemalten, roten Rahmenleiste hochrechteckige Platte mit abgetreppter Rahmenleiste, in der oberen Hälfte Relief Dreifaltigkeit, links Gottvater mit Weltkugel, rechts Christus mit Kreuz, in der Mitte Heilig-Geist-Taube, darunter in einem Wolkenmedaillon die Halbfigur einer jugendlichen Gestalt mit Flügeln, die Hände vor der Brust gekreuzt, evtl. eine Darstellung der Seele, im Hintergrund Wolken, in den Wolkenlücken weitere geflügelte Figuren, der Trinität zugewandt, darüber querrechteckige Schrifttafel mit Rollwerk an den Seiten, darauf Bibelzitat (II), auf dem Rand der Platte darüber Angabe dieser Bibelstelle (I); unter der Dreifaltigkeitsdarstellung ohne Abgrenzung links der Verstorbene, vor ihm zehn Söhne in zwei Reihen, hinten fünf, die das Erwachsenenalter erreicht haben, alle mit Wams, Hosen, pelzverbrämtem Mantel und Schwert, davor weitere fünf, als Kinder dargestellt in Wams und Hosen, wohl früh verstorben oder die Enkelgeneration2), rechts die Ehefrau mit zwei Töchtern in plissiertem Mantel und Bündlein, die Figurengruppen jeweils auf einem durchgängigen Podest kniend, mit gefalteten Händen; unter dem Relief eine queroblonge Inschriftenkartusche im Rollwerkrahmen mit Grabinschrift (III); im unteren Viertel der Platte Relief zwei Vollwappen, jeweils in einem Lorbeerkranz, gleichsam mit einem Bändchen an der Schriftkartusche aufgehängt. Rotmarmor. Ränder der Platte leicht beschädigt.

Maße: H. 199 cm, B. 103 cm, Bu. 1,3 cm (I, II), 2 cm (III).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

    Johannis am 6 Cap(itel)

  2. II.

    Das ist der will des vatters der mich gesandt hatt das ich nichts / verlier von allem das er mir gegeben hatt . Sonder das ichs / aufferwecke am Jungsten tag . Das ist aber der will des der mich / gesanndt hatt . das . Wer den son sichet vnnd glaubet an in habe / das ewige leben vnd ich werde in aufferwecken am Jungsten tag

  3. III.

    Hie ligt begraben der Ernuest vnd Fürnäm Hannss geiding=/er Mauthner vnd gewester Hoffwirth zue Darfpach . der ge=/storben ist den . 16 . Aprillis Im . 1562 Jara) . / Auch ligt alhie die Edl vnd vest Margareth ain geborne G̣e=/schätinb) sein geidinger Ehlich gewesne Hausfraw so auch in / Gott dem Herrn entschlaffen den <11 tag Augusti ∙ Im 79 Jar> / der Allmechtig Gott wöll Inen durch Christum vnsern Erlö=/ser vnd Säligmachers genedig vnd Barmhetzigc) sein.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

    Joh 6, 39f. (II)
Wappen:
Geidinger3), Geschat4).

Kommentar

Das Epitaph wurde von Gertraud Dinzinger dem Renaissancebildhauer Hans Pötzlinger zugewiesen, von dem auch die Kenotaphe für Anton und Joachim von Ortenburg (vgl. Nr. 272, 280) stammen. Dinzinger datiert das Epitaph aus stilistischen Gründen in die Zeit zwischen 1577 und 1578, was aus inschriftenpaläographischer Sicht nicht auszuschließen ist (vgl. Einleitung 34).

Hans Geidinger war Hofwirt zu Dorfbach (heute Gde. Ortenburg)5). Geidinger war Mautner, d.h. herzoglich bayerischer Beamter, in Dorfbach6). Das Denkmal in Steinkirchen weist auf eine lutherische Gesinnung zumindest der Ehefrau hin.

Textkritischer Apparat

  1. Rest der Zeile nach dem Quadrangel frei.
  2. Der Versal ist nicht eindeutig zu identifizieren, nahe liegen G und B.
  3. Sic, r fehlt.

Anmerkungen

  1. Der Versal ist nicht eindeutig zu lesen, Geschät, Beschät etc. Dinzinger bietet Beschal. ä und t sind jedoch eindeutig zu lesen.
  2. Vgl. z.B. das Epitaph für Georg Hörwärtl (Nr. 410).
  3. Auf schräggeteiltem Schild ein Löwe. Oberwappen: Löwenrumpf zwischen Büffelhörnern. Gleiches Wappenbild auf dem Grabmal für Sebastian Geidinger (Nr. 306) und dem Verkaufsbrief von 1612, in dem Wolf Geidinger, Bürger zu Ortenburg das Seifriedlehen dem Kloster Fürstenzell verkauft, auf der aufgedrückten Petschaft, vgl. vgl. KU Fürstenfeld 923, vgl. monasterium.net URL (http://www.monasterium.net/mom/DE-BayHStA/KUFuerstenzell/923/charter eingesehen am 13.01.2022); nach Frank, Standeserhebungen 2, erhielt Hans Geidinger aus Dorfbach in Bayern am 5. November 1560 einen Wappenbrief.
  4. Eine Hellebarde. Oberwappen: Flug mit der Hellebarde belegt.
  5. Zu Dorfbach vgl. auch HAB Altbayern I, 19 (Griesbach) 98f.
  6. Vgl. Grabdenkmäler 30.

Nachweise

  1. Kdm NB XIV (Vilshofen) 311; Grabdenkmäler 52, Nr. 21 (mit Abb.); Dinzinger, Hans Pötzlinger 181-185; Wieland, Grabdenkmäler 422 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 241 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0024101.